Eifelkontraste: Ahrtal, Hohe Acht und Monreal


Am Sonntag verlassen wir das liebliche Ahrtal, um auf die kalte Hohe Acht raufzuklettern, fast einem Autorennen zuzuschauen und dann das Fachwerkstättchen Monreal im wiederum lieblichen Elbtal zu besuchen. 



Sonntag ist bei vielen auf dem Campingplatz Abreisetag, auch bei uns. Nach dem Frühstück beginnen die Vorbereitungen. Markise aufrollen, Möbel verstauen, Räder auf dem Träger befestigen. Chemietoilette leeren, Grauwasser ablassen. Der Platz um den Grauwasserablass ist eng, einige sind mit ihren Fahrzeugen, nicht nur den großen, überfordert. Wie geht das nochmal mit dem Rückwärtsfahren?  Bezahlt haben wir bereits. 23 Euro pro Nacht inklusive Strom ist ein sehr fairer Preis, auch wenn die Waschhäuser coronabedingt geschlossen waren. Hier waren wir nicht zum letzten Mal.

Wir verlassen das Gelände und fahren die Ahr entlang nach Ahrbrück und von dort hoch Richtung Adenau. Wir biegen aber gleich von der Hauptstrecke ab auf eine Nebenstrecke Richtung Kesseling und Kaltenborn. Die schmale Straße führt durch ein weites Tal, hellgrünes Gras kontrastiert mit dem dunkleren Grün der Bäume. Zwar wenig Verkehr, aber immer wieder Motorräder, die meist in Gruppen unterwegs sind. Sie freuen sich, wenn man ihnen das Überholen etwas leichter gestaltet und signalisiert, dass die Strecke frei ist. Richtung Kaltenborn geht es stetig bergauf, die Straße wird noch enger, der Verkehr aber dichter. 

Wir nähern uns dem Nürburgring, ich erinnere mich, dass in der Gegend viele ambitionierte Fahrer ihr - äh - Können ausleben, auch häufig Testfahrer aller möglichen Hersteller, die die Grenzen ihrer übermotorisierten Geschosse suchen und ihre eigenen finden. Und jetzt kommen wir und zockeln den Berg hinauf.

Ich kann dem Thermometer in der Anzeigentafel beim Fallen zusehen. Kein Witz: unten an der Ahr waren es 20 Grad, hier oben sind es 10. Dazu dichter Nebel, keine Sicht. Wir fahren auf die Hohe Acht, oben ist ein Parkplatz, auf dem wir halten. Hier steht Auto an Auto, Motorrad an Motorrad. Kein Platz. Ich fahre durch bis ans Ende, es ist eng, hinten geht es 90 Grad ums Eck, die Ecke ist natürlich zugeparkt. Ein paar Meter weiter ist Schluss, eine geschlossene Schranke. Also zurück. Rückwärts muss ich aufpassen, nicht an das Wohnmobil zu stoßen, neben dem ein Mann in der Kälte sitzt und grillt. Einmal vor, einmal zurück und fertig. Mehrere Motorradfahrer sehen interessiert zu, es gibt sogar ein beifälliges Kopfnicken, ehrlich. 

Kurze Orientierung an der Einfahrt des Parkplatzes: aussteigen lohnt nicht mangels Sicht und Temperaturen, wir fahren weiter. Auf der B 412 herrscht dichter Verkehr, viele auffällig aufgemotzte PKW, junge männliche Fahrer. Natürlich, hier ist ja schon der Nürburgring, wir kommen unmittelbar an der Nordschleife vorbei. Heute findet ein Rennen statt, das erste in der Pandemie, bei dem wieder Zuschauer zugelassen sind. Daher die vielen Menschen und ihre Autos. Linker Hand stehen Zelte und Wohnmobile, rechts ist ein Eingang. Jetzt heißt es langsam fahren. Aber bald schon mündet die 412 in die B 258, wir biegen nach links ab, weg vom Ring. 

Unser Weg führt uns Richtung Mayen, wir wollen nach Monreal, die Perle unter den Perlen der Eifel. Die winzig kleine Stadt am Ufer des Elzbaches erinnert an Monschau und klingt ja auch ähnlich, ist aber viel kleiner. Sie besitzt aber auch eine geschlossene Fachwerkbebauung bis runter ans Bachufer. Man fühlt sich in andere Zeiten versetzt, ein bewohntes Freilichtmuseum. Wir parken am Bahnhof, hier ist reichlich Platz. Ein Fußweg führt durch neuere Quartiere in den Ortskern. Monreal und der Elzbach liegen in einem engen Tal. Hoch über dem Ort, und auch als Ruinen noch bedrohlich wirkend, stehen zwei Burgen: die Phillips- und die Löwenburg. Da klettern wir als erstes mal hinauf. 

Der Ortskern ist so eng, dass zwischen den Häusern kaum ein Auto vorbei passt, es dürfen ohnehin nur Anlieger hinein. Über eine Treppe an hübsch renovierten Fachwerkhäusern vorbei, mit anmutig drapierten Freisitzen, Blumen in den Fenstern, führt der Weg auf die Höhe, unterquert die Bahnlinie - stimmt, wir sind ja in der Neuzeit - über erdige Wege und durch nasse Wiesen gelangen wir zu den Burgen. Was soll ich sagen? Es stehen nur noch die Mauern, als wären sie für die Ewigkeit errichtet. Dazwischen Ödnis, keine Spur mehr von dem harten Leben, das hier einmal stattgefunden haben muss. Vermutlich Fluch und Segen zugleich für die Dorfbewohner, Schutz vor fremden Angriffen unter gewalttätigen Bedingungen. 

Jetzt bleibt eine traumhafte Lage mit Blick auf das Tal und auf Monreal. Unten im Ort überqueren insgesamt drei alte Steinbrücken den Bach. Die mittlere und größte wird durch ein steinernes Wegekreuz verziert, gegenüber die Skulptur des heiligen Nepomuk.  Daneben das Viergiebelhaus. Weiter die Straße entlang liegt das einzige geöffnete Café im Ort, einige Tische stehen weit verstreut entlang der Straße. Hier wird schnell ein Platz frei, weil niemand zu lange bleibt. Wir setzen uns. Ich trinke den ersten Cappuccino seit langer Zeit, dazu ein frischer Käsekuchen. Das Areal nördlich dieser Gasse, der Obertorstraße, sieht ein wenig bewohnter und weniger aufgehübscht aus als die anderen Straßen im Ortskern. Hier entlang geht es weiter zurück zum Bach und dem gegenüber liegenden Alten Pfarrhaus und von dort zum Parkplatz. 

Die Elz und ihr Tal mögen jedem Besucher der Region ans Herz gelegt sein. Dieser Einschnitt in den Rücken der Eifel bildet ein Seitental des Moseltals, die Elz mündet in Moselkern in den größeren Fluss. Bis dahin passiert man noch die Burg Pyrmont und die Burg Eltz. Die Schreibweise der Adelsfamilie mit fast tausendjährigem Stammbaum, die noch heute in Besitz ihrer Familienfestung ist, und die in ihrer Geschichte, übrigens bis heute, neben weltlichen höchst streitbare Kirchenfürsten hervorgebracht hat (da nur der älteste Nachkomme erbt und der Rest anderweitig den Nachweis der Überlegenheit blauen Blutes erbringen muss), unterscheidet sich zwar vom Bach und vom Tal, aber das ist einer jener historischen Zufälle, im Rahmen der Entwicklung der Schriftsprache stattfinden.

Wir bleiben auf der Bundesstraße, streifen Mayen am Rande, die Landschaft wird karger und flacher, wir nähern uns dem Neuweiler Becken, passieren Ochtendung und landen irgendwann in Metternich, dem an der Mosel gelegenen Stadtteil von Koblenz. Über die Moselbrücke rechts vorbei am Hauptbahnhof und über die Südbrücke den Rhein querend fahren wir nach Braubach. Ich möchte mir gerne den dortigen Wohnmobilstellplatz anschauen. 

Der liegt direkt unterhalb der Marksburg am Rheinufer und hat Platz für viele Wohnmobile. Wer Glück hat, ergattert einen in der ersten Reihe, die vorderen mit freier Sicht auf den Rhein, weiter rechts steht eine Hecke vor dem Fluß. Alles sehr großzügig, nicht teuer und gut ausgestattet. Ver- und Entsorgung, ein Kiosk, sanitäre Einrichtungen (wenn nicht gerade Pandemie ist). Reservieren kann man nicht, das ist sicher auch gut so. Hier kommen wir nochmal mit mehr Zeit her. Von Braubach aus ist man schnell in Koblenz, mit der Bahn oder dem Fahrrad, auf dem Rheinsteig zum Wandern, oder mit dem Fahrrad an Rhein oder Lahn entlang gefahren. Die Marksburg hat übrigens auch wieder geöffnet. Wer diese große und gut erhaltene mittelalterliche Burg noch nicht von innen gesehen hat, sollte das dringend nachholen.

Jetzt queren wir noch den Taunus auf unserem Weg nach Wiesbaden, über Nastätten nach Holzhausen und von dort weiter über die Bäderstraße, dann noch die enge Straße vorbei am Taunus Wunderland und über die Hohe Wurzel runter in die Stadt. Entsorgt haben wir bereits in Altenahr, deshalb geht es direkt nach Hause, ausladen, dann das Wohnmobil parken und mit den Rädern nach Hause. Eigentlich wollen wir noch in den Garten vom Schlachthof, unser Test gilt ja 48 Stunden. 

Aber Pustekuchen - da ist die föderale Bürokratie vor. Hier in Hessen gilt der negative Test nur 24 Stunden. Nur für ein Glas Apfelwein und ein wenig grüne Soße extra einen Test machen? Dazu habe ich keine Lust. Stattdessen fahren wir, das geschieht selten genug, in einer Pizzeria vorbei und nehmen Pizza mit Parmaschinken, Parmesan und Rucola mit. Statt Äppler trinken wir südafrikanischen Cuvee vom Weingut der drei kleinen Löwen (die aber Wiesbadener sind, diese Löwen - aber das ist eine andere Geschichte).

Kommentare