Slowenien (Teil 2): Vom Nordosten - Ptuj, Jerusalem und Haloze - in die Steiner Alpen nach Kamnik

Nachdem wir den Wohnmobilstellplatz in Zabovci am Ufer des Ptujsees nach unserer ersten Nacht in Slowenien verlassen haben, fahren wir als erstes ins nahegelegene Ptuj, um uns die alte Stadt an der Drava, auf Deutsch Drau, anzuschauen.

Ptuij gilt als die älteste Stadtgemeinde Sloweniens und wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Im Zeitalter des Römischen Reiches war die Stadt bis zu 40.000 Einwohner groß und Austragungsort kaiserlicher Machtkämpfe. Dann fielen die Hunnen hier ein. Später war der nach den lokalen Fürsten Pettau genannte Ort Salzburgisch, erhielt von dort 1376 Stadtrechte  und zählte schließlich zur Steiermark.

Heute hat die Stadt gut 20.000 Einwohner. Die Altstadt mit der über ihr herausragenden Burg ist von weitem sichtbar, jedoch müssen die Besucher:innen bei der Annäherung zunächst die üblichen Gürtel aus modernen Stadtvierteln und Gewerbegebieten durchqueren. Mit dem sperrigen Ducato wollen wir nicht unbedingt bis ins historische Zentrum fahren, sondern suchen uns am linken Flussufer einen Parkplatz. Es ist leichter als erwartet, einen für das Sechsmeterfahrzeug ausreichend großen Platz zu finden. Die überschaubare Parkgebühr zahlen wir gerne.

In Ptuj wird, wie in vielen alten Städten Sloweniens, wie wir gesehen haben, die Altstadt kräftig saniert. Einige Straßenzüge sind deshalb für Fußgänger und Fahrzeuge gesperrt. Von der Dravska Ulica, der Draustraße, gehen wird durch die Cankarjeva Ulica, die nach dem slowenischen Dichter Ivan Cankar benannte Straße, in die Presernova Ulica und sind mitten im Zentrum. Die recht schmale Straße ist von dreistöckigen Altbauten gesäumt, im Erdgeschoß viele Gewerbe. Nach rechts führt die Straße auf einen kleinen Platz, den Slovenski Trg (Slowenischen Platz) mit dem Stadttheater, dem Orpheus Denkmal, das der Grabstein eines römischen Statthalters des 2. Jahrhunderts gewesen sein soll, und dem Mestni Stolp, dem eindrucksvollen kirchturmartigen Stadtturm. 

Wir gehen jedoch zuerst durch einen der Durchgänge in der Reihe der Häuser auf der Presernova in eine schmale, kopfsteingepflasterte Gasse. Hinter der Häuserreihe steigt der Hügel an, entlang grüner Gärten und kleiner Häuser erklettern wir den Burgberg und gelangen durch ein Torhaus auf das Gelände der Burg Ptuj. Die innere Burg ist an diesem Tag geschlossen, von der äußeren öffnet sich uns der Blick auf die roten Dächer der Altstadt und darüber hinaus auf die Drava, den Ptujsee bis in das weit entfernte hügelige Umland.

Dann gehen wir runter bis zum Mestni Trg, dem Marktplatz mit dem großen Rathaus, dem Mestna hiša, gegenüber das Gebäude wird laut Aufschrift vom Katasteramt genutzt. Überall Kaffeehäuser, auf Slowenisch Kavarna, von Kava, dem Kaffee. Wir gehen aber zurück zum Slowenischen Platz, dort sind Cafés in noch interessanterer Umgebung. Wir setzen uns direkt vor den Statthaltergrabstein. Ich schaue mir auf der Karte das Angebot an und will ganz schlau auf Slowenisch bestellen: Kava a Smetana. 

Erst als die Bedienung Ingrid einen Cappuccino mit geschäumter Milch und mir einen Kaffee mit einer riesigen Sahnekugel bringt, bin ich meines Fehlers gewahr. Ich habe mich in der Zeile geirrt und statt Milchkaffee, Kava z mlekom, Kaffee mit Sahne bestellt. Und dazu kommt noch, dass die Kaffeehausbetreiberin akzentfrei Deutsch spricht. 

Vorbei am Minoritenkloster gehen wir zurück zum Ufer der Drava, werfen von der Fußgängerbrücke noch einen Blick auf Fluß und Stadt, dann zurück zum Camper. Wir verlassen Ptuj und steuern unser nächstes Ziel, die Kleinstadt Ormož, an. Sie liegt nur gut 20 Kilometer östlich von Ptuj und ist in einer halben Stunden über die Landstraße erreicht.

Ormož könnte das Ziel für die Nacht sein. Wir schauen uns zunächst einen der auf Park4Night empfohlenen Stellplätze an. Er liegt in einem kleinen Park mit Teich, gleich neben einem Gasthaus. Wir lassen den Wagen hier stehen und gehen zu Fuß ins Zentrum. Das heißt, das Zentrum müssen wir zunächst einmal suchen, denn Ormož hat weniger Stadtzentrum als erwartet. Es ist ein kleiner Ort, der etwas verlassen wirkt mit seinen 12.000 Einwohnern. Am Rande des Zentrums liegt die weiß gestrichene Burg, wie die Stadt selbst früher Friedau bezeichnet, mit der Touristeninformation und einem Gästehaus.

Schilder verweisen schon auf den Weinkeller der Kellerei Jerusalem-Ormož, die unten am Ufer  der Drava beim Bahnhof liegt. Die Vinothek ist geöffnet, wir probieren, unterstützt durch einen freundlichen deutschsprachigen Mitarbeiter, einige Weine, und verlassen die Kellerei mit zwei Kisten Wein, darunter auch den weißen Cuvee, den wir am Vorabend in dem Gasthaus getrunken haben. 

Da sich die kleine Stadt als nicht besonders attraktiv erweist, fahren wir weiter. Der Wein hat unser Interesse geweckt, der Name Jeruzalem macht uns neugierig, fahren wir also dorthin. Es geht weiter nach Osten, ein paar Kilometer hinter Ormož verlassen wir die gut frequentierte Landstraße und biegen auf eine kleinere Seitenstraße ab. Ein uns an der Stoßstange klebender Renault Capture meint, uns in einer engen Kurve überholen zu müssen. Es geht gut, woher wusste der das? Dann biegen wir erneut ab, auf eine noch kleinere Straße. Es geht hinein in die Hügellandschaft, Kurven, Steigungen, Gefälle, links und rechts ist alles grün: Bäume, dann immer mehr Reben. Das Sträßchen bringt uns höher hinauf, in einem Weiler halten wir an und schauen mit offen stehenden Mündern in die Weite. Hier sieht die Landschaft aus wie in der Toskana.

Jeruzalem ist nicht mehr weit. Der nächste Hügel muss es sein. Ein Kirchturm, ein paar Gebäude, der Ducato meistert auch diese Steigung, wir rollen auf einen größeren Parkplatz. Links davon, auf einer Wiese, ein deutscher VW-Campingbus mit geöffnetem Aufstelldach, davor, auf Campingstühlen, ein älteres Paar, das uns gleich sichtlich mißtrauisch beäugt. Wir stellen das Auto ab, hier bleiben wir. Der Parkplatz ist eben, der Blick weit. Weiter rechts hinter dem Parkplatz liegt eine weitere große Wiese, darauf steht schon ein anderer Ducatocamper. Als ich mich nähere, spricht mich ein Mann an und lädt uns ein, unseren Camper doch neben seinen zu stellen, die Aussicht sei hier noch schöner und der Platz absolut ausreichend.

Das ist doch mal nett, ich hole gleich unser feuerrotes Campmobil und parke rückwärts zwischen zwei Bäumen ein, aufpassend, dass ich nicht zu weit und damit in die Schräglage fahre. Der Kollege hilft mir und weist mich ein. Ein Paar aus Moers, unterwegs mit einem Knaus Boxstar, sie haben die Nacht bereits hier verbracht. Wir tauschen uns aus, über unsere Slowenienrouten und über das Reisen im Ducatowohnmobil. Dann trinken wir erst einmal entspannt und in Ruhe unseren Kaffee und essen von meinem kalorienarmen Apfelkuchen. 

Jenseits des Parkplatzes reicht der Hügel noch ein Stück höher hinauf. Da oben befindet sich die Wallfahrtskirche der schmerzhaften Gottesmutter und ein größeres Hotel mit Weingut (oder umgekehrt). Dazu gehört auch eine Vinothek, die noch geöffnet ist. Die Weine dort sind alle ein wenig höherpreisig, sie fangen bei knapp 10 Euro an, das ist schade. Im Kellergeschoss befinden sich zwei WC, das stand auch in dem Eintrag auf Park4Night. Die sind jedoch abgeschlossen. Das ältere Paar im VW-Bus dürfte kein Klo an Bord haben, wie die sich wohl behelfen? 

Wir drehen noch eine größere Runde durch die Landschaft, bevor es anfängt zu dämmern. Wir nehmen die kleinen Straßen, denn Fußwege sind keine ausgeschildert und wir wollen nicht versehentlich in einem Weinberg oder auf einem Hof landen. Die Gegend ist arg zersiedelt, überall stehen Häuser oder Höfe, manchmal auch kleine Weiler mit Kirchen. Wie in der Toskana sind die Weiler oben auf den Hügeln angelegt, so dass sie aus großer Entfernung zu sehen sind. 

Jeruzalem hat seinen Namen, wie sollte es anders sein, von Kreuzrittern, dazu noch von deutschen, erhalten. Vermutlich waren die Männer in einer etwas wehmütigen Stimmung und fühlten sich durch das Landschaftsbild an die zurückgelassene Traumstadt im Orient erinnert. Ich kenne das bereits aus meiner Heimatstadt Montabaur, die zu ihrem Namen kam, als ein damals dort herrschender Kurfürst zu Trier sich auf dem Heimweg vom Abschlachten beim Anblick des Burgberges der Kleinstadt Humbach an den Berg Tabor im heiligen Land erinnert fühlte und kraft Amtsgewalt dem Ort den Namen Mons Tabor verpasste, was dann später im Rahmen alltagssprachlicher Nachlässigkeit in Montabaur umgewandelt worden ist. 

Während wir vor Ehrfurcht erstarren, brettern die Einheimischen mit ihren Autos und Treckern durch die Gassen. Einmal kommt sogar ein Typ auf einem Crossmotorrad mit einem Höllenlärm angerauscht, er nimmt nicht die Straße, sondern fährt querfeldein, ordentlich den kaum geräuschgedämmten Motor hochziehend. Zum Glück verschwindet er schnell wieder. 

Zum Abendessen gibt es heute wieder vom mitgebrachten Reisauflauf, der muss nur im Omnia-Backofen aufgewärmt werden. Obwohl es mit der schwindenden Sonne herbstlich frisch wird, essen wir draußen vor dem Auto. Das Tageslicht schwindet, überall gehen Lichter an und zeigen uns, wo hier draußen Menschen wohnen. Als es richtig dunkel ist, sehen wir über uns einen Sternenhimmel, wie wir ihn in unserer Städteregion aufgrund der Lichtverschmutzung nie zu sehen bekommen. Der reine Wahnsinn.

Nach einer erholsamen Nacht beginnt der neue Tag wie immer sehr früh, ich mache Kaffee, schalte die Warmwasseraufbereitung ein, dann geht es unter die Dusche und schon sind wir fertig für den Tag. Wir beschließen weiterzufahren. Erst eine kleine Strecke durch die nahe Umgebung, durch den Weiler Svetinje, dann zurück nach Ormož auf die Straße nach Ptuj, runter an die Drava und zum Grad Borl, der Burg Anchenstein. 

Zu Beginn führt die Straße über die Hügel nach Svetinje, wir können zurück auf unseren Platz in Jeruzalem schauen, wo der weiße Ducato in der Ferne leuchtet. Daneben haben wir gestanden. Das Weingut Puklavec hat noch geschlossen, vor der Taverne mit Pension nebenan stehen auch deutsche Autos, Svetinje selbst macht einen recht verlassenen Eindruck. Ein paar sehr enge Kurven später sind schon auf der Landstraße, vorbei an Ormož und weiter Richtung Ptuj. Hinter dem Gasthaus "Zum Schiedsrichter" in Moškanjci gehts links ab, wieder über Nebenstraßen, bis wir auf die größere Straße, die von Ptuj nach Zagreb führt, einbiegen. Gleich darauf überqueren wir die Drava und sehen links schon die Burg auf ihrem Berg stehen, dicht auf einen steilen Felsen über dem Wasser. 

Das ist ein sehr schönes Bild, deshalb halten wir und machen ein paar Fotos von der Brücke aus, während die Lastzüge an uns vorbeidonnern. Auf der anderen Seite sind zwei Graureiher auf dem Wasser unterwegs, sie stelzen starr mit ihren langen Beinen aneinander vorbei, konzentriert in der Jagd auf Beute, aussehend, als würden sie sich nicht kennen. 

Zur Burg hoch führt ein geteerter Weg, der auf einem großzügigen Parkplatz direkt davor endet. Die Burg ist jedoch geschlossen, es sieht nicht so aus, als könne man sie besichtigen. Auf dem Weg dorthin kamen wir an einem kleinen Hof vorbei. Auf einer Weide sind jede Menge Schweine unterwegs. Ein Mutterschwein liegt dösend auf dem Gras, die Augen durch die langen Schlappohren verdeckt, während sechs oder sieben kleine Schweinchen an ihren Zitzen zu säugen versuchen und sich dabei gegenseitig in die Quere kommen. Für die Schweine scheint gerade Siesta zu sein, die meisten liegen, zufrieden wirkend, in der Sonne.

Wir fahren weiter in das Dorf Cirkulane. Es ist der Hauptort der kleinen Weinregion Haloze. Am Ortseingang stellen wir den Camper ab und gehen in den Ort. Es gibt eine kleine Touristeninformation gegenüber der Kirche. Ein freundlicher Mitarbeiter überreicht uns ein wenig Material, mit dem wir die weitere Route hier vor Ort planen können. Gegenüber liegt ein Gasthaus, in dessen überdachtem Garten ein paar Leute ihren Kaffee trinken. Wir setzen uns dazu und werden, wie immer in Slowenien, freundlich bedient. 

Auf dem Rückweg zum Auto gehen wir noch in den örtlichen Mercator, den Supermarkt, hinein, unserer Vorräte um ein wenig Salat und Gemüse sowie die hiesigen weißen Brötchen ergänzend. Dann verlassen wir das Dorf wieder Richtung Südwesten, hinein in das Weingebiet. 

Jetzt wird es abenteuerlich. Die Landschaft ist wunderschön, alles leuchtet grün, viele Obstbäume und überall Wein. Die Straße ist gewohnt schmal, aber zweispurig, sie führt ordentlich bergauf und bergab. Wir wollen aber noch weiter rein ins Haloze und verlassen irgendwann die Durchgangsstraße, um auf einspurigen geteerten Wegen so richtig die Hügel zu erklettern. Zum Glück herrscht wenig Verkehr, wenn ein Auto entgegenkommt, finden wir einen Platz zum ausweichen. 

Es sind erstaunlich viele Wege, die sich hier kreuzen, kein Wunder, denn überall verstreut stehen Häuser und Höfe. Wir kommen recht hoch hinauf und halten dort, wo uns wieder ein großartiger Fernblick erwartet. Ein Platz für ein spätes Frühstück mit Obst und Vollkornmüsli und obendrein noch ein wenig von den weißen Brötchen, um es mit dem Gesunden nicht zu übertreiben.

 Die Trauben an den Rebstöcken sind noch klein und grün, die Lese scheint hier deutlich später als bei uns am Rhein zu beginnen. Hinter den grünen Hügeln in der näheren Umgebung sehen wir, dunkler wegen der Lichtverhältnisse, im Süden und Südwesten größere Hügel aufragen, unter ihnen der sehr eindrucksvolle und fast tausend Meter hohe rundgipfelige Boč, den wir mit etwas mehr Zeit auch noch bestiegen hätten. Nächstes Mal.

Überall hier in den Weinbergen, wie schon zuvor in Ormož-Jeruzalem stehen kleine hölzerne Windräder herum. Es handelt sich hierbei um Vogelscheuchen, Klapotetze genannt. Beim Drehen klappern sie laut, denn nicht das Drehen, sondern das Geräusch verscheucht die ungebetenen Gäste. Scheint zu funktionieren, sonst stünden sie wahrscheinlich nicht überall herum. Im Herbst werden sie abgebaut, wahrscheinlich, damit sie im Winter nicht vor Kälte klappern.

Es ist gar nicht so leicht, wieder aus dem Gewirr der schmalen Teerwege herauszufinden. Wir fahren einen großen Kreis über die Hügel und durch die Täler, bis wir wieder Ausgangspunkt angelangt sind. Es ist noch früh am Nachmittag, deshalb beschließen wir, noch ein gutes Stück weiter zu fahren und den Osten Sloweniens zu verlassen.

Unser nächstes Ziel ist Kamnik. Die Stadt liegt nördlich von Lubjana in den Alpen. Die Entfernung beträgt ungefähr 130 Kilometer, wofür wir weniger als zwei Stunden benötigen. Slowenien ist wirklich nicht besonders groß. 

Es geht ein gutes Stück über gut befahrene Landstraßen, bevor wir die Ost-West-Autobahn erreichen, die wir aber leider zu schnell wieder verlassen müssen, um uns über die nächste kurvenreiche Landstraße langsam den Berg hochzuschrauben. Entlang der langgestreckten Innenstadt fließt die Kamniška Bistrica, über mehrere Brücken gelangt man von der Durchgangsstraße in die Stadt hinein. Wir parken den Camper beim kleinen Busbahnhof und erkunden die Stadt zu Fuß. 

In der Kavarna am Marktplatz trinken wir erst einmal einen Kaffee, dann gehen wir hoch zur Mali Grad, der kleinen Burg, von der aus man einen schönen Blick über die Altstadt und, in der anderen Richtung, in die neueren Stadtteile hat. Über die Šutna geht es in ein weiteres schönes Viertel mit niedrigen alten Häusern und der Kirche der unbefleckten Empfängnis. Im Schaufenster eines der Häuser lese ich, dass Kamnik früher unter dem Namen Bad Stein ein im ganzen deutschsprachigen Raum bekannter Kurort war, Bad Stein in der Oberkrain, in den Steiner Alpen. 

Viel mehr gibt es für einen Kurzbesuch in der Stadt nicht zu sehen, deshalb fahren wir weiter, über mehr als 10 Kilometer die Kamniška Bistrica entlang bis fast zum oberen Talschluss, wo sich die Quelle des Flusses befindet. Jetzt sind wir mitten im Gebirge. Park4Night hat hier einen Wohnmobilstellplatz eingetragen, hier wollen wir die Nacht über bleiben. Wir kommen an der Talstation der Seilbahn zur Velika Slanina vorbei, ein paar Kilometer weiter oben biegen wir auf einen Schotterweg ab, passieren über eine Brücke den hier noch schmalen Fluß und sind am Picnic Center Pri Jurju, zu dem der Stellplatz gehört, angekommen.

Vorne links liegt das Gasthaus, dahinter beginnt die große Wiese, auf der bereits zwei Wohnmobile stehen. Wir suchen uns einen Platz mit etwas Abstand. Die Wiese ist leicht abschüssig, aber trotzdem ist es nicht schwer, waagerecht zum Stehen zu kommen. Die Aussicht auf die umgebenden Berge ist einzigartig schön. Wir gehen in das Gasthaus, um uns anzumelden. Es sind vier Personen im Haus, von denen zwei slowenische Gäste sind, der Mann und die ältere Frau sind die Betreiber. Die Anmeldung ist unkompliziert, wir könnten auch einen Stromanschluss erhalten, benötigen aber keinen. Für die Übernachtung berechnet der Wirt lediglich fünf Euro. Dafür können wir auch noch das zum Lokal gehörende WC, das die ganze Nacht über geöffnet ist, benutzen.

Das Lokal ist noch geöffnet, wir können also dort essen. Der kettenrauchende Wirt bietet Szegediner Gulasch und Schnitzel an, wir wählen beide den oder das Gulasch. Wir bekommen einen riesigen Teller mit weißem Zwiebelbrot auf den Tisch gestellt, dazu ein großes Bier. Das Golaš kommt als eine Art Eintopf in Suppenschüsseln. Es ist schön flüssig, enthält jeder Menge Sauerkraut, mit viel Chili gewürzte Soße und große Brocken Schweinefleisch. Ein Geschmackserlebnis, das ich noch durch das Hineintunken von Zwiebelbrotstücken in die rote scharfe Soße toppe, die sich schnell und wundervoll mit der roten Soße vollsaugen.

Wir bleiben nicht alleine, ein französisches Paar kommt hinzu, der Wirt palavert so problemlos mit ihnen in ihrer Sprache, wie er mit uns Deutsch spricht. Ein weiteres Camperpaar stößt dazu, die junge Frau versucht es auf Englisch, was der Wirt genauso gut pariert, ihr aber vorschlägt, doch Deutsch zu reden, da er sie bereits als Deutsche identifiziert hat. Sie wollen auch was essen, ihr Begleiter bestellt Schnitzel, da bin ich gespannt. Und tatsächlich, als das Schnitzel auf den Tisch kommt, können wir uns alle kaum halten vor lachen, das Stück Fleisch ist dermaßen groß, dass man den Teller darunter nicht mehr sieht. Natürlich erreicht ein gutes Schnitzel seine Ausmaße nicht durch eine übermäßige Fleischmasse, sondern durch rigoroses Weichklopfen, wodurch das Fleisch hauchdünn und zart, aber eben arg in die Breite gezogen wird. 

Nach dem Essen und zwei großen Bier verabschieden wir uns und verbringen eine höchst angenehme ruhige Nacht in unserem Camper auf der Wiese zwischen den Bergen. Am nächsten Morgen wollen wir von der Talstation der Seilbahn aus auf das Hochplateau Velika Slanina steigen, unsere erste Wanderung hier in Slowenien. Wir freuen uns auf ein bisschen mehr körperliche Anstrengung nach den langen Fahrpassagen.  

Morgens sind wir auch die ersten, neben uns im Pösslducato des jungen Paares herrscht noch Ruhe, obwohl die Frau gleich beim Einchecken zahlen wollte, um ganz früh losfahren zu können. Als wir losfahren, sind sie aber schon auf.  Wir haben nur ein paar Kilometer zu fahren, bis zum Parkplatz an der Talstation der Seilbahn. Mehr darüber im nächsten Blogbeitrag.




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