Eine Reise nach Domburg (Teil 3): Am Strand zwischen Oostkapelle und Vrouwenpolder

Zu einem Domburgaufenthalt gehört eine ordentliche Strandwanderung. Die wollen wir an unserem dritten Tag unternehmen. Das Wetter spielt mit, der kalte Februar zeigt sich kurz vor Schluss von seiner sonnigsten Seite. 

Das zeeländische Licht gibt in der Sonne sein Möglichstes, aber es ist sehr immer noch kalt. Sonntag. Ein Tag für den Strand, für eine Strandwanderung. Wir fahren mit dem Rad an den Strandzugang in Oostkapelle und wollen von dort aus Richtung Vrouwenpolder laufen, wo der Strand der Insel Walcheren nicht entwa aufhört, sondern sich entlang des Versegatdams übergangslos mit dem der Nachbarinsel Noord-Beveland verbindet. 

Nach einem obst- und kaffeereichen Frühstück im Camper fahren wir mit den Rädern die bekannte Strecke durch den Ortskern von Domburg, der heute früh schon sonntäglich quirlig gefüllt ist, und durch den Manteling bis nach Oostkapelle. Am Strandzugang ist ein großer Fahrradparkplatz eingerichtet. Von hier aus geht es zu Fuß weiter, die praktischen Fahrradtaschen lassen sich als Rucksäcke auf den Rücken schnallen. 

Am Wochenende sind immer besonders viele Niederländer:innen aus der nahen und ferneren Umgebung am Strand unterwegs. Entsprechend lebhaft geht es auch hier schon in dieser Morgenstunde zu. Es ist unglaublich, wie die Sonne Strand und Meer in ein klares und helles Licht badet, wie deutlich die Farben sind, wie gut es sich in dieser Luft atmet. Aber es ist kalt, sehr kalt. Egal.

Wir gehen an der Wasserlinie entlang nach Norden, rechts die hohen grasbewachsenen Dünen. Das Wasser fließt ab, die Flut hat ihren Höhepunkt überschritten, der Strand wird allmählich breiter. Das Wasser ist viel ruhiger als an den Tagen vorher, die Wellen tragen nur noch kleine weiße Gichtkronen. 


Je weiter wir uns vom Strandzugang entfernen, desto größer werden die Abstände zwischen den Personengruppen, die unterwegs sind. Vor uns biegt der Strand allmählich nach rechts, nach Osten, ab. Auf dem Wasser sehen wir etliche Windräder stehen, wir erkennen auch schon in der Ferne den Oosterscheldekering,  das Sperrwerk über die Oosterschelde zwischen den Inseln Schouwen-Duiveland und Noord-Beveland.


Am Strand vor Walcheren stehen in kleinen oder größeren Abständen, je nach Abschnitt, Doppelreihen hölzerner Dunen, an denen sich Wellen brechen. Hier oben hinter Oostkapelle sind einige von ihnen so tief vom Sand überspült, dass gerade noch die Spitzen herausschauen. Das Meer kämpft gegen das Land, es wühlt den Sand auf, verteilt ihn, zieht ihn raus aufs Meer, gräbt Rinnen aus und Dunen ein. 


Hinter dem Strandzugang bei Oranjezon liegt eine große Sandbank. Passt man beim Strandwandern nicht auf, landet man unweigerlich in einer Sackgasse und muss ein gutes Stück zurücklaufen, um am Wasser vorbeizukommen. Es sei denn, es ist Flut, dann ist die Sandbank unter Wasser, oder ziemliche Ebbe, dann ist das Wasser bis auf einen schmalen Priel abgelaufen. 


Vor Breezand, dem Strandabschnitt bei Vrouwenpolder, wird der Strand breiter, denn die Insel Walcheren biegt nach Osten ab. Am Versegatdam, der Walcheren mit der Nachbarinsel Noord-Beveland verbindet, endet der Strand jedoch nicht, sondern verläuft entlang des Damms überangslos weiter. Erst vor dem Osterscheldesperrwerk ist Schluss.


Der Breezand-Pavillon hat geöffnet, wir gehen hinein und finden einen freien Tisch auf der großen Terrasse. Auch wenn es kalt ist, lassen wir es uns, wie viele andere Gäste auch, nicht nehmen, in der Sonne zu sitzen. Fließdecken liegen bereit. Zum Cappuccino ordern wir den obligatorischen Apfelkuchen. Es ist so schön, draußen sitzen zu können, so dass wir dem Kaffee einen zweiten folgen lassen.


Wir machen uns auf den Rückweg, den Strand entlang nach Oostkapelle. Die Ebbe ist weiter fortgeschritten, das Wasser hat sich raus aufs Meer zurückgezogen, um neuen Anlauf für die nächste Flut zu nehmen, und einen viel breiteren Strand hinterlassen. Vorübergehend. Bei Ebbe bilden sich an vielen Stellen kleine und große Priele, die es zu überspringen oder umlaufen gilt. Durch den unterschiedlichen Wasserstand können wir zurück eine etwas andere Strecke nehmen, ohnehin sieht der Strand je nach Gezeitenstand anders aus, so dass es nie langweilig werden kann.


Als wir die ersten Möwen sehen, fällt uns auf, dass bisher kaum welche am Strand unterwegs waren. Üblicherweise halten sie sich hier in kleinen oder größeren Gruppen auf. Es ist wohl noch zu früh am Tag für das Möwenbusiness.


Die Sonne steht schon wieder tief, genau vor uns im Süden. Die Bunen, die die Ebbe trockengelegt hat, werfen lange schwarze Schatten. Das in den Vertiefungen am Strand verbliebene Wasser leuchtet in einem klaren Blau. Wind und Wasser graben immer wieder neu tiefe Rillen in den Sand.


Es ist später Nachmittag, als wir vor Oostkapelle den Pavillon De Piraat erreichen. Den gibt es schon ewig lange unter diesem Namen, er wird aber, wie alle anderen auch, ständig erneuert und ausgebaut.  Obwohl die Terrasse gut besetzt ist, gelingt es uns auch hier, einen Platz zu ergattern. Wir wollen etwas essen, ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen zu uns nehmen. Die Küche öffnet erst um 17 Uhr, das ist noch eine halbe Stunde hin, was aber gar nichts macht. Wir trinken ein Dubble vom Fass, ein dunkles Abteibier, belgisch natürlich, malzig würzig und kalt. Hier wie schon zuvor im Breezand-Pavillon sind die Mitarbeitenden sehr gut drauf. Alle haben darauf gewartet, dass das Strandleben wieder los geht.


Als es soweit ist, bestellen wir Kibbeling. Die kleinen panierten Fischfilets werden - natürlich - mit Frites gereicht. In Belgien und den Niederlanden führt an Pommes Frites kein Weg vorbei, das wäre ein sträflliches Versäumnis, da hier die fritierten Kartoffelstengelchen gerne nach Kartoffeln schmecken und nicht nach Schweröl.  Dazu eine kleine Garnitur mit Salatfragmenten und die typischen twee Sausjes - weiße und rote Mayonnaisepampe. Man glaubt es kaum, auch das schmeckt gut.


Die Sonne hält sich immer noch über dem Horizont, Wahnsinn. Wir fahren zurück nach Domburg und biegen dort nach rechts Richtung Strand ab, lassen die Fahrräder stehen und erklimmen den Hausberg, na, eher den Haushügel, den Hoge Hill. Es handelt sich auch nicht um einen Berg oder einen Hügel, sondern um den höchsten Punkt der Dünen an der Westküste von Walcheren. 


Nach Süden sieht man den Leuchtturm von Westkapelle, im Südwesten die Schifffahrtslinie zur Westerschelde und dahinter einen neuen Offshore-Windpark, im Westen das offene Meer, nach Nordwesten in der Ferne den Leuchtturm von Ouddorp, in nördliche Richtung gleich unterhalb des Hügels Domburg mit dem Badpavillon und dem Wasserturm, weiter entfernt im Hinterland die Kirche von Oostkapelle, und bei guter Sicht lässt sich im Osten sogar Middleburg erahnen. Dazwischen die kleineren Kirchen der kleineren Dörfer, die fast alle die Kirche im Namen tragen.

Auch der dritte Sonnenuntergang in Folge ist ein Erlebnis. Als die Sonne schließlich wieder untergangen ist, zwinkern uns die beiden Leuchttürme zu. Wir verschwinden auf den Campingplatz und heizen den Camper ein.  Ein schöner Abschluss des Tages, wären da nicht die Nachrichten vom Krieg in der Ukraine, die uns abends in ihren Bann ziehen.


Das Video über diesen schönen Tag am Strand auf Youtube (https://tinyurl.com/CK03-Strand)





























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