In den Schwarzwald

Wir haben fünf freie Tage. Die wollen wir nicht zuhause verbringen, nach dem langen Winter und den Einschränkungen des Lockdowns wollen wir raus. Dazu haben wir den Camper. Wir planten eine Tour an die Nordsee, aber dort sind die Beschränkungen zu umfassend, auch das Übernachten auf Parkplätzen wird nicht geduldet. Deshalb beschließen wir spontan, wir fahren in den Schwarzwald.

Ich bin um 5:45 Uhr aufgestanden und habe Kaffee gemacht. Gegen acht waren wir abfahrbereit. Wir haben beschlossen, wir fahren nach Süden. Dort ist es in den nächsten Tagen wärmer und sonniger, im Norden ist ständig Regen prognostiziert, bei Temperaturen unter zehn Grad. Also verschieben wir die Nordseeküste mit der deutlich weiteren Anfahrt auf einen späteren Zeitpunkt. 

Wir fahren den Mainzer Ring und die A63, dann die A65 nach Süden, wollen über Karlsruhe und Baden-Baden auf die B500, die Schwarwaldhochstraße. Noch auf dem Mainzer Ring friert das Navi ein, wir halten an einem Parkplatz, ein Neustart bringt kein anderes Ergebnis. Jetzt lässt sich auch das Radio nicht mehr steuern. Wie der Zufall es will, liegt der Händler in Speyerdorf an der Strecke. Wir überlegen und fahren hin. Ohne Navi nicht ganz leicht. 

Dort angekommen empfängt uns die übliche eingeschränkte Kundenorientierung des sogenannten Innendienstleiters in seiner blauen Steppweste. Trotzdem müssen wir nur kurz warten. Eine Erklärung, warum dieses Gerät sich aufhängt, gibt es nicht, aber Hilfe, den Fehler zu beheben: langer Druck auf die Menütaste. 

Wir verlassen den Hof des Händlers und wollen als nächstes erst mal einen Kaffee trinken. Haben ja ausreichend Vorrat dabei. Ingrid schlägt Sankt Martin vor, das ist nicht weit von hier. In Neustadt Süd auf die Autobahn und in Edenkoben, die nächste Abfahrt, wieder runter. Sankt Martin ist ungewohnt leer. Corona. Überall Parkverbotschilder für Wohnmobile. Wir parken außerhalb in den Weinbergen, mit Fernblick, auch auf das Hambacher Schloss. Es ist sonnig und mild, wir setzen uns auf einen Baumstamm, der als Parkbarriere  dient. 

Ingrid hat Probleme mit ihrem Fotoapparat, die auf der Karte vorhandenen Bilddateien lassen sich nicht löschen. Irgendwann hat sie es geschafft. Wir fahren weiter. An Karlsruhe vorbei und weiter nach Baden-Baden. Die B500 führt durch die Stadt, der Flair ist schon zu spüren. Die Straße führt in engen Kurven raus aus der Stadt und in Serpentinen und langen Steigungen hoch auf den Schwarzwald. Vor uns fährt ein weißer Pössl-Kasten, recht langsam, aber es gibt auch viel zu gucken. Oben kann man weit schauen, wenn es auch heute diesig ist.

Bald kommt der Mummelsee mit Hotel und großem Parkplatz. Es stehen nicht wenige Autos dort. Wir stellen uns dazu. Erst mal rüber aufs Hotelgelände, ein Klo suchen, denn wir wollen die Bordtoilette so weit wie möglich schonen. Sauberes und komfortables WC gefunden, der kleine See hinter dem Haus ist zugefroren. Er liegt unterhalb eines Berges, auf dem ein Turm und ein Gebäude zu sehen sind. 

Erst mal wieder ins Auto, es ist nach 12 und Zeit für mein Müsli, meine erste Mahlzeit nach sechseinhalb Stunden Aktivität. Und für Kaffee ist immer Zeit. Wir stehen bei geöffneter Schiebetür und lassen die frische Luft rein. Hier oben liegt noch viel Schnee. Die Straßen und Wege sind aber trocken. Wir beschließen, den Berg hinauf zu gehen. Feste Schuhe und Jacken an und los. Der Weg ist asphaltiert und leicht zu gehen, wir gewinnen schnell an Höhe und sind bald oben. Toller Rundblick trotz Diesigkeit, sehr grell, Sonne und Schnee - die Sonnenbrille liegt im Auto. Wir gehen noch ein Stück auf dem Plateau nach Norden, ein Weg ist eingelaufen, es sind auch Leute unterwegs. Ein kleiner Turm, natürlich nach Bismarck - nein, nicht dem Hering - benannt, wir klettern rauf. Dann weiter, wir machen eine Rundstrecke daraus, entlang eines Schneeschuhpfades. Auf dem Rückweg wird der Schnee sehr tief, es strengt an,  die Beine werden nass, aber egal. Bald haben wir den Teerweg erreicht und gehen wieder runter zum Hotel.

Ich habe Lust auf etwas Süßes, deshalb gehen wir noch in den Souvenirladen. Sie haben Linzertorte, die nehme ich, sie kostet 9,10 Euro. Kaffee und Kuchen in der Dinette, bei offener Schiebetür und Sonnenschein. Der Kochen ist klasse und wird uns die nächsten vier Nachmittage versüßen.

Die Fahrt geht weiter nach Süden. Nachdem ein auf park4night ausgewiesener Platz an einem Skilift in Kniebis sich als nicht schön erweist, fahren wir runter nach Bad Rippoldsau, über eine steile Serpentinenstraße. Von dort aus weiter nach Wolfach und weiter nach Triberg. Wir machen Halt an einem Bärenpark, wollen aber die 18 Euro Eintritt zusammen heute nicht investieren und überlassen die Bären ihrem Winterschlaf.

In Triberg investieren wir dagegen 80 Cent in einen Parkschein und gehen hoch zum angeblich größten Wasserfall überhaupt. Es ist zwar schon dämmrig, aber sehr schön, die wasserhaltige Luft tut gut, es sind kaum noch Besucher da. Wir wollen nicht mehr viel weiter fahren. Ich habe auf park4night einen interessanten Platz abseits der Straßen, wiedermal ein Skiparkplatz, entdeckt. Ein paar Kilometer hinter Triberg geht es rechts rein in eine schmale Straße. Die fahren wir etliche Kilometer an vielen Gehöften entlang, den Kurven und Bodenwellen folgend, immer dem Schild zum Parkplatz nach. Bis wir an der Gabelung mehrerer geteerter Wege auf einen großen ebenen Platz stoßen. Hier steht schon ein PKW.  Ich stelle mich mit großem Abstand vor den PKW, mit der Front in Richtung Straße. 

Der Platz ist gut. Ein bisschen orientieren und Luft schnappen, es wird dunkel und kalt. Wir sitzen noch ein wenig und entspannen, bevor ich den mitgebrachten Reisauflauf aufwärme. Das Essen schmeckt und sehr gut nach dem langen Tag. Danach noch Ordnung schaffen und dann Tee. Erstmalig nutzen wir die LED-Leuchten über Dinette und Küchenblock. Ein schönes Licht und hoffentlich Strom sparend. Ich habe keine Erfahrung mit dem Stromverbrauch und bin beunruhigt, dass die App erst 83, dann 80 Ladekapazität der Lithiumbatterie anzeigt. Kommt mir wenig vor. Aber alles geht gut, wir sitzen noch gemütlich und gehen um 22 Uhr müde im unser kuscheliges Bett.




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