Von Zons aus zum Caravan Salon und nach Köln

Die Fahrt führt mich nach Düsseldorf zum CaravanSalon 2021 - wobei ich mich entscheide, nicht vor Ort, sondern im Naturschutzgebiet Zonser Grind bei Dormagen zu übernachten und mit dem Fahrrad nach Düsseldorf zu fahren. Zwei Tage mit privaten Besuchen in Köln hänge ich dran. Das Wohnmobil gibt mir dabei die optimale Freiheit und Beweglichkeit.

Der Caravan Salon in Düsseldorf findet in diesem zweiten Coronajahr tatsächlich wieder unter Besucherbeteiligung statt. Im letzten Jahr wäre ich gerne dort gewesen, um mein im Internet gewonnenes Bild über den Kastenwagenmarkt  durch reale Eindrücke zu vertiefen, habe aber verzichtet. In diesem Jahr traue ich mich hin - nach meiner vollständigen Impfung und im Vertrauen auf ein gutes Hygienekonzept.

Das Ticket ist online gebucht, ob ich auf den Stellplätzen am Messegelände übernachten soll? Das ist mir vielleicht zu viel des Guten. Ich stelle fest, dass auch die Campingplätze rund um Düsseldorf schnell ausgebucht bzw. durch die Veranstaltung überteuert sind und entscheide mich, lieber ein bisschen weiter weg zu übernachten und mit dem Fahrrad zur Messe zu fahren. Meine Wahl fällt auf Google Maps auf den Zonser Grind, ein Naturschutzgebiet bei Dormagen, hier gibt es direkt am Rheinufer einen kleinen Campingplatz. 

Ohne Voranmeldung fahre ich hin, Spontaneität ist mir lieber, als mich festlegen zu müssen. Wenn kein Platz frei ist, fahre ich weiter, irgendeinen Platz werde ich schon finden. Ich fahre Montag vormittag los. Schon vor Limburg fängt das Navi an, mir ständig neue alternative Routen rund um Köln vorzuschlagen. Ich ignoriere auch hier jede Festlegung, bevor ich am Heumarer Dreieck bin, und bleibe hier einstweilen auf der A3, statt, wie vorgeschlagen, den Umweg über den Kölner Ring, A4 und A1, zu nehmen. Hier ist die Autobahn überfüllt und der Verkehr stockend, soweit ich zurückdenken kann, und das sind schon einige Jahrzehnte. Die Bahn wurde stetig breiter, heute komme ich über die beiden rechten der vier Spuren schneller voran als diejenigen, die sich auf den linken Spuren den Platz streitig machen. In Leverkusen geht es dann kurz in westlicher Richtung auf die A1, dann über die A59 nach Norden. Auf der herrscht kaum Verkehr. Über die A46 Richtung Neuss und den Rhein überquert, dann nach Süden auf die B9. 

Schnell ist Dormagen erreicht. Links und rechts Gewerbe, der Rhein ist dicht dran. In Stürzelberg geht es links ab, erst durch den Ort, dann rein in das Naturschutzgebiet Grind, über mehrere Kilometer einen geteerten Weg entlang, bis dann direkt am Ufer das Fährhaus Pitt-Jupp auftaucht. Vorher schon sind viele dauergeparkte Wohnwagen zu sehen, ebenso rund um das Gasthaus. Hinter dem Haus sind Leute zugange. Ich steige aus, der große junge Mann mit den Insignien des Biertrinkers schaut mir schon freundlich entgegen. Platz ist noch vorhanden. Kurz rein in die leere Gaststube zum registrieren, dann wird mir gegenüber eine freie Fläche auf dem Rasenplatz zugewiesen. Strom brauche ich nicht. Für WC und Duschraum hinter dem Gasthaus erhalte ich gegen Pfand einen Schlüssel. 

Auf dem vorderen Teil des Bereiches für die sogenannten Kurzcamper stehen ein paar Caravans. Die junge Familie mit Kind, an denen ich dicht vorbei muss, schaut demonstrativ durch mich durch. Auch gut.  Der Betreiber heißt nicht mehr Jupp und hat den Platz erst vor kurzem übernommen. Dauercanper stellen das Hauptgeschäft da, der Bereich für meinesgleichen ist noch sehr neu und im Aufbau. Das Fahrrad runter vom Heckträger, Markise ausfahren, Tisch und Stuhl raus, fertig bin ich. 

Nach meinem mittäglichen Intervallfastermüslifrühstück bin ich bereit für die Abenteuer des Tages. Ich schaue mir erst die unmittelbare Umgebung des Platzes an, der zieht sich sehr weit hin, ich komme gar nicht bis ans Ende. Ein weiteres Lokal taucht am Ufer auf, es sieht aber längst geschlossen und heruntergekommen aus. Überall Wohnwagen. Jetzt fahre ich doch mit dem Rad los, ein paar Kilometer südlich liegt Zons, da will ich hin. Die Strecke ist mir bekannt, sie ist Teil des Rheinradwegs, den wir vor ein paar Jahren bis zur Rheinmündung gefahren sind. 

Dass der Sommer regenreich ist, merke ich an den tiefen Pfützen auf dem Weg, dazu schlammige Passagen. Es ist ungewohnt nach den Jahren überwiegender Trockenheit. Ein paar Radfahrer kommen mir entgegen. Links auf dem Rhein schippern die Frachtschiffe in beide Richtungen. Zons ist schnell erreicht, rechts neben dem Weg ein Gartenlokal mit etlichen Mittagsgästen, links ein Stichweg zur Rheinfähre. Vor dem Ort ein großer Parkplatz mit großzügigem Wohnmobilstellplatz. Der wäre eine Alternative zum Campingplatz gewesen, jedoch will ich den Camper am morgigen Dienstag den ganzen Tag stehen lassen, während ich mit dem Rad nach Düsseldorf fahre, da ist ein bewachter Campingplatz eine bessere Wahl als der unbewachte Schotterplatz, außerdem ist es auf dem Rasenplatz abends schöner zu sitzen als hier. Aber der Stellplatz kostet nur 6 Euro für den Tag, das ist sehr günstig. 

Hinter dem Parkplatz beginnt der Ortskern, er ist für Autos gesperrt. Durch ein Torhaus führt die Straße vorbei an der Stadtmauer, rechts alte Steinhäuser. Ein paar Querstraßen, geradeaus die Burg Friedestrom, dahinter verläuft die Mauer nach Westen weiter. Am Platz ein großes Café mit Plätzen unter Schirmen, daneben ein Museum, es ist nicht viel los. Linker Hand taucht auf der Stadtmauer eine große alte Windmühle auf, leider ist sie nur am Wochenende zu besichtigen. Wieder durch die Stadtmauer, links und rechts tun sich interessante Blickachsen auf, und ich bin raus aus dem Ortskern. Im neueren Ortsteil liegt auch ein Supermarkt, den steuere ich an, um ein paar wenige Lebensmittel einzukaufen. 

Zurück am Platz gibt's erst. mal Kaffee und selbstgebackenen Rüblikuchen, der noch vom Wochenende übrig ist. Abends gehe ich an den Rhein, vor dem Fährhaus liegt ein größerer Strandbereich, außer mir hält sich dort niemand auf. Am gegenüber liegenden Ufer sind mehr Leute unterwegs, dort scheint auch die Abendsonne drauf. Auf dem Rhein fahren geschäftig die Schiffe rauf und runter, das tiefe Tuckern der Schiffsdiesel ist die ganze Nacht über zu hören, ein beruhigendes Geräusch.

Auf dem Platz ist es voller geworden, ein niederländischer VW-Bus mit Aufstelldach, neben mir ein niederbayerischer Wohnwagen mit Paar und zwei Hunden, dahinter ein weiterer VW-Bus und auch noch zwei Kastenwagen. In dem VW-Bus wäre es mir zu zweit ehrlich gesagt zu eng. Und ohne Nasszelle bist du ständig unterwegs zu den Waschräumen des Campingplatzes. Das ist hier zu beobachten. Da bin ich froh, alles Notwendige an Bord zu haben. Wenn ich dann bedenke, was ein VW California kostet! Ohne mich.

Am nächsten Morgen starte ich früh in den Tag. Keine Lust, den weit entfernten Waschraum aufzusuchen, ich dusche im Wohnmobil.  Für mittags bereite ich mein Müsli vor und packe es in Tuppergedöns ein, dann geht es aufs Rad. Die Strecke habe ich zuvor auf Google Maps ausgewählt. Sie führt über Stürzelberg, Uedesheim und dann über die Fleher Brücke, die Autobahnbrücke, über die ich gekommen bin. Hinter der Brücke, das weiß ich noch von der Rheintour, geht es auf einen Uferweg den Rhein entlang nach Düsseldorf. Die Strecke ist im großen und ganzen gut ausgeschildert, aber nicht an allen Punkten gut zu finden. und für ein regelmäßiges Pendeln mit dem Rad etwas umständlich. Einmal passiere ich einen Deich, auf dessen Krone sich ein geteerter Weg befindet. Die Beschilderung will, dass ich ihn umfahre, was ich mangels Ortskenntnis auch mache. Hinterher bin ich schlauer, weil ich feststelle, dass der Weg über den Deich ein paar hundert Meter betragen hätte, der Umweg, den die Wegeführung bedeutet, gut zwei Kilometer betragen hat. Was soll das?

In Stürzelberg muss ich auch erst umständlich die stark befahrene Bundesstraße queren, weil nur auf einer Seite ein Weg für Fußgänger und Radfahrer vorhanden ist. Ein paar Kilometer weiter muss ich die Straße erneut queren. Unser Verkehrssystem ist aufs Auto ausgerichtet, der Rest hat sich unterzuordnen. Hier wie über all sind die Wege entlang der Autostraßen holprig, voller Schlaglöcher und durch Baumwurzeln verursachte Erhebungen. Die Niederlande zeigen uns, wie es besser geht. 

Das Überqueren des Rheins über eine Autobahnbrücke ist ebenfalls kein besonderes Vergnügen, weil die Autos laut und schnell in geringer Entfernung an mir vorbeirasen. Hinter der Brücke führt eine Rampe im Kreis runter ans Ufer, jetzt wird es angenehmer. Es sind auch nicht wenige Räder unterwegs, offenbar auch etliche Berufspendler. Vorbildlich. Die Strecke ist abwechslungsreich, vorbei an Volmerswerth, Hamm, südlich gelegene Düsseldorfer Stadteile, dann dem Rheinbogen folgend am Hafen vorbei und über eine Brückenkonstruktion zum Parlamentsufer, rechts liegen die interessanten Hochhäuser des Medienhafens. 

Vorbei am Landtag und unter einer weiteren Brücke durch, schon befinde ich im am Ufer vor der Innenstadt, die Häuser der Altstadt sind schon zu sehen. Die Lokale an der Promenade sind um diese Zeit noch geschlossen, so dass ich schnell vorankomme. Ein erster Wohnmobilstellplatz, hier sind tatsächlich noch - oder besser: schon wieder - Lücken, hier hätte ich heute einen freien Platz gefunden, aber ich bin zufrieden, nicht in Düsseldorf zu stehen. Unter der Theodor-Heuss-Brücke ein zweiter Stellplatz voller Wohnmobile, ein netter Trubel. Die einen brechen gerade auf, zu Fuß oder mit dem Rad zum Messegelände, andere frühstücken noch in oder vor ihren Fahrzeugen. Hier steht alles herum, viele Kastenwagen, Teil- und Vollintegrierte, ausgebaute LKW, Allradfahrzeuge. Nummernschilder aus ganz Deutschland und den Nachbarländern.

Der Uferweg verläuft jetzt an der vierspurigen Straße entlang, nach wenigen Kilometern ist das Messegelände erreicht. Am südlichen Eingang kann ich das Rad abstellen und an einem Geländer sichern. Vor den Türen haben sich schon Schlangen von Besucher:innen gebildet, doch sie kommen schnell voran. Am Ende der Schlangen hängen die Menschen recht dicht aufeinander, aber die Abstände werden im Verlauf der Schlangen größer, vor allem, weil auf dem Boden die mittlerweile üblichen Abstandsmarkierungen zur Orientierung angebracht sind. Auch tragen alle Besucherinnen und Besucher Masken, ohne Maske kommt niemand auf das Gelände. 

Beim Check-In werden als erstes Impfpässe bzw. aktuelle Coronatests überprüft, dahinter die Tickets. Alles funktioniert automatisch und, falls vorhanden, per Smartphone-App. Ich bin drin. 

Als die Idee, ein Kastenwagenwohnmobil zu kaufen, im letzten Jahr heranreifte, habe ich mir viele Vorstellungen von Fahrzeugen auf YouTube und Produktbeschreibungen auf Herstellerwebsites angeschaut. Wohnmobile in echt bekam ich erst bei unserem Händlerbesuch vors Auge, als wir uns auch gleich für ein Fahrzeug entschieden. Folglich sind die neuen Eindrücke von der Ästhetik und der Haptik von Möbeln, vom Raumgefühl im Auto, der unter den Fingern erfühlte Qualität der Polster, die direkte Anschauung all dessen, was ich vorher nur virtuell wahrgenommen habe, wahnsinnig intensiv. 

Es gibt ja Marken, die unglaublich gehypt werden. Wenn ich mir die Fahrzeuge anschaue, kann ich es nicht recht verstehen.  Dazu sind die in der Regel um ein Viertel bis ein Drittel teurer. Andere machen einen tollen soliden Eindruck, die spielen im Ranking der Marken, soweit ich das feststelle, nicht die erste Geige. Bin ich auch zunächst einmal aufgrund der zahllosen neuen Beobachtungen irritiert, kann ich am Ende des Tages, das sei vorweggenommen, jedoch erleichtert feststellen, dass wir mit unserer Kaufentscheidung alles richtig gemacht haben.

Geschmack ist subjektiv, ob man helle oder dunkle Oberflächen, raue oder glatte Polster mag, Raum- oder Festbad, Quer- oder Längsbett, Skyroof oder kein Skyroof - das liegt im Auge des Betrachters. Die Qualität des Materials und der Fertigung wirken sich auf den Preis aus, zwischen industrieller und manufaktureller Herstellung liegen etliche tausend Euro. Die Erfahrungsberichte der Nutzer zeigen, dass das Teure, vorgeblich Hochwertigere mitunter fehlerbehafteter sein kann als die vermeintliche Massenware. Eine Mängelliste mussten wir nicht erstellen. 

Der sogenannte Naviceiver eines Drittanbieters hatte einen Defekt und wurde ausgetauscht. Das vordere Heki verursacht deutliche Windgeräusche, die mittlere Schublade des Küchenblocks steht zwei Millimeter weiter heraus als die beiden anderen, die Piezo-Zündung der großen Gasflamme war eingeklemmt (und ist längst behoben), die Stromkabel der beiden LED-Leuchtbänder unter den Oberschränken von Küche und Dinette sind sichtbar, die Bezüge der Vordersitze sind nicht optimal auf der Sitzfläche eingepasst, der Fliegenschutz an der Schiebetür hakt fürchterlich, der Druckknopf zur Sicherung der Duschtrennwand hält nicht besonders zuverlässig. Nichts davon ist problematisch. Das Fahrzeug bereitet Freude und bewährt sich immer wieder.

Unser Karmann Dexter verfügt über eine sehr klassische und konventionelle Raumaufteilung: Dinette, links Festbad, rechts Küchenblock, hinten Querbett. Mittelgroße Schränke, überdurchschnittlich großer Stauraum unter dem Bett. Die im Markt üblichen Varianten betreffen das Bett: quer oder längs, vertikal manuell oder elektrisch verstellbar, Lattenroste und Matratzenqualität; das Bad: Fest-, Klapp- oder Raumbad; Dinette: Tischgröße, Vergrößerbarkeit, Befestigung, Kniefreiheit; Küche: freie Blickachse oder nicht. 

Bis vor kurzem war der Stauraum über dem Fahrerhaus üblich, jetzt sind die Skyroofs auf dem Vormarsch, und auch dort, wo es keine gibt, wird die größere Kopffreiheit geschätzt. Die Dieselheizung setzt sich durch. Solarpanel und Lithiumbatterien genauso.

Schon lange gibt es Grundrißspielarten, die das Bad im Heck anordnen (sieht lustig aus, wenn  hinter der geöffneten Hecktür gleich das WC zu sehen ist) und das Bett nach oben verlagern, oder solche, die auf die Sitzbank im Wohnbereich zugunsten des Längsbettes verzichten. Relativ neu sind Kastenwagen der Ducato-/Jumper-/Boxerklasse ohne abgetrennte Dusche und WC - der Vorteil erschließt sich mir nicht - oder, ganz interessant und erstmals gesehen: WC und Duschwannen, die wegzuklappen sind und den Innenraum bei Bedarf vergrößern (für welchen tieferen Zweck, das ist mir nicht klar geworden).

Mir persönlich reicht das Raumangebot eines klassischen Kastenwagens mehr als aus. Dass es sich in der äußeren Form immer noch um einen Lieferwagen, also ein Nutzfahrzeug handelt, finde ich vorteilhaft, denn dadurch fällt das Auto weniger auf. Mit Teil- und Vollintegrierten kann ich nur wenig anfangen, die Nachteile durch die Ausmaße und eine konstruktionsbedingt geringere Stabilität will ich nicht haben. Für mich hat ein Campervan immer noch viel mit Camping zu tun, kampieren, im Freien sein. Auch sind die sechs Meter Fahrzeuglänge meines Ducato in vielen Alltagssituationen schon reichlich unpraktisch, mit einem Sieben- oder Nochmehrmeterungetüm geht Vieles überhaupt nicht mehr. Das wäre nichts für mich.

Und trotzdem habe ich im Bereich der Integrierten interessante Fahrzeuge gesehen, insbesondere die aktuellen Hybriden, die zwischen Kastenwagen und Teilintegriertem eine neue Kategorie bilden. Und natürlich definiert die Klasse der Expeditionsfahrzeuge Platzbedarf ganz anders. Von vornherein Allradantrieb und Bodenfreiheit in das Konzept einzubeziehen, erfordert größere Ausmaße und höheres Gewicht. Die martialische Optik vieler Weltreisemobile empfinde wahrscheinlich nicht nur ich als irritierend. Ich hätte kein gutes Gefühl, mit einem solchen Fahrzeug in einer fragilen Weltregion herumzufahren.

Wohnanhänger haben mich noch nie begeistert. Die optisch erträglichen sind meines Erachtens zu klein, um einen wirklichen Nutzen zu bieten, da sie außer einer zu einem Bett umgestaltbaren Sitzgruppe und einer Miniküche nichts bieten. Jenseits dessen kommen sofort Ausmaße ins Spiel, die das Fahren zu einem Missvergnügen machen. Und das bei einer höchst zweifelhaften Optik. Diese rollenden Spießbürgereigenheime scheinen immer noch das Gros des Angebots auszumachen. Ästhetische und funktionale Gegenentwürfe wie die abgerundeten Eriba-Wohnwagen oder die amerikanischen Aluzigarrenmonster habe ich auf der Messe nicht gesehen. Dafür trieb mir eine eine tropfenförmige Wohnwagenkonstruktion die Tränen in die Augen.

Caravaning war noch nie eine wirklich günstige Angelegenheit. Am Beispiel des VW T6 und sogar des Caddy läßt sich erfahren, dass es nicht zwangsläufig die Fahrzeuggröße ist, die den Preis macht. Die Binsenweisheit, dass jeder Preis getoppt werden kann, ist bei den zum Wohnmobil aufgerüsteten Reisebusplattformen nachzuprüfen. In der Halle, in der diese Ungetüme herumstehen, kommen die Messebesucher:innen nicht nur nicht in die Fahrzeuge hinein, sie kommen kaum in deren Nähe. Anders als in anderen Hallen sucht das Standpersonal auch nicht den Kontakt, nicht mal den Augenkontakt. Sie tragen die Nasen sehr hoch.

Dafür dürfen wir hinter der Absperrung einen neidvollen Blick auf die glänzenden Riesen werfen. Einen PKW im Bus mitzutransportieren, ist unbedingt notwendig. Aber keinen ordinären Smart, auch ein farblich abgestimmtes Monsterminicooper-Cabriolet, zwischen Vorder- und Hinterachse des Busses eingeparkt, wirkt regelrecht billig im Angesicht des preislichen Topangebotes der Messe: ein Wohnmobil für sage und schreibe sechseinhalb Millionen Euro. Überraschung: das Reisemobil selbst veranschlagt nur ein Drittel des Gesamtpreises, der größere Teil geht für das im Bauch mitgeführte Begleitmobil drauf, einen Bugatti-Supersportwagen. 

Unterhalb dieses Extrems existiert ein durchaus breites Angebot für Superwohnmobile, die vom improvisierten Charme eigenständig umgerüsteter ehemaliger Omnibusse weit entfernt sind. Man sieht sie nicht selten auf den Straßen, mitunter auch auf Campingplätzen. Wobei ich mich frage, warum jemand mehrere hunderttausend Euro in einen Wohnwagen investiert, um dann auf einem Standardstellplatz neben Krethi und Plethi mit ihrem GfK-Plastik-Wohnwagen abzuhängen.

Nach ein paar Stunden kann ich kein Wohnmobil und keinen Wohnwagen mehr sehen. Zwei teure Pappbecher Kaffee in der Sonne und viele in den Hallen zu Fuß zurückgelegte Kilometer später freue ich mich, wieder aufs Fahrrad zu steigen und zurück zum Zonser Grind zu fahren. Die Bewegungen des Fahrradfahrens, die frische Luft und die Blicke auf den Fluß und die Umgebung sind eine wirksame Erholung. Das Wetter läßt es zu, den Abend lange im Freien vor dem Wohnmobil ausklingen zu lassen.

Am nächsten Morgen verlasse ich den Campingplatz, das nächste Ziel ist Köln. Mit freundlicher Unterstützung des Betreibers fülle ich den Frischwassertank auf, das Chemieklo ist schon entsorgt. Leider gibt es keine Grauwasserentsorgung, da die Einrichtung eines größeren Abwassertanks im Naturschutzgebiet nicht erlaubt ist. Der Betreiber verweist mich auf die Shelltankstelle im Ort. 

Dort treffe ich aber nur eine Kassiererin an, die nicht informiert ist und nicht versteht, was ich eigentlich will. Der Kollege, der was wissen könnte, ist aber heute nicht da, weil er heiratet. Wer soll da was gegen sagen können? Ich bleibe auf der B 9 und lasse das Navi alternative Campingplätze suchen. Am Rheinufer bei Chorweiler wird es fündig. Die Strecke dorthin ist abenteuerlich, sie führt mich durch kleine Ortsdurchfahrten, von denen ich noch nie etwas gehört habe und die ich gleich wieder vergesse. Der Platz selbst ist schnuckelig, direkt am Flussufer gelegen. 

Auch dieser ist ein Dauercampingplatz mit festinstallierten Wohnwagen, Zäunen, Vorgärten und Gartenzwergen. Aber auf Kurzzeitcamper sind sie doch eingestellt, ein paar Wohnmobile stehen auf der Wiese. Die Rezeption ist nicht ausgeschildert und nur mit Hilfe eines ansässigen Campers zu finden. Die Frau des Hauses ist sehr nett und hilfsbereit. Eine Entsorgung für Grauwasser existiert auch hier nicht, aber dafür verweist sie mich an eine Tankstelle im Ort. Schon wieder, dieses Mal aber von Aral. Dort angekommen das gleiche Spiel: die Kassiererin versteht nicht, was ich will, fragt nach, verneint. Ende. Zum Glück läuft der Grauwassertank noch nicht über, die Anzeige schlägt auch noch nicht Alarm, also kann ich so weiter fahren. 

Mein Ziel ist Zündorf am südlichen Ende von Köln. Hier steht ein privater Besuch an. Die Nacht darauf will ich in Köln bleiben, da ich für den Donnerstag einen weiteren Besuch an einem anderen Ende von Köln geplant habe. Auf Park4Night habe ich mich nach geeigneten Stellen informiert, an denen ich unkompliziert frei stehen kann. Einer soll sich am Rheinufer in Westhoven befinden. Ich habe noch Zeit und schaue ihn mir an. Es handelt sich jedoch um eine Wohnstraße, die bezeichneten Parkplätze liegen sämtlich vor einer Reihe kleinerer Häuser in einer engen Straße. Wer hier steht, fällt auf und stört ganz zwangsläufig. Das ist keine Option.

Der nächste angezeigte Parkplatz liegt in Zündorf, er ist groß und eben und sicher besser geeignet. Aber mich zieht es doch auf die andere Rheinseite nach Rodenkirchen. Eine breite Straße mit viel Platz am Straßenrand, eine Sackgasse, die zu dem großen Campingplatz führt, links ist ein Park, dahinter liegt der Rhein. Rechts neben der Straße stehen vereinzelt Häuser mit Mauern, Zäunen und Toreinfahrten, dazwischen aber ausreichend freie Fläche. Als ich abends dort eintreffe, stehen einige wenige Wohnmobile vereinzelt am Straßenrand, ich suche mir eine abseits liegende freie Parkmöglichkeit und vergewissere mich, nicht zu dicht an einem Wohnhaus zu stehen. Der Verkehr ist gering und nimmt im Laufe des späten Abends vollständig ab, denn es handelt sich um eine Sackgasse. Hier kommen mehr Räder als Autos vorbei, und morgens, ich beginne den Tag bereits um sechs Uhr, sehe ich viele Jogger und Leute, die ihre Hunde ausführen. Die Nacht ist ruhig, der Platz gut gewählt und absolut zu empfehlen - die Bedingung ist jedoch, sich ruhig und unauffällig zu verhalten, niemanden zu stören und vor allem keinen Müll zu hinterlassen.

Abends geht es zurück nach Hause. Mein privater Termin führte mich nach Weiden, dort starte ich über die A 4. Es herrscht Stau, denn die A1 nach Süden und die sich anschließende A 61 sind nach dem Hochwasser immer noch gesperrt. Kein Wunder, dass hier zu viel Verkehr ist. Schließlich läuft es weiter, es quält sich zäh zum Heumarer Dreieck und langsam auf der A 3 nach Süden. Mit dem Ducato ist gut mitschwimmen, auch wenn ich nicht schneller als Tacho 110 fahre, bin ich doch öfter auf der linken Spur als gewünscht. Die unstetige Fahrweise vieler PKW-Fahrer:innen regt mich schon immer auf, statt die Geschwindigkeit möglichst beizubehalten und damit den Verkehr zu entzerren, überwiegt die Neigung, auf der einmal gewählten (mittleren) Fahrspur zu bleiben oder gar neben einem langsameren Fahrzeug abzubremsen statt zügig vorbeizufahren. Dass diese unnötigen Bremsmanöver auf einer gut befahrenen Autobahn durch die notwendige Reaktion der Nachfolgenden regelmäßig zu Stockungen führen, sollte sich herumgesprochen haben. Hat es aber nicht. 

Auf dem Steigungsabschnitt des Wiedbachtals, auf der 100 erlaubt ist, fahren stark motorisierte PKW in Kolonne 80 und zwingen meinen Kastenwagen auf die Überholspur, die ich bis zum Rasthof am oberen Ende nicht mehr verlassen kann, trotz eingehaltener Geschwindigkeitsbegrenzung. Ermüdend. 

So bin ich zwar recht schnell zuhause, aber weniger entspannt als die Tage über. Nach Möglichkeit meide ich mit dem Wohnmobil den Berufsverkehr und ziehe das Cruisen durch schöne Landschaften der Autobahnfahrt vor. Nächstes Mal wieder.




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