Über Saar und Mosel in den Hunsrück

Tag 2 unserer Reise an die Saar. Wir wandern zur Burg Montclair, fahren die Saar entlang, bis sie in die Mosel mündet, schrammen an der luxemburgischen Grenze und finden schließlich die Auffahrt zur Hunsrückhöhenstraße, um uns auf dem Erbeskopf ordentlich vom Winde verwehen zu lassen.

Hoppla, es ist ja schon 6:45 Uhr, als ich aufstehe. Es ist erstaunlich kalt, ich schalte die Heizung ein und koche Kaffee. Aus dem Dachfenster sehe ich draußen Wolken am Himmel. Ingrid schläft tief und fest und kann erst mit einem Kaffee geweckt werden. Dafür geht es dann schneller und sie geht noch vor mir ins Bad. Dann bin ich an der Reihe. Das Duschen im Auto macht mal wieder richtig Freude. Toll, dass wir so gut ausgestattet sind. Als ich dann auch vorzeigbar bin, öffnen wir die Verdunkelungen. 

Jetzt kommt auch tatsächlich die Sonne raus und wir gehen vor die Tür. Es waren schon Leute aus anderen Wohnmobilen unterwegs, das konnte ich aus dem Fenster sehen. Wir nehmen unseren Kaffee vor der Tür ein, Ingrid setzt sich auf die Trittstufe. Auf der anderen Flussseite lärmen ein paar Enten, ich bin gerade rechtzeitig mit der Kamera bereit, als sie tief über die Saar fliegen. Das Motiv ist hübsch geworden. Nach dem Kaffee räumen wir auf und machen uns reisefertig. Wir wollen noch ein wenig an der Saar bleiben und dann über den Hunsrück zurück, um abends zuhause zu sein. Wir fahren langsam los, nachdem wir noch mit dem Aachener Nachbarn ein paar Worte gewechselt haben, der aus dem vollintegrierten Hymer. Er und seine Frau bleiben noch einen Tag länger, sie kennen den Platz bereits. Letztes Jahr konnte man noch längs am Ufer parken, sagte er. Ich bin nicht unfroh, dass das nicht mehr möglich ist, so bleibt das Ufer frei für alle und ist nicht durch dicke Mobile zugestellt.

Wir fahren durch das kleine Dort Dreisbach und weiter nach Schwemlingen, wo eine Brücke über die Saar führt. Vor Schwemlingen halten wir nochmal an, weil die Sicht auf die Saar und die Saarschleife so großartig ist. Gegenüber am anderen Ufer, erhöht im Wald, sehen wir eine idyllisch gelegene Kirche. Dann queren wir den Fluss und fahren den Hügel hinauf Richtung Mettlach. Oben liegt ein Gewerbegebiet, am Kreisel geht es links, dann führt die Straße steil den Berg hinab. Links ist ein Parkplatz zur Burg Montclair ausgeschildert. Die Ruine sahen wir bereits vom Aussichtspunkt oberhalb der Saarschleife. Wir beschließen spontan, dorthin zu laufen, wir haben ja Zeit. 

Der Parkplatz ist weit abseits der Straße, ein riesiger langgestreckter Platz. In einer Ecke steht ein PKW mit Leipziger Kennzeichen und verdeckten Fenstern, offenbar schläft jemand da drin. Wir parken noch recht weit vorne, am hinteren Ende stehen einige PKW, viele Leute davor, die sich laut und lachend unterhalten. Eine Wandergruppe, die wir jetzt erst einmal vor uns haben. Der Weg beginnt als Teerstraße am Waldrand mit schönen Blicken auf Felder und entfernte Wälder. Einige hundert Meter weiter biegt der laut Beschilderung zur Burg führende Weg leicht nach rechts in den Wald, der Teerweg verläuft am Waldrand weiter. Nach Konsultation von maps.me, das einzige, was ohne wlan vernünftig läuft, beschließen wir, am Waldrand weiter zu gehen, der Weg wird uns zur Kirche, einer Wallfahrtskirche führen und von dort in einem schönen Bogen, hoffentlich mit ein paar Blicken auf die Saar, Richtung Burg. Am Rand tauchen große Steinbilder eines Stationenweges auf. 

Die Wallfahrtskirche liegt in einem kleinen Weiler, mit einer hohen Mauer umgeben, der Vorplatz liegt erhöht und bietet einen schönen Ausblick. Wir genießen die Stille und die beruhigende Atmosphäre. Von hier aus führt der Weg als schmaler Waldweg weiter, zunächst immer noch am Waldrand, dann biegt er in den Mischwald ab. Schöne große Bäume, unterschiedliche Grüntöne. Wir tauchen in die Umgebung ein. 

Vor uns sehe ich die Silhouette eines großen Vogels, ein Specht. Er landet am Stamm eines Baumes. Der Vogel ist sehr scheu, aber es gelingt uns, ein paar schöne Fotos zu machen, bevor er von Baum zu Baum weiter- und dann ganz woanders hin fliegt. Ein Schwarzspecht, wie mir später ein Kommentator auf Instagram erklärt. 

Linker Hand öffnet sich der Wald und wir können bis zum Aussichtspunkt der Saarschleife und südwestlich davon die Hügel schauen, auf denen wir gestern den Berg hinunter gefahren sind. Später stößt unser kleiner Weg auf den größeren Wanderweg. Der Weg schlängelt sich relativ eben durch den Wald, jetzt ist er auf der rechten Hangseite dieses Hügels, der die Innenseite der Saarschleife bildet, angelangt, und wir sehen den Fluss zu unserer rechten Seite. Im Hang steht ein riesiger, tief hinunter reichender Felsen. Dann sehen wir die Burgruine aus rotem Sandstein. Es befinden sich moderne Laufwege aus Metall daran, die den Zugang zu den oberen Bereichen ermöglichen. Ein Auto steht vor der Burg, ein paar Leute sind zu sehen. 

Wir gehen über eine Brücke zum Eingang. Im Hof befindet sich eine Außengastronomie, der Pächter fragt mich, ob wir etwas trinken wollen. Wir nehmen Kaffee und Käsekuchen, es wäre schade, sich die Gelegenheit entgehen zu lassen. Es ist das erste Mal nach einem ganzen halben Jahr, dass wir wieder ein gastronomisches Angebot nutzen. Die Tische stehen weit auseinander. Der Zugang zu den Türmen, die wahrscheinlich die tolle Aussicht bieten, ist wegen Corona gesperrt. Im Hof sitzt die Gruppe, die wir am Parkplatz aus der Ferne sahen. Junge Leute, Afrikaner, Europäer, Orientalen. Alle in guter Stimmung den Tag genießend. Nach dem Kaffee gehen wir zurück über den Hauptweg. Der ist ein wenig langweiliger als der Hinweg und führt uns schnell zum Auto. 

Jetzt fahren wir über Mettlach weiter nach Norden. Wir wollen noch in einer Bäckerei anhalten. In dem Dorf Saarhölzbach, wo wir auf der Hinfahrt auf die Saar stießen, hatte ich eine Bäckerei gesehen. Sie ist aber geschlossen. Am Ufer gibt es keine Möglichkeit zum Parken, so dass wir weiter fahren. Hier bestünde die Möglichkeit, auf den Vogelfelsen hinauf zu wandern, aber jetzt wollen wir einen Platz für unser spätes Frühstück finden. Keine Parkmöglichkeit in Sicht. Rechter Hand taucht ein großer Steinbruch auf, das leuchtende Rot deutet auf Sandstein hin. Eine kleine Brücke führt auf das andere Ufer, wir versuchen es hier. 

Der Parkplatz weiter oben im Hang wirkt trostlos, wir fahren weiter durch Taben-Rodt und hinter dem Ort wieder bergabwärts Richtung Fluss. Dort ist eine Schleuse, die Staustufe Serrig. Die Zufahrt zum Uferweg ist nicht erlaubt, aber auf der anderen Seite erkenne ich ein Parkplatzschild. Also fahren wir über die Saar und stellen uns auf den großen Parkplatz an der Schleuse. Jetzt bereiten wir unser Müslifrühstück zu. Kaffee ist noch übrig. 

Wir stellen die Stühle vors Auto, leider fängt es später etwas an zu tröpfeln. Die Aussicht ist nicht optimal, weil die Schleuse davor ist, aber es ist in Ordnung. Wir gehen noch ein Stück zum Ende der Schleuse. Es ist eben ein Schiff in ein Schleusenbecken reingefahren, das gerade abgelassen wird. Wir gehen auf die andere Seite, um zuzuschauen, wie das Schiff die Schleuse verlässt. Das Becken ist groß, damit die großen Schiffe dort hineinpassen. Das Schiff stößt fast an auf beiden Seiten. Das Becken ist beeindruckend tief, es muss beklemmend sein, sich jetzt auf dem Schiff aufzuhalten, wahrscheinlich aber eine Frage der Gewohnheit. Wir sind rechtzeitig angekommen um zu sehen, wie sich das Schleusentor öffnet. Ich filme spontan mit dem iPhone die ganze Szene, bis das Schiff flussabwärts Richtung Kurve fährt. 

Wir fahren weiter, wollen jetzt bis Saarburg und dort die Hunsrückhöhenstraße nehmen. Allerdings verpassen wir die Abzweigung und sind unterwegs Richtung Konz - schauen wir, was vor uns liegt. Wir biegen aufs rechte Moselufer  ab und folgen den Schildern Richtung Luxemburg über Wasserliesch und Oberbillig, bleiben aber auf deutscher Seite. 

Die Straße ist eng und stark befahren. Bald kommen wir an eine Brücke, die uns gegenüberliegende luxemburgische Grevenmacher führt. Mal eben rüber zum Tanken. Grevenmacher wirkt recht gemütlich. Mitten im Ort ist eine große Araltankstelle, der Diesel kostet 1,17, das ist gegenüber den 1,35, die wir in Deutschland sahen, günstig. Ich versuche, auf das Tankstellengelände zu fahren, die Tankstelle ist als grenznah naturgemäß gut nachgefragt, leider sind wie immer ein paar schlafmützige Fahrer:innen am Start. Letztlich gelingt es mir, an einer Zapfsäule zum Stehen zu kommen. Ich tanke voll. An der Theke gibt es frische Backwaren, ich kaufe noch 2 Laugenbrezel, sie kosten tatsächlich nur 60 Cent das Stück.

Schnell wieder rüber über die Mosel. Der nächste Ort ist Nittel. Das ist bald erreicht, es ist ein recht bekannter Weinort. Die Nebenstraße zurück nach Saarburg biegt schon am Ortseingang ab, ich schaffe es gerade noch zu bremsen, so plötzlich taucht sie auf. Es geht durch typisch gesichtslose Wohnstraßen und dann steil den Berg hinauf, links und rechts grüne Felder und leuchtend gelber Raps. Auf der Höhe eine Haltemöglichkeit. 

Ein grandioser Blick in alle Richtungen, der nette Weinort, die Luxemburger Seite, dicke helle und dunkle Wolken, leuchtende Farben. Durch Onsdorf und Mannebach geht es weiter nach Saarburg, und dort nehmen wir jetzt die richtige Abzweigung auf die Hunsrückhöhenstraße, die hier als Bundesstraße 407 beginnt und bis Koblenz führt. Immer den Berg hinauf, zunächst durch kleine Dörfer. Trecker bremsen selbstbewusst den Verkehr aus, wir haben Zeit. Kilometer um Kilometer kommen wir voran, nördlicher als auf der Hinfahrt.

Wir überqueren die A 1, lassen Hermeskeil rechts liegen, erreichen den Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Kurz vor Thalfang folgen wir der Beschilderung zum Erbeskopf, der mit 816 Meter höchsten Erhebung des Hunsrück. Kilometerlang führt die Straße den Berg hinauf, eine Nebenstrecke führt schließlich nach rechts ganz auf die Höhe. 

Es wirkt schon sehr kalt und unwirtlich. Auf dem Gipfel eine stacheldrahtbewehrte Einzäunung. Militärisches Sperrgebiet, Schusswaffengebrauch. Ein Stück weiter aber eine friedliche Parkmöglichkeit, ein kleiner Aussichtsturm. Wenig Betrieb, ein Wohnmobil, ein paar PKW. Wir steigen aus, es ist windig und frisch. Ich ziehe Fließpullover und Softshellweste über, ein lustiger Kontrast zu meinen nackten Füßen in den offenen Sandalen. Aber es tut gut, die Füße auf dem Boden und in der kalten Luft zu fühlen, es fühlt sich nach Leben an. 

Der kleine Turm ist geschlossen, die Aussicht Richtung Süden durch Bäume erschwert. Ist aber trotzdem sehr schön hier. Der Weg führt in einer Runde über das Gipfelplateau, auf der gegenüberliegenden, der nördlichen Seite ist der Blick frei. Grandiose Weite. Hier entdecken wir erst spät einen Skywalk. Eine Skipiste verläuft gerade nach unten, der Skilift ist in Betrieb, er wird von Downhillfahrern genutzt, auch für sie gibt es eine Piste. Sie sind schnell unten und langsam wieder oben. 

Zurück ins Auto, Kaffee kochen und Kuchen essen. Das Wohnmobil vor uns ist weggefahren, ich ziehe ein Stück vor. Hinter uns parkt ein weiterer Ducatokastenwagen ein, ganz schön viele unterwegs. Wir lassen uns Zeit, wollen dann aber nach Hause fahren, um noch gemütlich zu Abend essen zu können. Also den Weg zurück zur Hunsrückhöhenstraße, durch Thalfang durch und weiter nach Osten. 

Als die Straße breit und gerade wird, schalte ich den Tempomaten ein, wir zockeln mit etwas über 100 km/h durch die Landschaft. In Rheinböllen geht es auf die A 61, hier ist die große Baustelle zur Fahrbahnerweiterung, wir hängen mit 60 km/h auf der rechten Spur. Irgendwann ist die Baustelle vorbei und es geht mit gewohntem Tempo weiter die vertraute Strecke zur Nahe, durch Rheinhessen, durch den Mainzer Sand über über die Schiersteiner Brücke nach Wiesbaden rein. Wir versuchen es und fahren Richtung Wohnung. In der Adelheidstraße fährt gerade jemand aus einer Parklücke. Die nehme ich, knapp, aber es passt. Alles gut. Jetzt die Sachen hochtragen. Ich fange gleich an zu kochen. Weil wir sie vergessen hatten, gibt es die Pilze heute, dazu die zweite Packung Semmelknödel und den Krautsalat. Hervorragend.

Kommentare