Im Wald aufwachen, auf dem Berg einschlafen

Zweiter Tag unserer Schwarzwaldreise. Es ist 6 Uhr morgens am Freitag, ich liege hinten im Bett des Wohnmobils und lasse den Donnerstag Revue passieren. Es ist kalt im Kasten, aber unter den Decken kuschelig warm. Wir sind um zehn schlafen gegangen, daher bin ich jetzt ausgeschlafen. 

Wir stehen auf einem kleinen Waldparkplatz mitten im Schwarzwald bei Triberg. Ich bin recht bald aufgestanden, kurz aufs Klo, die Heizung eingeschaltet und Wasser für den Kaffee aufgestellt. Durch das Dachfenster über dem Bett habe schon im liegen gesehen, dass der Himmel wolkenlos ist. Der Blick aus dem Seitenfenster zeigt Sonnenstrahlen auf dem Waldboden. 

Der erste Kaffee des Tages, dann ins Bad, was für ein Luxus. Ingrid anschließend. Die beiden jungen Frauen mit dem Hund haben tatsächlich in ihrem PKW geschlafen und frühstücken draußen in der Kälte. Aus dem Hochdach-Transit kommt noch kein Lebenszeichen. Kurzer Rundgang über den Platz und wir starten. Ingrid hat die Donauquelle in der Nähe geortet, da wollen wir als erstes hin, anschließend zum Titisee, denn wir zu Fuß umrunden wollen. Zur Quelle, Breg, führt die Straße weiter. Nach ein paar hundert Meter kommen wir raus aus dem Wald. Sonne, Schnee und eine weite Landschaft. Plötzlich ein Schild: maximale Breite 1,80 Meter. Bis ich das registriere, sind wir schon zehn Meter weiter. Stopp. Rückwärts bis zu einer kleinen geräumten Wegeinmündung. Jetzt die ganze Strecke zurück, auch die von gestern Abend, bis zur Bundesstraße und dort bis nach Furtwangen. Hier führen erst eine Nebenstraße und dann ein gut befahrener enger Wirtschaftsweg nach Breg. Der Weg erinnert an eine schottische Single Track Road, nur dass die Autofahrer hier nicht grüßen und sich bedanken, wenn du anhältst und sie vorbeilässt, sondern so tun, als sähen sie dich nicht.

Oben ist ein Langlaufgebiet, es sind auch einige Läufer am Start. Aber insgesamt ist es leer, die Gasthäuser geschlossen. Der Weg zur Quelle führt ein Stück den schneebedeckten Abhang hinunter, gleich hinter dem Hotel. Ansonsten eine kleine Kapelle, in Besitz der Hoteliersfamilie, noch ein Gasthaus, geschlossen, fünf Hunde lassen es sich im Garten gut gehen. Der Teerweg führt weiter in die Landschaft, überall sind Höfe und Weiler, überall leben Menschen.

Wir fahren zurück nach Furtwangen, Furtwängle gäbe es alternativ zur Auswahl, und weiter nach Titisee. Die Parkplatzsuche ist wieder einmal nicht einfach, obwohl der Ort leer ist. Wohnmobile sind nicht gerne gesehen. Am Ortsrand ein riesiger Parkplatz, umzäunt und beschrankt. Wir ziehen ein Ticket und haben die Wahl zwischen tausenden freien Plätzen. Kaum ausgestiegen, kommt einer und sagt: hier könnt ihr aber nicht übernachten. Wollen wir auch nicht, wir haben noch viel vor. 


Der Weg zum See führt durch die verwaiste Touristenhochburg. Ich war hier schon einmal gewesen, 1998 auf der Fahrt zum Van Morrison-Konzert nach Lörrach. Damals waren vorzugsweise ältere Busreisende hier und viele Souvenirstände geöffnet. Ingrid hat den Rundweg um den See recherchiert, sechs Kilometer. Er fängt am Ufer an, führt durch eine häßliche verrammelte Unterführung und mündet dann an der Autostraße, um die nächsten Kilometer sein Dasein als Bürgersteig zu fristen. Hinter dem See erst wird er zum Teerweg, der mehrere geschlossene Campingplätzen anschließt und dann endlich zum Uferweg wird. Nach 90 Minuten sind wir wieder am Auto, zahlen drei Euro und entdecken eine Entsorgungsstelle am anderen Ende des Parkplatzes. Nix wie hin, egal, ob wir danach nicht mehr mit dem Ticket rauskommen.

Ein Halbintegrierter besetzt gerade die Entsorgungsstation. Wir warten. Dann schnell ran, Klo raus, auskippen, den Rüssel in den Abfluss und per Taste Wasser anfordern. Schon ist die Toilettenbox leer und sauber. Jetzt das Grauwasser ablassen. Hebel ziehen, Wasser läuft, fertig. Das war’s. Frischwasser gibt’s nicht, brauchen wir auch noch nicht. Nix wie zur Schranke, Karte rein, Schranke geht hoch. Noch rechtzeitig. 

Jetzt nach Schluchsee. Richtung Feldberg, den Gipfel immer im Blick, dann links ab. Bald ist Schluchsee erreicht, erst der See, dann der Ort. Am Ortseingang ein Campingplatz, davor eine Parkmöglichkeit mit Blick auf den See. Den steuern wir an. Schiebetür auf, Kaffee gekocht, Kuchen geschnitten. Ich setze mich in die geöffnete Schiebetür, Ingrid auf einen der Hocker. Der Fahrer eines Pössl Vario schaut vorbei, um ein bisschen zu fachsimpeln. Sein Auto ist auch ganz neu, ein kurzer mit Hochdach und Doppelbett unter dem Dach. Beeindruckend, was alles auf 5,41 Meter Länge möglich ist.

Wir wollen jetzt näher an der Ortsmitte parken. Viele Parkplätze, fast alle leer, alle für Wohnmobile verboten. Toll. Dann lassen wir Schluchsee halt unbesucht. Und tschüss. Dafür halten wir in Seebrugg und laufen ein bisschen auf und ab. 

Jetzt heißt es Stellplatzsuche. Der erste mögliche Platz ist leider nicht zugänglich. Wir fahren bis zum nächsten Ort, Häusern. Dort rechts hoch an den Waldrand. Eine Kapelle, ein großer Spielplatz und viel Stellfläche. Leider abschüssig. Noch sind einige Autos und Leute da, Kinder spielen. Wir parken erst einmal und schauen uns um. Toller Blick ins Tal und auf den Ort. Wir drehen noch eine Runde durch den Wald, es ist noch hell. Gehen am Ende noch in die Kapelle. Jetzt sind alle weg und wir parken um. Es ist steiler als ich erhoffte. Sechs Grad Neigung nach vorne in der Längsrichtung. Quer ist es plan.

Ich habe extra große Keile gekauft. Es waren zwar kleine Keile beim Auto dabei, darüber habe ich mich sehr gefreut, aber dann doch große mit drei Stufen gekauft. Die probieren wir jetzt aus. Kofferraum auf, Keile raus - Moment: keine Keile da. Vergessen? Verloren? Keine Ahnung, das können wir erst zuhause rausfinden. Jetzt muss es ohne gehen. Also schräg stehen bleiben.

Es ist schon Zeit zu kochen. Es gibt Vollkornpenne mit Tunfischsoße. Thunfisch aus der Dose, wohlgemerkt. Zwiebeln dünsten, Thunfisch mitdünsten, Gemüsebrühe dazu, etwas vegane Creme, würzen, fertig. Dazu mache ich den restlichen Feldsalat mit einer Tomate und zwei Champignons, der Einfachheit halber gleich in Portionsschälchen. Alles schmeckt gut. Hinterher gibt’s ein Glas Rotwein. 

Als es noch hell ist, kommt noch ein Auto. Ein junges Paar sucht wohl einen ruhigen Platz für ihr Miteinander. Zeit für uns, die Rollos zu schließen. Rundherum geschlossen sieht uns keiner mehr. Der Vorhang hinter dem Bett an der Hecktür ist ohnehin der Hit. Schafft Gemütlichkeit und hält warm. War beim Dexter serienmäßig. Ist üblicherweise im Zubehörhandel zu kaufen.

Um zehn ist Schicht. Angenehme Müdigkeit, noch ein bisschen im Bett lesen. Mir fallen schnell die Augen zu. Das Bett ist heute schon schräg. Aber egal. Gute Nacht.


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