Eine Reise nach Domburg (Teil 4): Frühstück am Strand, Vlissingen und dann nach Hause

Unsere kurze Reise nach Zeeland geht zu Ende. Wir verabschieden uns beim Frühstück am Autostrand vom Meer an dieser besonderen Küste, fahren dann weiter nach Vlissingen, wo wir uns Zeit für einen kleinen Stadtrundgang nehmen, bevor wir dann die Heimreise antreten. Die belgischen Autobahnen wollen uns nicht so schnell ziehen lassen, Staus, besonders wieder auf dem Ring Antwerpen, halten uns auf und erweisen sich einmal mehr als ziemlich sinnlos vertane Zeit.

Das Video zum Blog unter https://tinyurl.com/CK04-Vlissingen findet Ihr auch am Ende dieses Beitrags eingebettet. 

Es ist Montag, wir stehen heute noch früher auf als üblich und sind um 8:30 Uhr abfahrtbereit. Der Rasenuntergrund ist sehr weich dadurch, dass der feuchte Boden nachts leicht anfriert und mit den ersten Sonnenstrahlen des Morgens wieder auftaut. Aber der Ducato kommt ohne Murren von der Wiese runter. 

Bevor wir das Gelände verlassen, holen wir im campingplatzeigenen Supermarkt ein paar Brötchen, immerhin, es gibt auch welche aus Vollkorn. An der Rezeption lassen wir noch die Chipkarte für die Schranke zurück und biegen ab, weg von Domburg. Unser erstes Ziel ist der nahe Autostrand von Westkapelle. Hier wollen wir in Ruhe mit Blick aufs Meer frühstücken. Noch stehen nur wenige Fahrzeuge am Strand, aber er füllt sich schnell, natürlich wird er lange nicht so voll wie im Sommer. 

Von der N287, der Straße nach Westkapelle, biegt eine geteerte Straße kurz vor der Linkskurve am Inselende nach rechts ab, führt auf den Kamm des Deiches und mündet auf dem großen geteerten Areal. Gleich unterhalb der Deichkrone verläuft ein Fahrweg, zum Meer hin weiter unten ist der parallele Weg nicht markiert, man fährt und steht, wo Platz ist. Die meisten stellen sich weiter rechts nahe am Meer hin, hier ragen kleine und größere Steine aus dem Teer heraus, so dass sich dieser Bereich nur ganz langsam befahren lässt. 

Wir fahren an den wenigen bereits parkenden Wohnmobilen und PKW vorbei und stellen uns dann ebenfalls rechts aufs Bankett. Wir steigen kurz aus, lassen uns vom Wind packen und atmen durch. Schnell wieder rein ins Auto, Kaffee kochen und den Tisch decken. Frühstück mit Meeresblick - wann hatten wir das schon einmal? 

Zwischen den vorzugsweise weißen Wohnmobilen lugt ein froschgrüner Ducato hervor. Das scheint froschi_van zu sein, den wir schon einmal hier gesehen und über Instagram gegrüßt haben. Als wir uns nach dem Frühstück nochmal die Beine vertreten, gehen wir mal hin, sagen Hallo und halten ein Schwätzchen mit Nica und Daniel. 

Noch ein Blick über die Düne aufs Hinterland und wir starten den Ducato. Vorbei am Leuchtturm, dem Vuurtoren Noorderhoofd, und am Dijkpaviljoen Westkaap, dann hat uns die N287 wieder. Durch Westkapelle nach Zoutelande. Hinter Zoutelande biegen wir auf die hinter der Hochdüne verlaufende Straße über Dishoek nach Vlissingen ab.

In Vlissingen finden wir vor dem strandnahen Hochhauskomplex in der Badhuisstraat einen legalen und kostenfreien Parkplatz, in den der Ducato samt Fahrrädern auf dem Buckel problemlos hineinpasst. Wir sind nach fünf Minuten Fußweg im Zentrum.

Am Montag startet das Leben in der Innenstadt erst mittags, denn die Geschäfte sind morgens geschlossen. Wir schlendern durch die Fußgängerzone bis zum Wasserbecken des Jachthafens. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zum Oranjedijk, den wir über eine Treppe erklettern. Wir schauen auf die stark von Schiffen befahrene Westerschelde, die zum Rotterdamer Hafen führt. Direkt gegenüber sehen wir Breskens und das niederländische Zeeuws Flanderen.

Auf dem Deich steht eine große Windmühle, die Orjanjemolen aus dem 17. Jahrhundert. Daneben ein Container mit einem deutschen U-Boot aus dem zweiten Weltkrieg. Das Areal hier heißt auch Uncle Beach und erinnert an die Landung allierter Truppen 1944 und die Befreiung der Stadt von den Deutschen. 

Wie mörderisch und grauenhaft die Zeit Nazideutschlands war, daran erinnert auch das Mahnmal für die Vlissinger Juden. Neben den Namen der Menschen sind Geburts- und Todesdatum aufgeführt sowie die Orte ihrer Ermordung: die Namen der Schreckensorte, der Mordfabriken im Osten.

Wir verlassen erschüttert den Deich, ohne uns auch noch die Erinnerung an die allierte Landung näher anzuschauen. Hinter dem Deich die Freizeitanlage Het Arsenaal mit Restaurant und raumschiffförmigen Turm scheint geschlossen zu sein. Kein Mensch zu sehen. 

Über die Schleuse zum Jachthafen und vorbei an einer kleinen Brasserie mit gut besetztem  Wintergarten - es ist mitlerweile Lunchtime - umrunden wir das nächste kleine Wasserbecken, in dem die Lotsenschiffe stehen, die die Lotsen zu den Schiffen bringen, um sie durch die Westerschelde zum Rotterdamer Hafen zu begleiten. 

Dahinter führt ein Durchgang durch die Kasematten zum Wasser. Der befestigte Strandabschnitt vor dem Boulevard de Ruyter ist begehbar, hinter der nächsten Ecke sehen wir in der Ferne die Hochhäuser am Strand, unterhalb derer wir parken. Interessant die Bebauung am Boulevard, die Häuser wirken sehr schlicht und bieten einen tollen Ausblick auf die Westerschelde. Hier möchte man es sich vor dem Fenster mit einem Buch, einem Fernglas und einer Tasse Kaffee gemütlich machen und gar nicht mehr aufstehen. 

A propos Kaffee. Vorbei an der Statue des Lotsen und Lebensretters Frans Naerebout sehen wir rechts den Gefängnisturm - den Gefangenentoren. Darin ist ein Lokal, außen im Halbrund mit windgeschützter Terrasse. Wir nehmen nur einen Kaffee und sehen den anderen Gästen beim Mittagessen zu. Sieht alles sehr appetitlich aus. 

Durch eine Treppenabgang im Keller eines hässlichen Wohnhauses kommen wir vom Boulevard runter in die Stadt, gehen vorbei am Bellamypark, wo vor einigen Jahren noch Autos parkten. Der Park ist nach dem aus Vlissingen stammenden Dichter Jacobus Bellamy benannt, der im 18. Jahrhundert lebte und noch keine 30 Jahre alt geworden ist. 

Die Sint Jacobskerk begrüßt uns mit ihrem Glockenspiel zur vollen Stunde. Sie liegt mitten in einem wunderschönen ruhigen Altstadtareal. Wir gehen durch die Sint Jacobsstraat, eine urige Einkaufsstraße mit kleinen, alternativ anmutenden Läden und schönen Häuserfassaden.

Dann sind wir schon zurück auf der Fußgängerzone und kaufen noch ein bisschen bei Albert Heijn fürs Abendessen ein. Nachdem wir schon kein Saté im Lokal gegessen haben, wollen wir heute Abend zuhause eines zubereiten, und zwar ein Kipsaté: Hühnchen in pikanter Erdnusssoße zu Basmatireis. 

Jetzt zurück zum Auto. Das war nicht unser erster Besuch in Vlissingen, es wird auch nicht der letzte gewesen sein. Es ist schön, ein wenig die Atmosphäre dieser alten Hafenstadt zu schnuppern, die sich in ihrer gelebten Normalität deutlich von den Ferienorten der Insel unterscheidet. 

Ein wenig haben wir durch die Stadt zu fahren, dann biegen wir vor dem Kanal, der Walcheren bis zum Veerse Meer durchquert, nach links auf die N661 nach Middleburg ab. Den Fehler mache ich hier immer wieder, statt geradeaus weiter zu fahren, da die A 58  gleich hinter dem Kanal anfängt. So quälen wir uns von Ampel zu Ampel, kurven am Stadtand von Middleburg entlang, bis wir dort auf die A 58 auffahren.

Kurz vor dem Autobahndreieck, dem Knooppunt Markiezaat, verlassen wir Zeeland und erreichen die niederländische Provinz Nordbrabant, bevor wir rechts abbiegen und nach wenigen Kilometern in Belgien sind. Die LKW-Dichte nimmt rapide zu, denn das riesige Hafenareal von Antwerpen beginnt. Auf dem Autobahnring geht es dann im Stop-and-Go weiter, der Abschnitt hat fünf Spuren je Fahrtrichtung, sind sind alle überfüllt, vorzugsweise mit großen Lastzügen. 

Erst hinter dem Autobahnkreuz, an dem wir nach Osten abbiegen und den Hauptverkehr Richtung Brüssel alleine weiter stauen lassen, geht es wieder schneller voran. Es sollte aber noch nicht der letzte Stau in Belgien gewesen sein. Der nächste erwischt uns bei Zolder und will in Demut ausgesessen sein. 

Zwischendrin halten wir an einer Raststätte und widmen uns dem Apfelkuchen, den wir noch übrig haben. Die ADAC-App weist für Belgien leider keine Spritpreise aus, aber gleich in Aachen finde ich eine Tankstelle, bei der der Dieselpreis mit 1,73 Euro angegeben ist. Dort später angekommen, erweist sie sich als Firmentankstelle, die zur Zeit keine Fremdkarten wie meine Bankkarte annimmt. Die nächste Tankstelle will 1,79 Euro für den Diesel. Das erscheint mir naiverweise als zu teuer, so dass ich nur halb voll tanke. Um dann ein paar Tage später den Preis von 1,90 Euro je Liter Diesel für ein Schnäppchen halten zu müssen. So schnell verändert der Krieg in der Ukraine unsere Realität.

Aber erst einmal durchqueren wir in gemächlichem Tempo NRW und das nördliche Rheinland-Pfalz, bevor wir am Abend Wiesbaden erreichen. Das Saté wartet.  


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