Muttertagsausflug auf die Lahnhöhen

Das Wetter ist schön, der Tag will draußen verbracht werden. Aber bitte mit Aussicht. Die bieten die Höhen über dem Lahntal.


Am Sonntagmorgen stehe ich früh auf, mache Kaffee, dusche relativ schnell und gehe dann raus, um zu schauen, ob der Blumenladen schon geöffnet hat, es ist 8:20 Uhr. Die Männer vom Blumenladen sind schon fleißig dabei, alles herzurichten, sagen mir aber, dass sie erst um 9 Uhr öffnen. Muttertag ein harter Arbeitstag für Floristen. Ich hole das Wohnmobil vom Stellplatz, damit wir nicht alles quer durch die Stadt schleppen müssen. Als ich zurück komme, ist die Schlange vor dem Blumenladen riesig, ich schätze, das würde eine gute Stunde Wartezeit bedeuten. 

Ich überlege, über die Hühnerstraße zu fahren, um nach einer alternativen Quelle für den Muttertagsblumenstrauß Ausschau halten zu können. Aber schon gleich auf dem Kaiser-Friedrich-Ring werden wir fündig. Ein Blumenladen, vor dem nur 2 Leute in der Schlange stehen. Ich parke vorschriftswidrig halb auf dem Gehweg, halb auf der Busspur und stelle mich an. Es dauert doch länger als erwartet, den Grund stelle ich drinnen fest, es sind keine fertigen Sträuße vorbereitet, sondern die Inhaberin, die alleine im Laden ist, macht jeden Strauß für jeden Kunden neu. Das dauert natürlich etwas. Aber dafür wird der Strauß auch schön. Wir nehmen trotzdem die Hühnerstraße und zockeln hinter einer langsam fahrenden Frau gen Norden. In Lindenholzhausen geht es auf die Autobahn, mit eingeschaltetem Tempomaten bis Montabaur.

Ich hatte eigentlich überlegt, wieder an den Rhein zu fahren, jedoch würde das bedeuten, lange zu fahren und unter Umständen lange nach einem schönen Platz zu suchen. Statt dessen überlegen wir, Richtung Lahn zu fahren, über Welschneudorf nach Nassau und von dort flussaufwärts. Die Strecke ist schön, die Sonne scheint wie angekündigt. Wir finden aber keinen geeigneten Platz zum Anhalten an der Lahn, fahren noch nach Laurenburg rein und wieder raus. 

Die Straße verlässt hier die Lahn und führt hoch nach Holzappel. Dort biegen wir rechts ab Richtung Geilnau. Auf halber Strecke mit Blick auf das Lahntal und den gegenüberliegenden Taunus sehe ich eine gute Parkmöglichkeit und halte, stelle das Auto etwas abseits an den Rand einer Wiese. Wir bauen die Stühle und erstmals den Tisch auf, trinken den mitgebrachten Kaffee, dann wärme ich das Essen auf und mische den ebenfalls vorbereiteten Salat aus Tomaten, Zwiebelringen und Gurken. Es ist sehr windig mit mitunter stürmischen Böen, aber nicht kalt. Der Ausblick ist herrlich, immer wieder sehen wir auf unserem oder den umgebenden Wegen Radfahrer. Da die Lahn in diesem Bereich keine Uferwege hat, müssen die Radfahrer ebenfalls den Berg hinauffahren, um später wieder zurück zur Lahn zu gelangen. 

Der vegane Reisauflauf schmeckt, der Salat auch. Es ist schön, endlich einmal draußen essen zu können. Wir haben auch den schönen klappbaren Holztisch erstmals aufgestellt. Ein guter Kauf. Nach dem Essen spült Ingrid schon mal das Geschirr, wir vertreten uns etwas die Beine und fahren dann weiter. Den Kaffee wollen wir an einem anderen Platz trinken, am liebsten am Lahnufer. Wir fahren den Berg hinunter nach Geilnau. Unglaublich, wie viele enge, steile und kurvenreichen Straßen durch schönste Landschaften es auch in unserer Region gibt. Hier muss ich nochmal mit einer Dashcam entlangfahren. Geilnau ist ein wunderbar verschlafener kleiner Ort, so eng, dass man nicht wirklich anhalten kann. 

Hinter Geilnau liegt Kalkofen, bekannt aus den Wasserstandsmeldungen im Radio, noch kleiner, noch enger, nirgendwo eine Parkmöglichkeit. Dann sind wir in Balduinstein. Hier ist schon die Einfallstraße zugeparkt, wir überqueren die Lahn, fahren langsam durch den Ort. Das große Lokal mit schönem Garten ist voller Gäste. 

- Moment?! Was ist denn hier los? Ein geöffnetes Lokal? Menschen ohne Abstand an Tischen, Essen und Trinken konsumierend? Tatsächlich hat der Rheinlahnkreis die Beschränkungen aufgehoben, da der Inzidenzwert sehr niedrig liegt. Schön zu sehen, dass wieder Normalität einkehrt, obgleich ich mich auch geimpft erst einmal nicht derart in die Menge setzen wollte. 

Wir verlassen Balduinstein Richtung Cramberg. Auf der Suche nach einem Spot mit Aussicht fahren wir durch den kleinen Ort, der an drei Seiten hoch über dem Lahntal liegt. Sackgasse. Keine Möglichkeit ersichtlich, mit dem Wohnmobil an einen Aussichtsplatz zu kommen. Wir fahren zurück und weiter Richtung Schaumburg. Etwas oberhalb des Ortes fahre ich einen geraden kleinen Feldweg, drehe das Auto und parke auf einer Wiese. Hier bleiben wir, holen Tisch und Stühle raus und kochen Kaffee. Ein wunderbarer Fernblick und kaum Wind. Die kleine Straße ist recht wenig befahren, auch hier kommen Fahrräder, meist e-Bikes, vorbei. Die Burg können wir nicht sehen. Meine Linzer Torte und Mutters Bisquitrolle mit den ersten Erdbeeren der Saison lassen wir uns schmecken, den Kaffee auch. Es ist so warm, dass ich auch erstmals die neue kurze Hose tragen kann. Wie im Sommer.

Irgendwann fahren wir weiter, wir wollen zeitig zuhause sein, morgen beginnt eine neue Arbeitswoche. Wir fahren weiter den Berg hinauf. Etwas entfernt parkt ein rotes Kastenwagenwohnmobil, lustig, so selten, wie man glauben mag, sind die gar nicht. Wir biegen aber vorher links ab und fahren bergab eine kleine, auf 3,5 Tonnen begrenzte Straße Richtung Schaumburg. Die gewaltige Burganlage taucht vor uns auf, wir fahren vor ihr weiter den Berg hinunter. Die Straße ist mehr oder weniger einspurig und sehr abschüssig. Ich lasse ein Rennrad passieren, um dem Radfahrer den Spass nicht zu mindern. Weiter unten durchqueren wir eine Brücke, die knapp 3 Meter Durchfahrtshöhe hat. 

Jetzt sind wir wieder in Balduinsstein, es wäre schön, hier noch in Ruhe entlang schlendern zu können. Wir fahren wieder durch den Ort, überqueren die Lahn und fahren den Westerwaldhang hinauf nach Hirschberg, von dort nach Eppenrod und Nentershausen und weiter nach Montabaur. Dann fahren wir gemächlich über die Autobahn zurück nach Wiesbaden, erfüllt vom Tag.

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