Wo Brot in Wein gebadet wird

Tag 3 in Altenahr - Samstag. Die Sonne ist zurück, wir lassen uns in Mayschoß testen und trinken in Altenahr guten Wein. Sogar das Brot wird hier in Wein gebadet?! 

Der Samstag beginnt wieder freundlich, wir haben eine gute zweite Nacht auf dem Campingplatz in Altenahr verbracht und freuen uns auf den Tag. Für mittags erwarten wir unsere Freunde, den Morgen wollen wir für eine kleine Tour mit dem Rad nutzen. Ein schnelles Frühstück, danach fahren wir los. Es geht nach Mayschoß, wo wir auf der Hinfahrt nur kurz gehalten haben. 

Die Strecke kennen wir bereits, wir sind den Ahrradweg vor einigen Jahren vollständig gefahren (und davor Rhein und Erft, die Ahr ist ein kurzer Fluß, er entspringt in Blankenheim und landet nur 85 Kilometer später bei Sinzig im Rhein. Die Ahrquelle befindet sich in Blankenheim mitten im Ort, im frei zugänglichen Keller eines Fachwerkhauses). Der Radweg läuft gleich am Campingplatz entlang, führt durch den Ortskern zum Bahnhof, dort über den Bahnsteig und danach über eine stillgelegte Bahntrasse parallel zur Ahrtalbahn. An der Engstelle der Ahrschleife hat der Radweg eine eigene Tunnelröhre, genau wie später in Mayschoß, dahinter eine eigene Brücke, offensichtlich ebenfalls eine nicht mehr genutzte Bahnbrücke, parallel zur Brücke der aktuellen Ahrtalbahn. Bahn und Radweg verlaufen in diesem immer noch engen Talabschnitt ein Stück parallel, als das Tal wieder breiter wird und sich nach Süden öffnet, zieht der Radweg einen größeren Bogen.

Jetzt sind wir inmitten der Weinberge, blicken über den S-kurvenförmigen weiteren Verlauf des Tals, sehen schon eine Flussschleife weiter die Saffenburg hervorlugen und können schließlich sogar das Gipfelkreuz der Teufelsley sehen. Nach dem gestrigen Regen ist der Wasserstand der Ahr deutlich angestiegen. Das Wasser hat an Tempo zugelegt, es ist erdig-braun eingefärbt. 

Der geteerte Weg verläuft sanft absteigend in großen Kurven durch die Weinberge. Mayschoß ist nicht mehr weit, nicht nur die Saffenburg ist aus der Ferne gut zu sehen, vielmehr sticht die große Zahl an Wohnmobilen auf dem Stellplatz - vorwiegend weiß - ins Auge. Schön ist das, ehrlich gesagt, in der Häufung an einer solch exponierten Stelle auch nicht mehr. Wir erreichen den Ort in Höhe des Bahnhofs, an dem gleich der Stellplatz liegt. Dort herrscht wieder quirliges Treiben, ein Kommen und Gehen der Fahrzeuge. Viele sitzen vor den Autos und lassen es sich offensichtlich gut gehen, sie frühstücken, sind miteinander ins Gespräch vertieft oder genießen die Sonne. Auf der Brücke über die Ahr kommen wir mit einem Mann ins Gespräch, der gerade mit Rucksack und Zelt den Ahrsteig erwandert und als nächstes hoch zur Burg will. Wir staunen gemeinsam über den seit gestern in Folge des Regens deutlich angestiegenen und beschleunigten Fluss.

Mayschoß ist recht überschaubar. Linker Hand sehen wir Hinweistafeln für einen Corona-Soforttest. Na prima. Da halten wir gleich an. An der Tafel am Eingang können wir uns über einen Barcode online registrieren, das geschieht sofort. Per Mail erhalten wir einen Zahlencode. Mit dem Code und dem Personalausweis geht es zur Anmeldung, der Zuständige sitzt hinter einem geöffneten Fenster und trägt unsere Daten ein. Dann geht es sofort weiter ans nächste Fenster ein paar Meter entfernt. Der Mitarbeiter des Hilfsdienstes steht schon bereit, um die Teststäbchen in die Nasenlöcher einzuführen. Das ist schnell vorbei, das war es. Das Testergebnis soll in einer Viertelstunde per Mail zugestellt werden. So ist es dann auch. Das nenne ich eine tolle Organisation. Mit dem negativen Testergebnis sind wir in Rheinland-Pfalz in der Lage, in den nächsten 48 Stunden zum Beispiel Lokale aufzusuchen. Und das, so lange noch keine vollständige Impfung erfolgt ist, bei mir steht die zweite Impfung noch aus.

Nochmal kurz die Straße rauf und runter, die Bäckerei ist gut besucht, wie auf dem Land üblich, werden kleine Gänge im Ort mit dem Auto bewältigt, so dass sich gleich ein kleiner Verkehrsstau bildet, weil alle unmittelbar vor der Bäckerei parken müssen. Im Weinhaus steht Finkenwerder Speckscholle auf der Speisekarte, das weckt Erinnerungen an Hamburg. Aber zum Essen ist es noch zu früh für einen passionierten Intervallfaster, auch zum Nachdenken übers Essen. Wir fahren zurück. An einer Stelle unterhalb der Bahnlinie kommt der Weg wieder sehr nahe an die Ahr heran. Wir halten, weil hier die Strömung beeindruckend stark ist. So viel Wasser, das Richtung Rhein fließt. In diesem Frühjahr gibt es zum Glück kein Niedrigwasser im Rhein. Durch den Bahndamm führt ein kurzer Tunnel. Auf der anderen Seite stehen wir mitten in wildester Vegetation. Saftige Grüntöne, knorrige Äste, dicke Baumstämme, strahlend gelber Ginster, rote und violette Blumen - ich fühle mich an ein Gewächshaus erinnert, es ist hier auch genauso schwülwarm. Ein schmaler Pfad führt durch diesen Urwald Richtung Berg - schade, aber heute haben wir schon was anderes vor. 

Deshalb fahren wir weiter, diesmal die leichte Steigung bergauf, in angenehmer leichter Anstrengung. In Altenahr wurde im Bahnhofsgebäude ein Corona-Testzentrum eingerichtet. Das war noch geschlossen, als wir losfuhren. Jetzt ist die Schlange davor riesig, und entsprechend schwer ist es, sich durch die Wartenden den Weg zu bahnen, sie blockieren nämlich den Radweg. Und wie wir wissen, hört beim Verteidigen der Warteposition der Spaß auf. Wir schaffen es aber schließlich und gelangen zurück zum Campingplatz. Jetzt ist Zeit für die erste Tagesmahlzeit, eine große Portion Obst mit Vollkornmüsli und Naturjoghurt. 

Die Freunde aus Aachen treffen ein. Wir drehen zusammen eine Runde entlang der Ahrschleife und setzen uns anschließend auf die Terrasse des kleinen Weinhauses, wo wir gestern reserviert hatten. Zum Wein gibt es eine Auswahl sogenannter weinbegleitender Speisen. Zum Beispiel eine stramme Forelle, ein Stück Räucherforelle auf Brot, mit einem Spiegelei darüber. Simpel, aber eine schöne Idee, die dank der Qualität der Bestandteile auch noch gut schmeckt. Der Hit ist aber buttriges, mit Speck und Zwiebeln geröstetes Weißbrot, dass in Riesling mariniert wurde. Das Rezept ist ein Geheimnis des Hauses, das die nette Bedienung nicht preisgeben darf. Verständlich. Die Rotweine schmecken fein und kräftig. Die Ahr ist ein kleines Weinanbaugebiet mit den steilsten Hanglagen. Das erklärt die etwas höheren Preise gegenüber anderen Herkunftsregionen. Es ist immer noch eines der nördlichsten Weinanbaugebiete. Die besondere geographische Lage in dem engen Tal mit den Eifelerhöhungen drumherum schafft dafür interessante Bedingungen. Es gilt als das größte Rotweinanbaugebiet Deutschlands. 

Die Weinstube schließt um 18 Uhr, das ist auch gut so. Mehr Wein wäre unvernünftig. Unsere Freunde fahren zurück nach Hause, wir gehen zum Campingplatz und drehen später noch eine kleine Runde an der Ahr entlang und schauen, ob der Fluss noch in seinem Bett fließt. Das tut er, er ist in seinem Bett, dann können wir uns beruhigt unserem zuwenden.

Dank der „weinbegleitenden Speisen“ fällt das Abendessen heute etwas kleiner aus. Wir drehen noch eine kleine Runde am Fluß entlang im Abendlicht. Hoch oben auf der Spitze eines Baumes sitzt eine große schwarze Amsel und nutzt die gute Akustik, um den Campingplatz mit ihrem melodiösen Zwitschern zu beschallen.



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