Nachdem wir den Osten Sloweniens bereits hinter uns gelassen haben, sind wir in den Steiner Alpen bei Kamnik angekommen und übernachten am Ufer der Kamniška Bistrica. Heute wollen wir auf die Vellika Planina-Hochebene laufen und noch am selben Tag ans Mittelmeer weiterfahren, in die schöne Hafenstadt Piran an der Adria.
Die Nacht auf der Wiese des Picnic Centers Pri Jurju am Oberlauf der Kamniška Bistrica in den slowenischen Bergen verlief sehr angenehm. Eine himmlische Ruhe. Morgens um sechs ist es draußen noch sehr kalt, aber im Auto ist die Temperatur noch hinnehmbar, obwohl das hintere Heki leicht geöffnet war. Wie immer gibt es erst mal einen Kaffee, dann eine Dusche. Wir sind die ersten, die den Platz verlassen, im Nachbarducato sind sie schon wach, aus den beiden französischen Fahrzeugen dringt weder Licht noch Geräusch.
Nur ein paar Kilometer die Straße runter, dann halten wir auf dem Parkplatz der Seilbahn zur Velika Planina. Wir nehmen aber nicht die Bahn, sondern wollen auf die Anhöhe laufen. Die Basisstation liegt bei ungefähr 550 Metern über Null, die obere bei 1.400 Metern. Das bedeutet, dass wir mehr als 800 Höhenmeter zurücklegen werden.
Die Velika Planina ist eine Hochebene, die bekannt ist für ihre Almen. Mich erinnert das sehr an die Seiser Alm in Südtirol. Der Weg auf die Höhe ist gut ausgeschildert, wie wir feststellen. Der Pfad ist schmal und gut begehbar. Er steigt erst sanft, dann näher am Berg steiler an. Aber er wird nie unangenehm steil, sondern windet sich in Serpentinen nach oben. Ein gutes Stück des weiteren Weges ist meist gut erkennbar, so dass die Strecke und der Krafteinsatz planbar sind. Wir wandern beide gerne und gerne in den Bergen, die Anstrengung des Aufstiegs bereitet uns Freude.
Verläuft der Weg zunächst östlich den Hang hinauf, biegt er später, eine Felswand taucht auf, nach Norden ab und schlängelt sich weiter aufwärts. Es ist stark bewaldet, nur selten ist der Blick frei auf das Tal und die gegenüberliegenden Berge. Der Weg wendet sich wieder nach Osten, das Gelände flacht ab, wir erreichen einen Fahrweg, der hinauf zu den Almen führt, und folgen ihm. Die ersten Almhütten kommen in Sicht, sie sind verrammelt, bereits für den Winter verlassen. Vor uns liegt ein breiter Sattel mit Grasboden, eine Rinderherde ist unterwegs, eine weitere Alm ist noch in Betrieb.
An ihr gehen wir vorbei, mit Vorsicht auf die Rindviecher achtend, da wir in Südengland, bei den Seven Sisters nahe Eastbourne schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben, als eine Kuh Ingrids roten Rucksack aufspießen wollte. Da Ingrid sich damals reflexartig zur Kuh hin drehte, ließ diese von ihrem Angriff ab. Das Bild der mit beiden Vorderbeinen vollbremsenden Kuh ist unvergesslich, der Schrecken aber auch.
Hinter der Alm fängt der Wald wieder an, erneut geht es aufwärts, bis wir nach ein einiger Zeit an einer Gruppe weiterer Almhäuser aus dem Wald herauskommen. Auch hier sind die meisten Holzhäuser winterfertig verschlossen, eines ist noch in Benutzung, oben im Gelände hören wir Stimmen von arbeitenden Menschen. Zeit für eine Pause, Zeit für Frühstück. Die Sonne scheint, eine Bank bietet sich an, der Blick ist schön, das Müsli schmeckt.
Danach geht es weiter, ein Wegweiser führt nach Links, auf ihm steht immer noch "Valika Planina", obwohl wir ja schon mitten drin sind. Wir halten uns geradeaus Richtung Seilbahnstation, denn wir haben nur den halben Tag für die Wanderung eingeplant und wollen heute noch weiterfahren.
Nach einem weiteren Waldstück kommen wir an eine Stelle, an der größere Abholzungen stattfinden. Der Weg ist umgeleitet, die Umleitung mit Tannenästen gepolstert, damit die Maschinen nicht im Schlamm versinken. Vor uns sehen wir den Sessellift, der von der Bergstation der Seilbahn aus auf die höheren Lagen des Plateaus reicht. Vermutlich wird er im Winter häufiger genutzt als im Sommer, den wir sind ein einem Skigebiet. Der Lift ist in Betrieb, aber es sitzen nur ganz vereinzelt Menschen auf den Vorrichtungen.
Jetzt geht es leicht bergab, die Station ist schon zu sehen, und von ihr aus kann man talwärts sehr weit blicken, über Kamnik hinaus auf die große Ebene jenseits der Berge. Wir nehmen die nächste Kabine nach unten und sind schnell wieder im Tal. Nach einem Kaffee an der Bar neben der Talstation gehen wir zurück zum Auto. Der Ducato unserer Nachbarn von der Wiese steht auch hier herum, sie sind wohl auch wandern. Neben unserem Camper steht ein großer Iveco Siebentonner-Allrad Overlander. Dagegen wirkt der Ducato geradezu winzig. Muss toll sein, mit einem solchen Fahrzeug zu reisen. Natürlich sind solche Autos nicht für Europas, speziell Südeuropas kleine Straßen gemacht, sondern für die Sand- und Schotterpisten der vielen immer noch leeren Regionen der Erde.
Wir machen uns mit dem Ducato auf über die kleinen slowenischen Straßen, vorbei an Kamnik und weiter Richtung Lubjana. Im Großraum Lubjana sind die Kreisverkehre genauso beliebt und verbreitet wie überall, dann wird die Straße vierspurig, wir hangeln uns von Knotenpunkt zu Knotenpunkt, bis wir die Autobahn nach Triest und Koper erreicht haben.
Unser heutiges Ziel ist die Hafenstadt Piran an der slowenischen Adria. Der Küstenstreifen Sloweniens ist sehr schmal und umfasst nur die nahe beieinander liegenden Häfen Koper, Izola und Piran. Nördlich davon gehört ein schmaler Streifen Land mit der großartigen Hafenstadt Triest noch zu Italien, südlich fängt gleich Kroatien an. Es sind auch wieder nur 150 Kilometer, die uns ans Ziel bringen, die sind schnell auf der gut ausgebauten, zwar stark, aber besonnen befahrenen Autobahn zurückgelegt. Das Überholen von Lastwagen ist kein Problem, auch mit knapp 110 km/h schwimmen wir im Verkehr mit.
Der Verkehr nach Triest biegt irgendwann rechts ab, dann lassen wir auch Koper links liegen, umkreisen Izola und rollen, zwischenzeitlich auf einer Landstraße, auf Piran zu. Wir haben uns, mal wieder mit Hilfe von Park4Night, einen Platz am Meer ausgesucht, von dem aus die Altstadt von Piran über einen schmalen Weg entlang der Küste zu Fuß erreicht werden kann. Es ist ein Campingplatz mit vielen Dauercampern, auf dem ein eigener Bereich für Wohnmobile, die in der Regel nur eine oder wenige Nächte bleiben, eingerichtet wurde.
Die Übernachtung kostet 30 Euro, was in den Kommentaren oft kritisiert wird. Jedoch liegt Piran auf einer vorgestreckten Landinsel, freier Platz ist rar, die Stadt selbst ist für nur für Anliegerfahrzeuge zugänglich, das Parken ist, egal wo, nicht billig. Dass der Stellplatz an einem solchen Ort mehr als das übliche kostet, darf niemanden verwundern. Dafür erhält man aber auch mehr als nur einen Abstellplatz, nämlich eine tolle Lage direkt am Strand und die Infrastruktur eines Campingplatzes.
Mit Hilfe des Navigationssystems finden wir den Campingplatz in dem Labyrinth der Wege des Stadtteils Fiesa. Es ist natürlich alles sehr eng, Hindernisse wollen rumkurvt werden. Der Wohnmobilplatz liegt rechts der kleinen Sackgasse, es ist ein abschüssiger Wiesenplatz, auf dem schon viele Mobile stehen. Zur Rezeption geht es in die andere Richtung, dort befindet sich der eigentliche Campingplatz mit den festen Wohnwagen, dem großen Waschhaus und dem Lädchen.
In der Rezeption sitzt ein älterer, mürrisch dreinblickender Mann. Wir können uns glücklicher Weise auf Deutsch mit ihm verständigen. Er nennt uns den Tarif, wir nicken ihn ab, er geht mit uns auf den Platz. Es stehen ungefähr 30 Fahrzeuge, viele VW-Camper, Kastenwagen wie unserer und Teilintegrierte auf dem Platz. Am Ende des Platzes, dort wo ein Fußweg verläuft, ist noch eine größere ebene Fläche, für die entscheiden wir uns. Direkt an einem kleinen Teich, dem Jezero Fiesa. Der Platzwart schließt uns das Tor auf, damit wir auf das Gelände fahren können. Wir sollen erst parkieren, sagt er, dann in die Rezeption zur Anmeldung kommen. Das Auto ist schnell abgestellt, die Markise ausgefahren, um noch ein wenig Fläche vor dem Auto für uns zu reklamieren, wir sind angekommen.
Neben dem Gelände steht ein öffentliches WC, das sogar erstaunlich sauber ist. Es hat die ganze Nacht geöffnet und erübrigt den Weg zum weiter entfernten Sanitärgebäude des Campingplatzes. Dahinter ist eine kleine Promenade, die zum Strand führt. Eine Pizzeria mit vielen Tischen, daneben ein Parkplatz. Der ist auch in Park4Night aufgeführt, man kann für 20 Euro die Nacht (nur die Nacht!) auf der Betonfläche stehen, das machen auch einige. Vorne am Strand liegt noch ein Pavillon, der mit dem Geruch nach gegrilltem Fisch für sich wirbt, links das kleine Hotel Fiesa, rechts, etwas weiter entfernt, das größere Hotel Barbara. Dahinter steigt die Küste wieder an.
Wir wollen gleich in die Altstadt gehen, über den Bruchstein gepflasterten Weg direkt am Wasser sind es nur rund 10 Minuten, bis wir an der Stadtmauer herauskommen. Heute wollen wir uns erst einmal nur grob orientieren und erinnern, denn wir haben Piran bereits vor sechs Jahren schon einmal für einen Tag besucht.
Piran ist eine sehr alte Stadt, erste Befestigungen stammen bereits aus dem 7. Jahrhundert. Die Stadt war unter byzantinischer, später fränkischer Herrschaft, geriet in den Einflussbereich der verschiedenen Mächte der italienischen Halbinsel, bis es dann lange Zeit venezianisch wurde, was kulturell und politisch bis heute nachwirkt. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte ganz Istrien zu Italien, nach dem zweiten Weltkrieg blieb die Region um Triest unter UN-Verwaltung, bis der Teil, zu dem Piran gehört, dann 1954 Jugoslawien zugeordnet wurde. Heute noch ist Italienisch zweite Amtssprache in der Stadt.
Die kleine Altstadt ist in ihrem südlichen und westlichen Teil recht eben und steigt nach Norden und Osten hin deutlich an, die steilen Gässchen verlaufen teilweise in Treppen und sind nur eingeschränkt für Autos nutzbar. Die Altstadt ist extrem verwinkelt, überall biegen kleine Gassen ab, jede Lücke zwischen zwei Häusern ist als Durchgang genutzt, nicht geradlinig, sondern verwinkelt und kurvenreich, so dass der ortsunkundige Entdecker sich schnell verirrt, bleibt er nicht auf den Hauptwegen.
Über die Uferpromenade kann die Altstadt vollständig umlaufen werden, im Norden schließt sich der Uferweg am Strand an, über den man entlang der Küste bis nach Izola gehen kann. Richtung Südosten, um die Halbinsel herum, ist die Promenade über Portoroz hinaus ausgebaut. Der nordwestliche Zipfel ist dezent mit niedrigen Mauern und teilweise großen Steinen gegen das Meer geschützt, wenn auch - mangels Gezeiten - mittelmeertypisch größere Schutzmaßnahmen fehlen. Die Bebauung reicht nahe ans Wasser heran.
Auf der Südseite ragen Kaimauern auf das Meer und umgeben ein äußeres Hafenbecken, das von kleinen Fischkuttern und Segelbooten genutzt wird, auch eine Bootsfähre in die Nachbarhafenstädte legt hier regelmäßig ab. Die Stadtbebauung läßt hier eine Lücke in die Stadt hinein offen. Irritiert schaut der Betrachter von oben, vom Vorplatz der Kathedrale, auf den Tartiniplatz und seine Öffnung zum Hafen hin. Die gerunzelte Stirn glättet sich, wenn man erfährt, dass der Platz ursprünglich das Hafenbecken war, das erst Anfang des 19. Jahrhunderts zugeschüttet wurde, um mehr Platz zu gewinnen.
Nach einer ersten schnellen Runde durch die Stadt nehmen wir an der Nordspitze in der tiefen Sonne noch einen Kaffee, bevor wir über den Uferweg zurück nach Fiesa gehen. Das Abendessen gibt es heute wieder aus der Bordküche, das Wetter erlaubt uns, noch lange draußen zu sitzen.
Für mich beginnt der nächste Tag mit einer längeren Joggingrunde. Wir haben am Vortag die vielen Hinweistafeln auf Spazierwege rund um Piran gesehen, hier will ich entlanglaufen. Ich bin bereits gegen sieben Uhr, der Campingplatz schläft noch tief und fest, auf den Beinen und laufe in nordöstlicher Richtung, vorbei am Hotel Barbara, den Hang hinauf. Blöd ist, dass die Beschilderung des Spazierweges konsequent in die andere Richtung verläuft, ich also die Schilder oft nicht im Blickfeld habe und deshalb immer wieder falsch laufe.
Über den nächsten Hügel, ein sehr schönes ruhiges Wohnviertel, führt der Weg als schmaler Pfad durch den bewaldeten Hang, kommt in der nächsten Bucht wieder raus und führt zu den Salinen von Strunjan. Entlang des Strandes von Strunjan, zwischen Hotels und Parkplätzen den Weg suchend, laufe ich weiter zur Küste, die hier steil ansteigt. Hier verliere ich endgültig die Markierung und merke erst zu spät, dass ich Richtung Izola weiterlaufe. Aber die Landschaft ist schön, die Aussicht ebenfalls, später, mit Hilfe anderer Wegweiser, ändere ich die Richtung zurück zu den Salinen, wo ich dann doch wieder auf die Ursprungsbeschilderung stoße.
Jetzt führt mich der Weg ins Landesinnere, quert die große Zufahrtsstraße nach Piran und Portoroz und mündet später in einen langen und dunklen Tunnel, ein ehemaliger Eisenbahntunnel, der heute als Fußgänger- und Fahrradtunnel genutzt wird. Er ist 550 Meter lang, als ich am Südende hineinlaufe, sehe ich kaum das andere Ende, auch, weil der Tunnel nach Norden hin deutlich ansteigt.
Wieder im Freien finde ich mich mitten in Portoroz wieder, einer Art Neustadt von Piran. Der Weg führt runter zum Meeresufer, dort ein Stück das Ufer entlang, um dann wieder steil auf die höheren Lagen der neueren Stadtteile von Piran anzusteigen. Am Ende führt ein extrem steiler gepflasterter Fußweg runter auf Uferniveau und spuckt mich nach einer Gesamtstrecke von 13 Kilometern fast genau vor dem Campingplatz wieder aus.
Am späteren Morgen gehen wir wieder in die Altstadt, heute wollen wir uns Zeit lassen, uns treiben lassen, die Gassen entdecken, auf dem Tartiniplatz den Menschen beim Genießen zusehen, viel Kaffee in den Kavarnas trinken und abends Fisch essen. Wir entdecken das versteckt in der Stadt liegende Franziskanerkloster. Das Eingangstor ist geöffnet, aus der Kirche erklingt eine Art gregorianischer Gesang, als wir den weißgetünchten Kreuzgang betreten, ein schönes Spiel aus Licht und Schatten, ein Ort der Ruhe und Einsamkeit.
Am Rande der Stadt, hoch über der hier steilen Küste steht die Georgskathedrale, ein helles, mächtiges Kirchengebäude mit einem stolzen hohen Kirchturm. Von hier aus reicht die Sicht bis in den Hafen von Triest hinein, aber auch in die andere Richtung über die ganze Altstadt und besonders auf den mit schönen großen Häusern umbauten Tartiniplatz.
Wir gehen nach Osten, die Gassen winden sich in die Höhe, bis wir an der gewaltigen Stadtmauer herauskommen. Sie reicht bis ins siebte Jahrhundert zurück. Nach Entrichtung eines Obolus von bescheidenen zwei Euro dürfen wir hinauf auf die Mauer, bekommen einen herrlichen Blick über die Dächer Pirans auf das Mittelmeer hinaus. Hier könnte man ewig stehen und schauen -
- machen wir aber nicht, sondern wir halten die Bilder mit unseren Fotoapparaten und Smartphones fest. Unten in der Stadt kaufen wir Pfirsiche am Marktstand des Zelenjavni Trg, des Gemüseplatzes, und trinken gegenüber, in der kleinen Kavarna Pri Starču - beim alten Mann - einen starken Kaffee und essen einen Toast, bevor wir durch die Passage tiefer in das Labyrinth eindringen und am Platz des ersten Mai herauskommen. Auf der linken Seite stehen düstere große Wohnhäuser, sie wirken etwas heruntergekommen. In der Mitte ist der Platz erhöht, dahinter, von grünem Wein überdacht, ein idyllisches Restaurant. Der Geruch nach Knoblauch und gegrilltem Fisch lässt unsere Mägen den Toast von kurz vorher schlagartig vergessen.
Laut Reiseführer soll es hier in der Ecke einen Synagogenplatz geben, es ist sehr schwer, ihn zu finden. Wir müssen durch schmale Lücken zwischen Häusern hindurch, die Tore erwecken den Eindruck, hier ein Privatgrundstück zu betreten, aber wie wir sehen, sind viele der Altstadtgässchen mit Toren ausgestattet. Eingeklemmt zwischen den Häusern steht hier die Stefanskirche, dahinter ein fast quadratischer kleiner Platz, die Fenster der dreistöckigen Häuser sind wegen der Sonne mit den hölzernen Läden verschlossen, vereinzelt hängt Wäsche zum Trocknen davor. Das muss der Judenplatz sein. Aber es findet sich kein Hinweis. Erst später lese ich nach, dass die alte Kirche aus der früheren Synagoge entstanden sein soll.
Wie in vielen alten Städten stehen die Häuser dicht beieinander, die Gassen sind schmal und werden nach oben hin noch schmaler, um in der begrenzten Fläche der Stadt innerhalb der schützenden Mauern möglichst viele Menschen unterzubringen. Nach oben blickend sieht man nur einen schmalen Streifen des strahlend blauen Himmels, erst auf den Plätzen findet die Sonne ihren Weg nach unten und knallt richtig rein. So entstehen phantastische Hell-Dunkel-Kontraste, die die Optik auch der besten Fotoapparate hoffnungslos überfordern.
Wir haben keine Eile und bleiben hier und da lange sitzen und schauen. Auf dem Tartiniplatz sitzen wir auf den Steinbänken. Um die Statue des namensgebenden Barockkomponisten Guiseppe Tartini versammeln sich immer wieder Reisegruppen und lauschen den Erklärungen ihrer Guides. Stadtführungen per Fahrrad liegen im Trend, Gruppen meist älterer Männer und Frauen in im weiteren Sinne sportlicher Kleidung und mit Fahrradhelmen auf den Köpfen, das sieht merkwürdig aus.
Abends gehen wir Fisch essen, die Sonne ist noch nicht untergegangen, also wählen wir die westliche Promenade. Die Lokale liefern das zu Erwartende: da die gute Lage ständig wechselnde Touristenscharen herbeilockt, ist die Qualität nicht entscheidend. Das Essen ist unfallfrei, aber nicht besonders. Das Interesse des Kellners nimmt spürbar ab, nachdem wir einmal sitzen und bestellt haben. Anders der Kellner des Cafés an der nördlichen Promenade, wo wir noch einen Kaffee trinken. Er erkennt uns wieder und freut sich über den erneuten Besuch.
Den nächsten Tag beginne ich wieder mit einer größeren Joggingrunde, dieses Mal in die andere Richtung: über den Uferweg nach Piran und um die Halbinsel herum bis Portoroz, dann durch den Fußgängertunnel bis zur Saline und am Ufer zurück bis nach Fiesa. Nach dem Frühstück beschließen wir, einen größeren Spaziergang Richtung Portoroz und zu den Salinen zu unternehmen.
Portoroz ist eine Kurstadt, das erklärt die vielen Leute, die alleine und mit offensichtlich viel Zeit die Promenade entlang schlendern. Das große moderne Café mit Loungebereichen ist gut besucht. Viele Kellner und Kellnerinnen schwirren umher, es dauert lange, bis wir unseren Kaffee bestellen können, etwas, dass in den kleinen Kavarnas stets sofort funktioniert. Wir gehen den Weg, den ich schon gelaufen bin, hoch zum Tunnel und kommen auf der anderen Seite bei den Salinen raus. Jetzt ist der Mittag schon fortgeschritten, wir kommen an einem Restaurant mit größerer Terrasse vorbei und beschließen spontan, hier einen Lunch zu uns zu nehmen.
Zum ersten Mal in Slowenien erleben wir eine Einlasskontrolle. Der freundliche Kellner möchte unseren Impfnachweis sehen, auch ist das Tragen der Maske obligatorisch. Dafür erhalten wir einen schönen Tisch in erster Reihe, bestellen Malvasia und Wasser. Mir sticht auf der Karte das Tintenfischrisotto ins Auge. Daran komme ich nicht vorbei. Beim Reis, so sagt mir der Kellner später, handelt es sich um die exklusive Aquarell-Sorte. Das Risotto ist mit Tintenfischtinte zubereitet, die ihm die dunkle, fast schwarze Farbe gibt. Es ist reichlich zarter Tintenfisch vorhanden. Der Reis selbst schmeckt wirklich hervorragend. Und mit 12 Euro ist das Essen alles andere als teuer.
Durch die Saline gehen wir zurück, dann den Küstenweg, den ich morgens gelaufen bin. Ein Teil des Weges verläuft über eine Straße, die leider recht stark befahren ist, doch dahinter beginnt der schönste Abschnitt, ein schmaler Pfad mitten durchs Grüne, der dann irgendwann im Stadtteil Pacug herauskommt. Jetzt müssen wir nur noch die abschüssige Straße runter zur Bucht von Fiesa, dann sind wir zurück am Campingplatz.
Am Nachmittag gehen wir wieder rüber in die Altstadt, trinken in dem Café neben dem Aquarium, mit Blick auf den Hafen, noch etwas. Die Sonne steht schon tief und verfärbt sich ins Orange, die Stadt Piran verabschiedet sich mit einem erstklassigen Sonnenuntergang von uns. Morgen werden wir weiterfahren. Die Berge rufen.
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