Vom Hochschwarzwald bis zum Kaiserstuhl

Tag Vier unserer Schwarzwaldreise. Wir verlassen die winterlichen Höhen und nähern uns dem Frühling am Kaiserstuhl.

Heute nacht um drei wurde auf Sommerzeit umgestellt, die Uhr sprang eine Stunde weiter, wir haben also eine Stunde verloren, die wir erst Ende Oktober wiederbekommen. Wie die meisten erlauben wir uns, gerade am Sonntag unserem Biorhythmus weitgehend zu folgen und stehen dadurch zu einer späteren Uhrzeit auf. Alles ist ruhig. Die Sonne scheint schon hier oben auf dem Berg. Es ist saukalt, ich habe die Zeitschaltung gestern nicht aktiviert, muss also in die Kälte, um die Heizung einzuschalten, lege mich nochmal hin, bis sie zu wirken anfängt. Dann Kaffee kochen, Kaffee trinken, Klo, duschen, anziehen, aufräumen. Zur Feier des Sonntags essen wir Brot mit Schwarzwälder Schinken (allerdings die Ja-Eigenmarke von Rewe, kein romantischer Original Bergbauernschinken). 

Wir wollen eine größere Runde drehen und überlegen, wo. Hier oben auf dem Plateau liegt recht viel Schnee, also fahren wir runter ins Tal Richtung Präg. Auf halber Strecke halten wir an einer Weggabelung in einer Serpentine, die einen freien Blick und eine große Parkfläche bietet. Für wärmere Perioden steht auch eine Sitzgruppe mit Tisch zur Verfügung. Wir gehen einen recht breiten Waldweg, der sich leicht bergan den Talkessel entlang windet. Ein toller Blick auf das Dorf Präg unten in der Talsohle. Vereinzelt überqueren wir Schneefelder, dort, wo die Sonne kaum scheint. Die Kontraste sind beeindruckend: hier geschlossene Schneedecke, dort nackte Erde, grau und braun, bereit für das frühlingsgemäße Ergrünen.

Ich schaue durch den Kamerasucher ins Tal, da schiebt sich ein Tier ins Bild, Rotwild. Leider will die Automatik lieber ein paar Äste im Vordergrund fokussieren, das Reh will nicht so lange warten und verschwindet. Dann hört der Weg an einer Spitze einfach auf, wir klettern einen Trampelpfad bergauf zur nächsten Ebene. Aufgestapelte Baumstämme zeigen uns, wo der nächst höhere Weg sich befindet.

Vor uns kreuzen zwei Rehe den Weg. Es dauert, bis sie uns bemerken, so dass wir sie in Ruhe beobachten und auch Fotos machen können.

Wir sind zurück am Wohnmobil und fahren runter nach Präg. Ein wunderschön im Tal gelegenes beschauliches Dorf. Wir halten in der Dorfmitte vor dem Gemeindehaus neben einem vollintegrierten Hymer. An einem Glascontainer können wir die leere Weinflasche entsorgen. Wir laufen auf eine große Wiese, genießen die Sonne und die Ausblicke. Wir beschließen, nicht über Todtnau, sondern über Schönau und das Bällchen nach Münstertal zu fahren. Von dort aus soll es dann über Staufen und Bad Krozingen nach Breisach weitergehen.

In Geschwend halten wir nochmal, hier stehen sehr schöne Schwarzwaldhäuser, die Kirche befindet sich vor einer steilen Wand, davor ein Bach mit Stromschnellen und einer wasserbetriebenen Sägemühle. Über Schönau geht’s auf die Passstraße zum Bällchen hinauf. Toll, wie der Ducato mit seinem starken Motor, der sanft schaltenden Automatik und der leichtgängigen Lenkung den Berg hinauf gleitet. Irgendwann sind wir oben, viele Bäume und keine Aussicht, dafür viel Schnee und parkende Autos von Skifahrern. Es ist Sonntag. Gedränge trotz Corona. Wir fahren weiter und haben zweimal bequem die Gelegenheit zu stoppen und zu schauen, und natürlich Fotos zu machen. 

Es geht über eine malerische gewundene Passstraße ins Tal nach Münstertal. Wir halten an der Klosterkirche Sankt Trudpert, eine große Anlage, das Mutterhaus eines Frauenordens namens Josefsschwestern. Das Kloster liegt idyllisch im Tal, umgeben von grünen Hängen. Wir umrunden das Kloster zu Fuß, schauen kurz in die Barockkirche hinein, und weiter geht’s. In Münstertal halten wir an, ich kaufe bei einem Bäcker zwei Laugenbrezeln und zwei Hefegebäcke in Hasenform. 

Nächster größerer Ort ist Staufen. Soll ne schöne Altstadt haben, sagt Ingrid. Wir fahren erst einmal durch die Peripherie, kreisen um Kreisel nach Kreisel und suchen uns am Rand einer Nebenstraße ein sonniges Plätzchen für eine Pause. Wir setzen uns mit den Hockern raus. Die Brezeln erweisen sich als Butterbrezeln, also kratzen wir die Butter ab, bevor wir essen. Später geht es zurück nach Staufen, die Innenstadt begutachten. Wir folgen den Parkplatzschildern, die Parkplätze in der Stadt sind gut belegt. Ich parke als erster auf einem Busparkplatz, Busse sind zur Zeit nirgendwo zu erwarten. Prompt stellt sich das nächste Wohnmobil hinter uns, auch ein Ducato, aber länger, höher und schwerer.

Zu viele Menschen in der Stadt. Ich fühle mich unwohl und bin beunruhigt. Die meisten laufen ohne Maske, die Schlangen bilden sich ohne Abstände oder quer über die Straße, es wird gegessen, getrunken, gehustet. Wir haben die Masken auf, versuchen Abstand zu halten und sind schnell wieder raus aus der Stadt. 

Und fahren nach Bad Krozingen. Laut park4night soll es hier einen Stellplatz mit Entsorgung geben. Ein wenig herum kurven und wir sind da. Leider ist der Platz abgesperrt, aber wir können das Klo trotzdem entsorgen. Von hier aus steuern wir Breisach an, wo wir auf unserer Fahrradtour eine Übernachtung hatten. Von der Ferne sieht man schon das Münster hoch auf seinem Felsen am Flussufer. Aber das Navi leitet uns um die Stadt herum in ein Gewerbegebiet. Wir haben einen Stellplatz, den park4night vorschlägt, angegeben, sehen aber bereits vorher am Ufer etliche Wohnmobile auf einem großen Grundstück mit diversen Gewerbegebäuden stehen. Hier fahren wir rein. Die Kennzeichen der abgestellten Mobile weisen auf unterschiedliche Herkünfte, es handelt sich also nicht um einen Verkauf, sondern um einen Stellplatz. Wir fahren um das Gelände herum, Richtung Rheinufer befindet sich eine Gaststätte, die Kaffee to go anbietet. Ich parke das Wohnmobil am Rand. Es sind auch hier einige Camper abgestellt, Leute sitzen davor oder am Rhein, auch Radfahrer und Familien mit Kindern. Ingrid holt uns Kaffee, ich packe den restlichen Kuchen aus, schnappe mir die Hocker. Wir gehen eine Treppe runter und setzen uns direkt an den Fluss. Herrlich. 

Wir fahren noch die paar hundert Meter bis zum angegebenen Stellplatz, weil wir Grauwasser entsorgen wollen. Der Platz ist am Hafen in einem Park unterhalb von Altstadt und Münster. Natürlich geschlossen und keine Entsorgung zugänglich. Etliche Wohnmobile kreisen hier herum. Okay, dann kein Wasser ablassen. Wir suchen einen Parkplatz, schwer, einen freien zu finden, und stellen das Auto schließlich am Straßenrand ab, die Straße ist breit genug.

Wir laufen durch ein altes festungsartiges Gebäude und hoch an der Stadtmauer entlang in die Altstadtgässchen und weiter zur Münsterkirche. Vom Platz vor der Kirche reicht der Blick weit über den Fluss, auf die weissen Vogesen- und Schwarzwaldberge. Man kann ganz herumlaufen. Über eine Treppe geht’s runter Richtung Altstadt, wir biegen jedoch zum Hafen ab, vorbei an einem Eisverkauf, wo sich im Außenbereich eine riesige Schlange gebildet hatte, als wir von oben herunter schauten. Jetzt sind zum Glück nur noch wenige Leute da. Durch eine Grünanlage am Ufer gehen wir zurück zum Auto.

Weiter fahren wir Richtung Norden und wollen am Ufer einen Übernachtungsspot suchen. Ein weiterer auf park4night ausgewiesener Stellplatz ist geschlossen. Außerhalb des Dorfes Sasbach zeigt park4night einen Platz an, der ist uns aber zu belebt und zu nahe an Häusern. Ein paar hundert Meter weiter jedoch kommt ein kleiner Parkplatz, drei PKW stehen darauf. Das sieht gut aus. Wir parken. Es ist direkt am Rheinufer, gegenüber ist Frankreich. Ein Boot liegt festgemacht, ein Schwan zieht seine Kreise. Ich parke nochmal um, eine bessere Aussicht und unauffälliger. Warten wir jetzt, bis die Autos weg sind. Gleich vor dem Platz verläuft der Uferradweg, den wir damals von Basel bis Wiesbaden gefahren sind. Wir gehen ihn entlang, ein paar hundert Meter weiter ist eine Autobrücke, die Deutschland mit Frankreich verbindet und für den sogenannten kleinen Grenzverkehr genutzt wird. Da gehen wir rauf und schauen uns den Rhein von oben an.

Zurück am Auto gibt es erst einmal ein Glas Riesling, bevor ich mich ans Kochen mache: pikantes Gemüse in Tomaten mit Fetatopping, dazu Reis. Es wird dunkel, sehr schön, wie sich das Bild draußen wandelt. Wir fangen das letzte Licht mit dem Fotoapparat ein. Später leuchtet der Vollmond. Der erste Abend ohne Heizung. Das wird eine erholsame Nacht.



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