Zu Tisch mit dem Teufel

Am 3. Tag unserer Pfingstreise in den Pfälzerwald steigen wir den Bäumen aufs Dach, ohne dabei klettern zu müssen, können erstmals seit einem halben Jahr ein Gartenlokal betreten und essen dort knusprigen Flammkuchen, woraufhin wir nachschauen, ob auch der Teufel zu Tisch sitzt, bevor wir uns dann in den pfingstmontäglichen Heimreisestau einreihen.

Der Tag verspricht wieder freundlich zu werden. Der erste zaghafte Blick aus dem Fenster zeigt einen Wolkenhimmel mit deutlichen Lücken. Na also, geht doch. Beim Nachbarn wird schon fleißig eingepackt, die e-Bikes wurden gestern schon auf den Träger gehoben und mit einer Plane verstaut. Pünktlich um acht startet der Motor und der Kastenwagen fährt weg. Am Pfingstmontag startet die Betriebsamkeit auf dem Platz ingesamt früher, für viele ist Abreisetag. Es wird abgebaut, der Müll entsorgt, Chemietoiletten nochmals entleert, was eben so anfällt. Wir können wieder draußen frühstücken, die Sonne setzt sich durch. Vorne auf dem Weg beginnt die Karawane zu ziehen. Ein Camper nach dem anderen rollt im Schritttempo zur Ausfahrt. 

Nach dem Frühstück und dem anschließenden Geschirrspülen packen auch wir zusammen. Tisch und Stühle werden zusammengeklappt und im Keller des Ducato verstaut. Den Bodenteppich wenden wir zum trocknen, er ist kaum feucht, die Seitenwand wird abgebaut und verpackt, die Markise eingezogen. Alles Bewegliche verschwindet im Heck. Wir reihen uns ein in die Karawane. Bezahlt haben wir bei der Ankunft. Jetzt noch an der Einfahrt das Grauwasser ablassen, der Schwarzwassertank ist bereits leer. Einer kleiner Stau ist entstanden, weil natürlich viele die Gelegenheit zum Entsorgen nutzen. Das dauert nun einmal einen Moment. Nicht alle sind geübt, insbesondere, wenn der Camper nur gemietet ist. Aber wir haben Zeit, no Panic.

Wir haben noch den ganzen Pfingstmontag vor uns. Unser erstes Ziel ist der Baumwipfelpfad des Naturfreundehauses in Fischbach, nur wenige Kilometer südlich von Dahn. Dort angekommen suchen wir erst einmal einen Parkplatz für das Wohnmobil, damit es nicht im Weg herum steht. Wir wollen uns nicht zwischen die PKW quetschen und auch keine Durchfahrtverbotenschilder mißachten und fahren am Gelände vorbei in das Dorf. Die Freizeitanlage ist schon recht gut besucht, viele Familien mit Kindern sind da. In einem großen modernen Gebäude kaufen wir zwei Tickets für insgesamt 12 Euro. Pandemiebedingt sind das Bistro und das große Restaurant geschlossen, der Zugang ist, wie üblich, limitiert. Der Eingang zum Baumwipfelpfad ist ein wenig entfernt. Davor hat sich eine Warteschlange gebildet, denn es wird immer nur eine kleine Anzahl an Personen auf die Laufstege gelassen. Jetzt also erst einmal warten. 

Wir sind aber offenbar früh genug gekommen, denn hinter uns wird es richtig voll. Dann wollen wir uns auch beeilen, um die Nachfolgenden nicht zu lange warten zu lassen. Der Pfad ist nicht sehr lang, es geht ein Stück hinauf in die Höhe der Baumwipfel, wie es der Name schon sagt. Wobei die Bäume seit dem Bau des Pfades offenbar weiter gewachsen sind, über die Wipfel hinaus können wir nämlich nicht schauen. Es sind ein paar Hindernisse eingebaut, für die Mutigen. An zwei Stellen geht es noch höher hinauf, man sieht oben aber auch nicht mehr. Der Steg ist überraschend kurz, das Ende schnell erreicht. Hier gibt es eine Rutsche in einer gewundenen Röhre. Auch schön. Nach einer Viertelstunde sind wir wieder draußen und tragen damit dazu bei, die Schlange vor dem Eingang zu verkürzen. 


Zurück zum Auto und weiter nach Ludwigswinkel. Das ist ein hübscher, abseits gelegener Ort. Einige Lokale haben geöffnet, aber besser als die im Ort gefällt uns das Lokal des Campingplatzes Zwickmühle am Saarbachhammer. Dort ist auch geöffnet, wir können in den Außenbereich, nachdem wir einen Selbsttest vor den Augen des freundlichen Mitarbeiters am Eingang durchgeführt haben. Der Test wird ordnungsgemäß protokolliert, wir erhalten eine Bescheinigung, die uns 24 Stunden lang den Zutritt zu anderen Lokalen ermöglicht. Solange der Test eben gilt.

Wir bestellen Weißherbstschorle und Flammkuchen, ich wähle den Flammkuchen mit Speck, Zwiebeln und Münsterkäse. Der Flammkuchen ist hauchdünn und knusprig, mit viel aromatischem Münsterkäse. Ein Mischung intensiver Geschmäcke: herber Münster, würziger Speck, scharfe Zwiebeln, der leicht rauchige Teigboden die neutrale Basis. Dazu die frische Schorle und ein Blick auf den See. Was will man mehr? 

Nach dieser schönen Pause fahren wir weiter zu unserer letzten Etappe, dem Teufelstisch. Der Tipp hierfür stammt von dem Paar aus dem Stuttgarter Raum, denen wir auf unserem Weg durch den Felsenpfad immer wieder begegnet sind. Der Teufelstisch liegt oberhalb des Ortes Hinterweidenthal. Es handelt sich um einen sehr auffälligen Felsen, er sieht aus wie ein riesiger Pilz: eine schlanke Säule, oben drauf balanciert, Gott weiß wie lange schon, eine riesige Platte wie ein überdimensionierter Tisch. So etwas kann sich natürlich nur dem Teufel einfallen. Teuflisch wird auch der Betrieb sein, der hier üblicherweise herrschen muss. Darauf deuten die großzügigen Parkplätze und breiten Wege hin. Auch unter dem Restlockdown geht es schon drängelnder zu, als den AHA-Regeln zuträglich. Wir schaffen es, einige Fotos zu machen, die den Felsen ohne Menschen zeigen, immerhin. Er ist wirklich sehr eindrucksvoll und einen Stopp wert.

Jetzt sind wir schon weit im Nachmittag und wollen schauen, dass wir am frühen Abend zurück in Wiesbaden sind. Hinter dem Ort verläuft die B 10, wir fahren zurück nach Landau und dort über die Autobahnen 65, 61 und 63 auf den Mainzer Ring und weiter über das Mainzspitzdreieck nach Wiesbaden. Vor Landau, die B 10 war einige Kilometer in unserer Richtung zweispurig verlaufen, gibt es einen Stau an der Verengung auf eine Spur. Ein Lastzugfahrer, der heute am Feiertag hier herumeiert, hat Probleme mit den Verkehrsregeln und hindert die Fahrzeuge auf der linken Spur, bis zur Verengung vorzufahren. Es sollte sich eigentlich gerade bei Truckern herumgesprochen haben, dass ein Stau umso kürzer bleibt, je zügiger die vorhandenen Spuren genutzt bleiben und das Reißverschlussverfahren kurz vor der Verengung angewendet wird. So hat der Typ einmal seine starken fünf Minuten bekommen. 

Wir haben Zeit, auch auf der Autobahn bleiben wir bei den üblichen 100 km/h mit Nutzung des Tempomaten. Der Verkehr ist etwas lebhafter, das war zu erwarten, aber es geht gut voran. Für Abwechslung sorgen die Mitmenschen. Eine Frau fährt mit ihrem Auto langsamer als wir, ich fahre mit eingeschaltetem Tempomaten an ihr vorbei, schere wieder ein, darauf hin zieht sie raus und an uns vorbei. Warum? Ein andermal schere ich nach links, weit entfernt kommt ein PKW und betätigt die Lichthupe. Als ich nach dem Überholvorgang wieder nach rechts fahre, zockelt er langsam vorbei. Ein junger Kerl im Golf, lokales Nummernschild. Warum? Wo liegt das Problem?

Aber insgesamt ist es eine ruhige Fahrt, so wie das Fahren mit dem Ducato eine rundum entspannende Sache ist. Du weisst, dass du zu den Langsamen gehörst, musst nicht ständig überholen, gehst halt mal vom Gas, wenn die linke Spur nicht frei ist. Ich habe nicht das Gefühl, wesentlich länger unterwegs zu sein, als wenn ich im PKW mit 130-150 km/h unterwegs bin. Es ist aber entspannter. Mag am Alter liegen, dass ich das so sehe. Älterwerden hat also auch Vorteile.

Wir erreichen Wiesbaden, entsorgen mittlerweile routiniert auf dem Wohnmobilstellplatz, parken den Camper auf seinem Dauerparkplatz und laufen zurück nach Hause. Jetzt steht Kochen, danach Essen, zwischendrin das Überspielen der vielen Fotos und Videodateien an. Bei einem Glas Rotwein findet dieses Pfingstwochenende seinen Abschluss.



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