Rheinhessen: Hiwweltour Aulheimer Tal

In diesem ungewohnt frischen Frühling ist das Wetter doch oft angenehmer als angekündigt, zumindest in unserer Region, dem Rhein-Main-Gebiet. Der erste Mai entpuppt sich als idealer Tag für eine schöne Wanderung. Dazu haben wir eine schöne Rundwanderung in Rheinhessen ausgewählt.

Wir gehen eine der längeren Hiwweltouren in Rheinhessen. "Hiwwel" sind im rheinhessischen Idiom Hügel, Hiwweltouren entsprechend Touren, die über Hügel führen. Und die Hügel in Rheinhessen bieten hervorragende Aussichten. Wir haben uns für das Aulheimer Tal entschieden und sind mit dem Camper nach Flonheim gefahren. Wir waren nicht ganz früh, erst um 11 Uhr vor Ort, so dass der Parkplatz schon gut belegt war. Ingrid ist gefahren, mir hat es gut gefallen, einmal daneben zu sitzen und schauen zu können. Ich habe auch beide Kameras mitgenommen und wollte parallel zu den Fotos Videoaufnahmen machen, um mit dem Medium zu experimentieren. Es sind zwar weniger Leute unterwegs, als es für einen ersten Mai normalerweise zu erwarten gewesen wäre, aber trotzdem ist ständig eine Gruppe vor uns oder hinter uns. Man hält Abstand, wir haben uns alle schon an die neuen Lebensumstände gewöhnt. Und trotzdem kommt es zu Grüßen, kurzen Gesprächen, gemeinsamem Lachen.



Der Weg ist sehr abwechslungsreich, im Tal, das erste Stück, sieht man die Felsformationen in vielen unterschiedlichen Farben. Hier ist der Weg gleichzeitig auch als Küstenweg ausgeschildert, denn in einer anderen Erdepoche verlief hier die Küste eines Ozeans. Nach dem Tal geht es auf die Höhe, oben steht ganz markant ein weißer Trullo, eine runde Steinhütte sizilianischen Ursprungs, die hier im 18. Jahrhundert vermutlich von italienischen Arbeitern in den Steinbrüchen - oder von ihnen angeregt - als "Wingertsheisjer" errichtet wurden. 

Jetzt geht es ein gutes Stück über die Höhe durch Weinberge, bis der Weg in Links- und Rechtskurven sich im Hang versteckt, wo die Vegetation ihn verbirgt und die Wege, wie beschrieben, sehr weich und schön zu gehen sind. Dann wieder zurück auf die Wingertswege, wo immer Leute aus den Weinbaubetrieben beschäftigt sind. Rechter Hand drehen riesige Windräder ihre langsamen Runden. Vor uns ein Wald, erst gehen wir ihn am Rand entlang, dann führt uns der Weg ein langes Stück mittendurch, bis wir an einem Aussichtsturm herauskommen. Hier sind Tische und Bänke aufgebaut, entsprechen voll ist es. Wir gehen kurz den Turm hinauf, als wir oben sind, gehen zwei andere Wanderer runter. Fast wie abgesprochen. Danke. 

Wir gehen zügig weiter und machen erst Rast, als wir auf dem Rückweg zwischen Wald und Weinbergen unterwegs sind. Wir haben eine Decke dabei, setzen uns auf eine Wiese und halten Brotzeit. Dann geht es wieder ein Stück den Berg hinauf und durch den Wald, dahinter ist schon der kleine Aussichtsturm zu sehen, den wir als nächstes ansteuern. Davor sitzt ein Gruppe fröhlicher Leute. Es geht ein langes Stück am Rande der Weinberge weiter, bis wir zu den Sandsteinbrüchen aus dem 19. Jahrhundert kommen, die verwildert und zugewachsen sind. Hier sind teilweise gewaltige Abhänge entstanden, die durch die dichte Vegetation kaum zu sehen sind. Bald erreichen wir rechter Hand Flonheim, kommen erst am Naturfreundehaus, dann später am jüdischen Friedhof vorbei. Der Weg führt zum Wiesbach, am Bach entlang, rechter Hand liegt Uffhofen. Nach kurzer Zeit sind wir zurück am Parkplatz. 

Wir beschließen, uns eine schöne Stelle mit Aussicht zu suchen, wo wir Kaffee trinken und Kuchen essen. Ich habe ein bisschen die Orientierung verloren. Wir fahren nicht zurück, sondern die Straße weiter nach Wendelsheim, dort geradeaus durch nach Wonsheim, vorbei an der Weidenmühle mit der halben Kapelle, die wir letztes Jahr bei unserer Hiwwelstour gesehen haben, biegen dort rechts ab und kommen in Neu-Bamberg raus. Dort bleiben wir auf der Nebenstraße durch das Tal des Appelbachs mit seinen Mühlen, biegen ab Richtung Wöllstein und dort am Ortseingang scharf links Richtung Volxheim. Schnell erreichen wir die kleine Höhe und biegen in der scharfen Rechtskurve links auf einen Feldweg ab. Hier parken wir den Camper, holen die Stühle raus, kochen Kaffee und essen Kuchen - mit Blick auf die Landschaft, Wöllstadt zur Linken, Neu-Bamberg zur Rechten. Ein sehr schöner Platz. Hinterher fahren wir über Volxheim Richtung Bad Kreuznach, dort auf die Bundesstraße 41, dann auf die A61 und am Dreieck Nahetal auf die A 60. Wir nehmen das Wohnmobil mit in unser Wohnviertel und finden tatsächlich fast direkt vor der Tür einen ausreichend großen und legalen Parkplatz.

Die Hiwweltour habe ich einmal auf Video aufgezeichnet, als eine weitere kleine Fingerübung, mit dem Medium und meiner neuen Technik praktisch vertraut zu werden. In den letzten 20 Jahren habe ich bereits sehr viel mit Videos im Internet experimentiert, allerdings fast ausschließlich auf der Produzentenseite, weil ich stets mit qualifizierten Kreativen zusammen gearbeitet haben. Jetzt darf mal die eigene Kreativität ran.



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