Sonne im Mittelrheintal

Tag 3 meiner Exkursion. Die Reise führt mich zum Bopparder Klettersteig und weiter zum Günderodehaus bei Oberwesel. 

Ich bin bereits um kurz nach halb sechs aufgewacht. Es ist so kalt wie erwartet, aber unter den zwei Decken im Bett des Wohnmobils kuschelig. Ich stehe auf, weil ich mal aufs Klo muss, schalte die Heizung und das warme Wasser ein und setze Kaffee auf. Dann den Kaffee im Bett, den Sichtschutz des hinteren Seitenfensters zum Teil geöffnet, es dämmert bereits und verspricht, entgegen der Wettervorhersage, ein wolkenloser Morgen zu werden. Unter die Dusche, anziehen und aufräumen. Den nächsten Kaffee trinke ich draußen, die Sonne kommt schon über den Baumwipfeln im Osten hervor. 

Was für eine Aussicht, wirklich ein glücklich gefundener Übernachtungsplatz. Ich prüfe, ob alles gut verstaut und die Schränke verschlossen sind und fahre los. Auf der Karte habe ich mir angeschaut, dass es interessant wäre, die Straße hoch bis zur Hunsrückhöhenstraße weiterzufahren, dieser ein Stück nach Norden zu folgen, um dann die nächste kleine Straße runter nach Boppard zu nehmen. So mache ich es. Dabei geht es zweimal unter der Autobahn durch. Die Strecke runter ist noch kleiner und enger und ebenfalls stark befahren. Viele Kurven, lange Zeit durch den Hunsrückwald, unten dann erst durch die Ausläufer, schließlich durch die Ortsmitte von Boppard. Ich fahre zum Parkplatz am Klettersteig. Hier gibt es Parkstreifen für Wohnmobile, die sind aber so eng, dass jeweils eine freibleiben muss. Zwei Euro werfe ich in den Parkautomaten, ganztägig kostet es für Wohnmobile 5 Euro, für PKW 4. 

Der Weg ist mir bekannt, ich bin zuletzt 2014 hier entlang gegangen. Aber natürlich hat es Veränderungen, Verbesserungen gegeben. Ich wähle die Wandervariante des Klettersteigs, über die Leitern zu steigen, erscheint mir albern, ich weiss auch nicht, ob meine Schuhe genügend Grip mitbringen. Der Weg ist anspruchsvoll, schlängelt sich durch den Hang, rauf und runter, um am Ende oben auf der Höhe herauszukommen, wo wir schon Ostermontag waren. Von dort aus gehe ich über den Kamm zurück, vorbei am Vierseenblick und entlang der Sesselbahn, die natürlich coronabedingt stillsteht, den steilen und steinigen Weg zurück nach unten. 

Zwei Stunden war ich unterwegs, exakt die Zeit, für die ich den Parkautomaten gefüttert habe. Am Parkplatz trinke ich noch den restlichen Kaffee und fahre anschließend weiter. Nächster Halt ist Sankt Goar, ich parke zentral, gehe in die leblose Einkaufsstraße, kaufe im Bäckerladen einen Laugenbrezel und ein Schokoladenbrötchen und gehe am Ufer entlang zurück. Ich will jetzt den Berg hinauf, durch Urbar und weiter Richtung Oberwesel. Die steile Straße durch Sankt Goar und an der Burg entlang macht auch mit dem großen Auto Spaß. 

Hinter Urbar macht die Straße auf der Höhe eine neunzig Grad Rechtskurve. Fährst du geradeaus weiter, stehst du schnell am Abhang. Darunter fließt der Rhein, ziemlich tief unten. An die Stelle  habe ich mich erinnert, hier ist eine Möglichkeit zu parken. Ungefähr hundert Meter nach links den Feldweg entlang sehe ich eine Bank nahe am Abgrund. Kein Durchfahrtverbotenschild. Ich fahre hin. Hier bleibe ich drei Stunden. Ich montiere den Dinettentisch vor der Schiebetür, hole einen Stuhl aus dem Keller, koche Kaffee, erstmals mit der Groenenburg-Maschine, später mache ich mir mein Müsli. Die Sonne scheint kräftig, es ist diesig, so dass die Fernsicht eingeschränkt ist, aber es ist wunderschön. Ich kann bis Oberwesel schauen und natürlich auf die Höhen von Hunsrück und Taunus. Es kommen immer wieder Leute vorbei, walkende Frauen, wandernde Paare, aber ich sitze vom Auto verdeckt und behindere niemanden.

Erst drei Stunden später fahre ich weiter und stoppe am Günderodehaus. Dieses grandios gelegene und alt anmutende Gebäude wurde in den 2000er Jahren für den dritten Teil von Edgar Reitz' Opus Heimat errichtet. Hier kann ich nicht vorbeifahren, so ein schöner und symbolträchtiger Ort. Das Restaurant ist natürlich geschlossen, aber die Besitzer laden ausdrücklich zum Verweilen und zur Nutzung der Sitzmöglichkeiten auch zum Verzehr mitgebrachten Essen und Trinkens ein. 

Ein weiteres Mal halte ich an der Fähre nach Kaub, ich würde sie ja nehmen, aber die Überfahrt mit dem PKW kostet schon knapp 5 Euro, was wird erst das Wohnmobil kosten. Das ist es mir nicht wert, dann fahre ich lieber linksrheinisch weiter nach Bingen und über die Autobahn zurück. Ich fahre in Schierstein ab und wasche das Auto an der SB-Waschstation in der Hagenauer Straße. Leider wird es am Ende nicht so sauber wie erhofft, ich hätte doch Aktivschaum nehmen sollen. Auch sauge ich das Führerhaus aus, das ist dringend nötig. 

Als nächstes entsorge ich am Kallebad, es kostet jetzt 2 Euro, das ist nur fair. Jetzt bringe ich den Camper zurück zum Stellplatz, packe zusammen, verschließe und gehe nach Hause. Ingrid ist zuhause, wir trinken Kaffee, ich überspiele die Fotos, leider ist das alte Objektiv an meiner neuen Kamera doch unbrauchbar, ich werde ein neues kaufen müssen. Mit der kleinen Sony habe ich über 300 Fotos aufgenommen. Die schauen wir uns später an. Ich bin sehr müde nach diesem aufregenden Tag.  

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