Zum Hochrhein und wieder zurück

Am dritten Tag unserer kleinen Schwarzwaldrundreise verlassen wir das kalte Häusern gen Süden an den Rhein, um dann wieder zurück auf die Höhe über Sankt Blasien nach Todtmos zu fahren.

Der Tag in Häusern beginnt um 6:35 Uhr, die Zeitschaltuhr startet die Heizung. Kurz darauf stehe ich auf und koche Kaffee. Es wurde ein wolkenreicher windiger Tag angekündigt; da draußen ist er. Der erste Kaffee schmeckt hervorragend. Wenn man die Tassen nur kurz vor die Heizungsausströmer legt, sind sie ganz warm und der Kaffee bleibt heiß.

Ins winzig kleine, tolle Bad unter die Dusche. Der Tag kann beginnen. Ingrid hat sich schon ihr Müsli bereitet und frühstückt. Wir räumen auf, Routine hat sich schon eingestellt. An dem kleinen tröpfelnden Brunnen können wir Spülwasserreste und Kaffeesatz entsorgen, dann alles gut verstauen, der zweite Kaffee für später ist schon in der Thermoskanne. Es fühlt sich kalt an draußen. Wir fahren los, beschließen, nach Waldshut-Tiengen an den Rhein zu fahren und dort festzulegen, wie es weitergehen soll. Freiheit pur.

Zuerst wollen wir jedoch zu dem Turm auf dem gegenüberliegenden Berg, den wir vom Stellplatz aus sahen. Unten im Ort herrscht schon samstägliche Geschäftigkeit. Einkaufen wollen wir später auch noch. Zunächst hoch zum Turm. Der nächste Ort heißt Höchenschwand, den Turm sieht man am Ortsrand. Ich biege links in den Ort hinein, ein Schild verweist auf einen Wohnmobilstellplatz. Der ist natürlich leer, aber hier ist eine Entsorgungsstation mit Frischwasseranschluss. Frischwasser brauchen wir, wir wollten schon die Tankstellen abklappern. Also her mit der neuen Schlauchrolle von Fritz Berger, ausgestattet mit allen möglichen Adaptern. Einer der Adapter passt auf den Hahn an der Zapfanlage, aber es geht kein Wasser durch, der Druck ist zu gering. Wahrscheinlich hätten wir den Schlauch von der Rolle wickeln müssen. Wir nehmen aber den 20 Liter-Kanister, das klappt hervorragend, auch wenn es länger dauert. Weiter Richtung Turm, man scheint nicht hinauf zu können. Wir steigen aus, der kalte Wind ist kaum zu ertragen. Auf einem Dacia sitzt ein junger Mann stoisch im Lotussitz. Ingrid will noch ein Stück weiter fahren, wir wollen aber erst noch beim Edeka in Häusern einkaufen, denn eine Mahlzeit ist noch nicht organisiert und morgen ist Sonntag.

Also zurück nach Häusern und rein in den Edeka am ersten Kreisverkehr.  Fisch gibt es hier keinen, schade. Wir entdecken ein Einmachglas mit Rehgulasch, fertig zum Aufwärmen, für knapp 10 Euro. Das nehmen wir, dazu Kartoffeln und Feldsalat und an der Bäckertheke noch zwei Laugenbrezeln. Jetzt sind wir bereit für die nächste Etappe. Die mittlerweile gut vertraute B 500 führt uns genau nach Süden Richtung Rhein, dem Grenzfluss zur Schweiz. Wir fahren bis Waldshut-Tiengen. Es geht gewaltig und lange kurvenreich den Berg hinunter, die Geschwindigkeit ist beschränkt, für LKW sind Notfallspuren eingerichtet. Waldshut kennen wir noch von unserer Fahrradtour entlang des Rheins. Wir parken vor der Sparkasse und gehen in die Altstadt, die Masken vor Mund und Nase. Etliche Geschäfte haben geöffnet, zu viele Menschen laufen auch hier ohne Maske herum, das beunruhigt mich. Wir machen diese Tour, weil wir uns im Wohnmobil gut isolieren können, da ist ein Stadtbummel nur kontraproduktiv. Wir fahren ans Rheinufer zu einer Stelle, die wir schon kennen. Hier parken wir den Camper direkt am Ufer und trinken Kaffee, ich esse meine erste Mahlzeit, Müsli. Nebenan ist ein Campingplatz, in dessen Lokal hatten wir seinerzeit zu Abend gegessen. Jetzt ist natürlich alles zu, nur ein paar Dauercamper sind anwesend, darunter ein neuer riesiger doppelachsiger Wohnwagen mit dazugehörigem großen Audi. Wir spazieren am Rhein entlang durch eine schon zart grüne Au, bis zur Zollstation Koblenz. Nichts los, wir gehen über die Brücke ans Schweizer Ufer und auf der anderen Seite zurück. 

Wieder am Auto überlegen wir das nächste Ziel. Der westliche Bodensee wäre eine Option, aber wir wollen ja auch in den Breisgau, genauer an den Kaiserstuhl. Sankt Blasien und Todtnau sind unsere Ziele. Wir fahren ein Stück rheinabwärts bis Albert und biegen dort ab ins Albtal. Es gibt mehrere Umleitungen, aber ein spektakulärer Abschnitt im Tal ist uns gewährt, bevor wir wieder auf eine Höhe geleitet werden, wo wir vor einer Kapelle die Fernsicht genießen. Anschließend geraten wir mit der Umleitung wieder auf die B500 und nach Häusern, wo wir nach Sankt Blasien abbiegen. Dort steigen wir aus und schauen uns den gewaltigen Dom aus, der mit seiner runden Kuppel aussieht wie eine Nachbildung des Petersdoms. Innen ist er ganz in weiß gehalten. Er beherbergt eine Reliquie des heiligen Blasius, dessen Kopf, in Stein und riesengroß, draußen im Park liegt. Der Komplex beherbergt auch ein sehr bekanntes Internat. 

Von Sankt Blasien ist es nicht weit bis Todtmoos. Hier parken wir beim Edeka, der hat Wlan, und essen die heutige Ration unserer Linzertorte. Danach parken wir in der Innenstadt und schauen uns ein wenig um. Es ist sehr kalt und es geht auf den Abend zu. Einige schöne Häuser, ein Felsen mit Kruzifix on top mitten auf der Straße, eine große Wallfahrtskirche oben am Berg. Da gehen wir kurz rein, aber es ist Beichtstunde und Rosenkranz beten, da ist das Anschauen nicht opportun. Später ist Vorabendmesse, der Pfarrer kommt herein, eine weiße Soutane unter der Winterjacke.

Zurück beim Auto beschließen wir, der Park4night-Empfehlung für einen Stellplatz auf einem Berg, abseits vom Trubel, zu folgen, kurz vor Höhenschwand. Wir tanken noch an einer Automatentankstelle  und lassen uns dann vom Navi ans Ziel bringen. Der Tipp erweist sich einmal mehr als nicht mehr aktuell, aber der Platz kurz vor dem Dorf, auf dem wir schon gestoppt hatten, sah sehr schön aus: weiter Blick ins Tal und auf die Höhe. Wir parken und genießen durch die großen Frontfenster die letzte Sonne des Tages. Heute gibt es das Rehgulasch mit Salzkartoffeln und Feldsalat. Ein ordentliches Abendessen im Camper.

Wir trinken Rotwein zum Essen, spülen das Geschirr, dann noch eine Runde lesen und Tagebuch schreiben, die Heizung bollert dazu. Zwischendrin noch ein merkwürdiges Phänomen: das Klo läuft voll Wasser, wir schaffen es gerade noch rechtzeitig, die Klappe zur Kassette zu öffnen. Was war das? Muss ich gelegentlich recherchieren. Hoffentlich passiert das nicht nochmal, hoffentlich ist nichts kaputt. Wir legen uns ins Bett unter die warmen Decken und schlafen tief und fest, auch wenn ich nachts einmal raus  muss.



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