Jungfernfahrt an die Mosel

Am Donnerstag habe ich das Wohnmobil in Neustadt an der Weinstraße abgeholt, jetzt wollen wir das Wochenende nutzen, um es kennenzulernen. Das machen wir an der Mosel.



Wir sind mitten im Coronalockdown. Aber auch für solche Situationen sind wir auf ein Wohnmobil umgestiegen: wir können damit autonom und autark unterwegs sein, müssen niemandem auf die Pelle rücken, sondern halten Abstand. Keine nahen Begegnungen in Pensionen, Ferienwohnungen, Hotels. Auch keine Campingplätze. Dort, wo es erlaubt ist, wollen wir stehen bleiben. Wir legen auch keinen Wert darauf, aufzufallen, sondern wollen so unauffällig, gar unsichtbar sein, wie es sinnvoll und möglich ist.

Samstag morgen. Nach dem Kaffee schnell packen, die Reste des Auflaufs von gestern in eine der neuen Vorratsboxen packen. Geschnittenes Obst in eine zweite, Müsli in eine dritte. Auch für Hafermilch findet sich die passende Box. Wir müssen nur alles die Treppe runter tragen, das Auto steht vor der Tür.

Los geht die Fahrt. Über die Autobahn bis Bingen, von dort den Rhein entlang bis Boppard. Kurzer Halt in Oberwesel beim Rewe. Rosinenbrot kaufen und aufs Klo gehen, denn wir haben das Bord-WC noch nicht in Betrieb genommen. Es sind doch einige Wohnmobile unterwegs, auch neu aussehende Ducato-Kastenwagen. Erste Beobachtung: Kastenwagen-Fahrer:innen grüßen, die von Weißware nicht.

In Boppard nehmen wir die kleinste Nebenstraße die Eifel hoch, erst hinter der Stadt steht ein Schild: begrenzt bis 2 Tonnen. Da liegt unsrer Dreieinhalbtonner drüber, egal. Die Straße ist eng, an manchen Stellen nur einspurig, kurvenreich und schlängelt sich den Berg hinauf. Es herrscht nur wenig Verkehr. Oben angekommen geht es immer geradeaus weiter und schnell ins Moseltal hinunter. Wir sehen die Burg Thurant mit ihren zwei Bergfrieden. Am Ufer links Richtung Zell. Erster Stopp in Brodenbach. Kaffee  trinken und Müsli essen.

Weiter nach Cochem. Der Parkplatz am Straßenrand ist lang genug füt das Dickschiff. Wir gehen Richtung Bahnhof auf der Suche nach dem nächsten Klo, das hat aber wegen Corona geschlossen. Egal. Rein in die Stadt. Hier hat eine Bäckerei gerade zugemacht, aber die nette Verkäuferin, den Besen in der Hand, fragt im schönsten moselländischen Singsang, was wir denn möchten. Ingrid kauft zwei Laugenstangen, Brezel sind aus. Eir gehen über eine steile Treppe den Hügel hinauf. Hier ist ein altes Kloster mit modernem Seniorenheim. Versteckt liegt eine Treppe, die wieder runter in die Innenstadt führt. Der Weg bietet einen Blick über die Dächer und zur Burg. Links fließt die Mosel. In den schmalen Gassen haben Geschäfte auf, ungewohnt. Wir gehen in ein Outdoor- und Waffengeschäft, denn im Fenster sehe ich Opinele. Ich kaufe eines für die Bordküche - neues Auto, neues Opinel. Wir fahren weiter nach Zell und stellen uns ans Ufer. Erst mal Kaffee und die Stangen. 

Dazu schließen wir die Gasflasche anschließen. Gar nicht so einfach. Youtube hilft. Dann nimmt der Schrecken seinen Lauf: das Wasser fließt aus dem Auto! Wir wälzen die Bedienungsanleitung, Ingrid googelt. Was ist falsch? Nach langem Suchen finden wir eine Ursache: der Frostwächter ist geöffnet. Das hat mir der Einweiser nicht erklärt. Ist das zentrale Ablaufventil des Tanks geöffnet oder geschlossen? Nicht eindeutig zu sagen, nur durch logischen Schluss zu interpretieren. Jedenfalls brauchen wir Wasser, auch um zu testen, ob es jetzt funktioniert. 

Die langwierige Suche nach einem Wasserhahn beginnt. Wir fahren von Ort zu Ort und suchen die Friedhöfe. Dort gibt es Wasserhähne für die Blumenpflege. An drei Orten haben wir kein Glück, es kommt kein Wasser aus den Hähnen. Ingrid recherchiert nach Quellen. Wir sind mittlerweile in Traben-Trarbach. Jetzt fragen wir an einer Tankstelle. Geht klar, in der Waschstraße ist ein Hahn. Wir füllen ein, Wasser läuft raus. Hier erst entdecken wir die Falschstellung des Boilerventils. Wir schließen es, das Wasser bleibt drin im Tank. Noch mehr nachfüllen. Bis die Mädels an der Kasse die Tore der Waschstraße schließen. Aber jetzt sind laut Anzeige 66 Prozent im Tank.

Nun suchen wir einen Stellplatz und fahren nach Pünderich. Dort waren wir heute schon auf der Suche nach Wasser und haben am Ufer den weißen Kastenwagen aus Landau gesehen, der und vorher auf der Strecke gegrüßt hatte. Kastenwagenfahrer grüßen sich, das war uns schon in Oberwesel aufgefallen, als uns der erste begegnete.

Der Camper ist weg, der Platz wird umgebaut, dort, wo es ginge, sind wir zu dicht an den Häusern. Weiter zur Marienburg auf der anderen Moselseite. Ich halte auf dem unteren großen Parkplatz, der ist leer, der Blick auf die Mosel und Bullay schön. Es dämmert stark. Neben dem Parkplatz ist ein Haus, aus einem beleuchteten Fenster schauen Leute heraus. Ich ahne Schlimmes.

Wir wollen ein bisschen laufen. Es ist kalt. Als wir an dem Haus Richtung Marienburg vorbeigehen, ruft uns ein älterer Mann an. Ob uns das Wohnmobil gehöre. Das sei Privatgelände und im letzten Jahr sei man sich wie auf einem Campingplatz vorgekommen. Das Gelände gehört dem Bistum Trier und nicht dem Mann, darauf weise ich ihn hin.  Die bräuchten den Platz für die Gäste der Marienburg, sagt er. Das Haus ist gerade geschlossen, da kommt heute niemand mehr, entgegne ich. Wir reden ein bisschen hin und her, er versteht nicht, dass ihn das nichts angeht, aber klar ist, hier bleiben wir nicht. 

Nächster Versuch ist das Moselufer in Klaimt. Hier ist Parkverbot für Wohnmobile. Wir beschließen, ein Stück den Hunsrück rauf zu fahren und weit außerhalb zu parken. Wir fahren über die Mosel und geradeaus Richtung Hunsrückhöhenstraße. Noch im Ort biegen wir rechts ab Richtung Altley. Wir biegen eine kleine und kurvenreiche Straße durch den finsteren Wald. Ein paar Stellen wären geeignet, sind aber noch nicht so richtig gut. Schließlich erreichen wir Altley, ein großes Dorf, Gewerbe am oberen Ortsrand. Kurz darauf geht nach rechts ein kleiner Weg rein. Hier fahren wir rein. Ich rangiere ein wenig, so dass wir längs eben stehen, aber nach rechts etwas schräg. Wunderbar. Heizung an und kochen. Was ist das für ein Geräusch? Ein Tropfen von der Wagenunterseite. Da läuft Wasser raus. Ich gehe raus und versuche unter das Auto zu schauen. Es ist matschig, ich sehe kein Wasser tropfen. Innen: die Anzeige steht auf 33 Prozent. Später überlegen wir: das kann an der Schräglage des Autos liegen. Wir checken alles, auch mit Hilfe des Internets. Ingrid findet einen Hinweis. Das Tropfen kann von der Dieselheizung kommen, wenn die Diesel zieht. Der Tank befindet sich dort, wo das Tropfen ist. Das ist es. Gottseidank.

Aber am Ende ist alles gut. Die Heizung wärmt. Wir schlafen in einem bequemen Bett, am nächsten Morgen koche ich Kaffee, das Klo funktioniert und das Duschen ist toll.



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