Vom Bøyabreen-Gletscher über schnelle Fähren und den tiefen Eiksundtunnel zur Insel Runde

Kaum in Fjærland angekommen, ziehen wir weiter. Wir schauen uns den Bøyabreen an, bevor wir im ersten Tunnel des Tages eintauchen. Wir überquern den Nordfjord und den Voldsfjord und tauchen in den Eiksundtunnel tief unter dem Meer ab. Über schmale und steile Brücken hüpfen wir von Insel zu Insel, bis wir im hinteren Winkel von Runde angekommen sind. Wir sind auf der berühmten Vogelinsel.

In Fjærland könnten wir bleiben. Die Gegend erkunden, das Gletschermuseum besuchen, im Café am Fjordufer sitzen und den anderen Gästen zulächeln und vielleicht mit dem ein oder der anderen ins Gespräch kommen. Zur Ruhe kommen. Das wäre bestimmt schön.

Das Video zu diesem Abenteuer findet ihr auf youtube und am Ende dieses Beitrags eingebettet.

Aber es zieht uns weiter, wir sind eher Entdecker als Verweiler und wollen unsere Zeit in Norwegen nutzen,  um möglichst viel von diesem tollen Land zu sehen. Heute also wollen wir zur Insel Runde an die Küste fahren, danach über Ålesund zum Trollstigen, weiter zum Geirangerfjord und dann weiter nach Süden bis Oslo. Das ist der Plan.

So verlassen wir den schönen Parkplatz dankbar dafür, dass wir hier sein konnten. Hier in der Nähe befinden sich zwei Gletscher, jeweils recht nahe an der Straße. Der erste ist der Flatbreen. Wir überqueren die Schnellstraße und fahren über kleine Nebenstraßen tief in das Tal nach Norden bis zum Wanderparkplatz Flatbrehytta Parking. Von hier aus startet ein Wanderweg zu einer Hütte am Flatbreen. Der Gletscher ist von hier aus noch nicht zu sehen, er liegt erhöht im Berg. Die Wanderung würde uns heute mehr Zeit kosten, als wir uns nehmen wollen, das ist so.

Zurück zur Schnellstraße und weiter nach Nordwesten. Kurz bevor die Straße am Talende im fast siehen Kilometer langen Fjærlandtunnel verschwindet, biegt rechts ein Weg zum Bøyabreen-Gletscher ab. Der ist schon von der Straße aus zu sehen, die weiße Gletscherzunge ragt über den Rand des Talkessels hervor. Vom Parkplatz aus laufen wir zu Fuß weiter, hier könnte man wahrscheinlich auch über Nacht stehen, Park4Night bestätigt das.

Der Talkessel läuft hier oben eng zusammen und wird von drei Seiten von den umliegenden Höhenzügen umschlossen, nach Norden hin die Gletscherzunge. Jetzt in der Sonne leuchtet sie besonders schön. Am Fuß des Gletschers liegt ein kleiner Bergsee, der von dem vom Gletscher abfließenden Wasser gespeist wird. Hier oben leuchtet das Gras besonders grün, auch die Bäume tragen die hellen Blätter des Frühlings.

Die Brævasshytta ist Gaststätte und Souvenirshop, die Fassade zum Gletscher hin ist vollständig verglast, so dass man auch hier drin beim Essen die Aussicht genießen kann. Am Parkplatz befindet sich das norwegentypische WC-Häuschen. Gut für diejenigen, die im kleinen Campe ohne Klo an Bord unterwegs sind. Aktuell ist wenig los, aber den Kommentaren auf Park4Night ist zu entnehmen, dass hier gerne auch Reisebusse aufschlagen.

Wir fahren in den Fjærlandtunnel hinein. An die Länge solcher Tunnel haben wir uns schon gewöhnt, auch, dass in den Tunneln gerne überholt wird. So auch heute, drei neue 5er BMW ziehen vorbei. Wir werden sie an der Fähre wiedersehen. 

Hinter dem Tunnel beginnt ein neues Tal, weiter unten beginnt der Jølstravatnet, der sich kilometerweit erstreckt, und an dessen Ufer auch die kleine Stadt Skei liegt, zu der wir später kommen werden. Hier ist jetzt erst einmal ein Stau. Das übliche. Nichts geht mehr, wir warten auf den Ledebil. Der kommt irgendwann von vorne, mit der Kolonne des Gegenverkehrs im Schlepptau. Einige Zeit später kommt er zurück und fährt am Stau vorbei, setzt sich an den Anfang, und los geht's. 

Die Straße entlang des Sees bietet eine herrliche Aussicht, über eine lange Strecke. Dann biegt sie nach rechts ab, am Ende des Knicks liegt Skei. Wir machen ein Päuschen und kaufen im Supermarkt ein. Denn morgen ist Sonntag, auf den folgt der Pfingsmontag, der in Norwegen ebenfalls Feiertag ist. Wir füllen unsere Vorräte auf, sicher ist sicher.

In Skei biegen wir auf die E 39 nach Norden ab, bevor wir den Ort verlassen, füllen wir an einer Tankstelle noch den Frischwassertank auf und lassen Grauwasser ab. Wie einfach das in Norwegen funktioniert.

Die Strecke ist landschaftlich wieder einmal grandios, erst steigt sie am Rand eines breiten Tals an, irgendwann rücken links und rechts die Berge nahe heran und wir fahren durch eine Art Cañon. Wir passieren den Breinsvatnet, einmal mehr fühle ich mich an die schottischen Highlands erinnert, passieren Sandane und stehen schließlich vor der Fähre von Anda nach Lote. 

Wir überqueren den Nordfjord. Vor uns ein deutsches Paar, ein wenig älter als wir, sie bringen mehr Zeit für die Reise mit und wollen noch an das Nordkapp.  In Nordfjordeid stoppen wir nochmal am Supermarkt und schauen nach dem Fischangebot. Es ist wirklich nicht ganz einfach, in Norwegen Fisch zu kaufen.

Wir folgen der E 39 ein Stück nach Osten, um dann kurze Zeit später über die 651 nach Folkestad zu fahren. Hier transportiert uns die Fähre über den Voldsfjord nach Volda. Damit haben die Strecke über die E 39, auf die wir wieder treffen, abgekürzt. 

Die E 39 verlassen wir kurz darauf wieder, um über die 653 auf die Inseln zu fahren. In dem kleinen Ort Rjånes auf einer spitzen Halbinsel biegt die Straße nach links und verschwindet im Tunnel. Das ist nicht irgendein Tunnel, sondern der Eiksundtunnel. Der fast acht Kilometer lange Straßentunnel führt unter dem Meer hindurch auf die vorgelagerten Inseln. 

Um die See zu unterqueren, erreicht er einen tiefsten Punkt von 287 Metern unter dem Meeresspiegel. Damit war er von 2008 bis 2019 der tiefste Straßentunnel der Welt, seitdem ist es der Ryfylketunnel bei Stavanger, der fünf Meter tiefer ist. Der wiederum wird von dem in Bau befindlichen Boknafjordtunnel abgelöst werden, der mit 26,7 Kilometern nicht nur der längste, sondern mit 392 Metern unter Null auch der tiefste Straßentunnel der Welt werden wird. Atemberaubend!

Wir sind im Eiksundtunnel, bevor wir das so richtig mitbekommen. Und dann fällt die Straße ab, sie erreicht eine Neigung von knapp 10 Prozent, es geht tiefer und tiefer, ich muss ständig auf die Bremse treten, da der Ducato losschießen will, hinein in die Röhre. 

Acht Kilometer im Tunnel ist gefühlt eine ganze Menge, und so dauert es ewig, bis wir den tiefsten Punkt erreicht haben und der Tunnel in einer Rechtskurve wieder anzusteigen beginnt. In der Steigung wird er sogar dreispurig, dem Bergaufverkehr steht eine Kriechspur zur Verfügung. 

Die Erleichterung lässt sich nicht leugnen, als wir wieder raus aus dem Tunnel sind. Jetzt sind wir auf der Insel Hareidlandet, die wir über die Dragsundbrücke zur Insel Gurskøy wieder verlassen, um über den Stokksund weiter auf die Insel Leinøya zu fahren. Die nächste Brücke führt uns nach Remøy und schließlich nach Runde. 

Runde müssen wir halb umrunden (Achtung Wortwitz!), bis wir am Goksøyr-Campingplatz ankommen. Hier ist die Straße zuende, jetzt kommt nur noch das Meer.

Seit wir auf den Inseln sind, fährt vor uns ein weißer Kastenwagencamper, mal mit großem Abstand, wegen der Engstellen müssen wir bei Gegenverkehr mitunter anhalten, mal dichter vor uns. Deutsches Kennzeichen, Potsdam. Ich werde zunehmend nervös. Was ist, wenn der auch auf den Campingplatz will und uns den letzten Platz vor der Nase wegschnappt? 

Aber das Auto ist nun einmal vor uns, fährt schnell und könnte auch überhaupt nicht überholt werden. Kurz vor dem Ziel werden wir nochmal ausgebremst, der Weiße düst davon. Am Campingplatz steht er in Warteposition, wir ordnen uns dahinter ein. Die beiden Insassen sind schon mit dem Platzwart im Gespräch. Ich erkenne sie wieder, es sind die beiden, die wir am Hardanger abends im Regen auf dem Parkplatz gesehen hatten, an dem wir Frischwasser aufnahmen.

Wir gehen in die Rezeption. Die Frau dort spricht deutsch, das haben wir nicht erwartet, und bittet uns, auf ihren Mann zu warten, der die Plätze zuweist. Wir gehen also wieder raus, er kommt mit den beiden Potsdamern entgegen, die verschwinden mit ihrem Camper auf ihren Platz. Wir fragen den Platzwart, ob er noch was frei hat (es sieht sehr voll aus auf dem großen Gelände). 

Der Platzwart reagiert zurückhaltend, es sei schon sehr voll und der Regen der vergangenen Wochen habe viele Plätze aufgeweicht. Er zeigt uns aber eine große Grasfläche im Hang, die Fläche selbst ist absolut eben, darauf steht auch eine Bank mit Tisch. Er meint, wenn ich es schaffe, in einem Rutsch hier rauf zu fahren, ohne den Untergrund aufzuwühlen, könnten wir den Platz haben. 

Klar schaffen wir das, und wir schaffen es. Der Platz ist doch sehr schön, wir haben Blick aufs Meer, wenn auch nicht aus der ersten Reihe. Das wiederum, so sehen wir später, haben die beiden vor uns Angekommenen, sie haben uns tatsächlich den letzten freien Platz am Meer vor der Nase weggeschnappt. So ist das Leben.

Ich finde diesen Platz gut, in der Nähe ist ein Sanitätsgebäude mit Duschen und WC, man steht hier auch nicht so dicht beieinander. Unterhalb unseres Platzes steht noch ein Bulli mit geöffnetem Hochdach, der aber am nächsten Tag verschwunden ist. Wir wollen drei Nächte bleiben, wollen nach der schnellen Reise der letzten Zeit einmal an einem Platz bleiben und einen Gang runterschalten. 

Da es immer stärker regnet und auch ordentlich kalt ist, unternehmen wir heute abend nichts mehr und ziehen uns in den Camper zurück. Die beiden aus Potsdam sehen wir vorbeigehen, regenfest eingepackt. Sie erzählen uns am nächsten Tag, dass sie schon am Brutfelsen der Papageitaucher waren. 

Die Wetter-App und der Platzeigentümer hatten es vorhergesagt: heute, am Sonntag, scheint die Sonne. Der Himmel ist blau, nur wenige Wolken sind am Start. Wir können draußen frühstücken, auf der Bank an unserem Stellplatz. Das zieht gleich die Möwen an, eine von ihnen lässt sich auf dem Autodach nieder und prüft, was es abzustauben gibt. Aber es gibt nix.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Bei dem schönen Wetter wollen wir die Insel erkunden. Hinter dem Campingplatz stehen noch ein paar Häuser in der Bucht, die Straße ist hier zu Ende, ein steiler Fußweg verbindet die Bucht mit der Ebene darüber, von hier aus führen auch die Wege zu den Plätzen, an denen die Seevögel beobachtet werden können. 

Es geht schon ein paar hundert Meter bergauf, eine Steilküste entlang. Mit jedem Schritt reicht die Sicht weiter, irgendwo östlich von hier muss Ålesund liegen. Der Inselboden ist grasbewachsen, Schafe grasen an verschiedenen Stellen, es sieht aus wie in Irland. An der Nordwestspitze von Runde befindet sich der Runde Fyr, das Feuer von Runde, der alte Leuchtturm. Dorthin sind wir unterwegs.

Wir begegnen dem Paar aus Potsdam und kommen erstmals ins Gespräch. Später stellt sich heraus, dass wir denselben Weg gewählt haben und ein ähnliches Tempo einschlagen. Wir sehen uns immer wieder bis zum Abend. 

Erst einmal geht es steil bergauf, dann etwas sanfter Richtung Steilküste, dem Küstenverlauf folgend. Nach einem kleinen Kamm fällt der Weg auf dem nächsten Grasplateau ab, hier ist ein hölzener Steg angelegt, der das Gehen auf dem sumpfigen Torfboden erleichtert. 

Bald sind wir an einem Abhang angelangt, unter uns liegt der alte Leuchtturm, besser gesagt, liegen zwei alte Leuchttürme und eine Handvoll Häuser in einer kleinen vorgelagerten Bucht. Der Abstieg ist nicht schwer, schon sind wir unten bei den Häusern. Eine Gruppe Jugendlicher ist hier zugange und belagert die Fläche vor den Häusern, Wanderer einzeln und die Gruppen laufen umher, Schafe grasen.

Am Wasser ist eine Anlegestelle mit einer Kaimauer. Ein Boot liegt dort vertäut. Auf dem Meer draußen fährt ein großes Schlauchboot mit vielen Leuten drauf, sie tragen alle gelbe Rettungswesten. Das ist eine organisierte Bootstour rund um die Insel. Das Geschaukel auf dem Meer würde mir nur wenig Spass bereiten. 

Wir setzen uns auf einen vorgelagerten Felsen, genießen die Szenerie und beobachten die Schafe. Dann geht es wieder an den Aufstieg. Es ist nicht weit bis zum ersten Brutfelsen. Wir sind im Hang bergauf unterwegs, vor uns taucht unvermittelt eine Klippe auf, wir sehen, dass wir auf einer zweiten, niedrigeren stehen. Es geht senkrecht runter ins Meer. Gegenüber der Felsen ist noch viel höher, in der Wand sind zahllose Vögel zu sehen. Tausende, die im Felsen hocken, sich am Grasboden festkrallen oder in einer Nische sitzen, Tausende, die laut kreischend umherfliegen. Es sind Basstölpel. Große weiße Seevögel mit braunen Köpfen, langen spitzen Schnäbeln und braunen Flügelspitzen.

Wir stehen sehr lange an dieser Stelle, ich fotografiere und filme mit dem iphone, mit der Canon-Spiegelreflex und mit der Sony-Kleinbildkamera. Die hat den größten Zoom, sie kommt auf 700 Millimeter, umgerechnet auf das Kleinbildformat, mit ihr bekomme ich die Tiere ganz groß aufs Bild, aber da die Kamera so leicht ist und ein Stativ hier ohnehin nicht viel nützt, sind viele Verwackler drin, auch liegt ein Dunstschleier auf den Aufnahmen. 

Später sind wir auf der anderen Seite des Felsens angekommen und blicken von dieser Perspektive auf die Basstölpelkolonie. Beeindruckend, mit welcher Selbstsicherheit sie sich vom Aufwind mitreißen lassen, mit  welcher Leichtigkeit sie fliegen. 

Plötzlich wird unsere Aufmerksamkeit auf einen anderen Punkt am Himmel gezogen. Da kommt etwas ganz Großes angeflogen. Es ist ein Seeadler, ein riesiger Vogel, weiße Spitzen an den Schwingen, heller geschwungener Schnabel.  Mit der Sony schaffe ich es, ihm zu folgen, wie er seine Kreise zieht und alles mit scharfen Augen beobachtet. Runde um Runde fliegt er über die Felsen, bis er irgendwann abdreht und schnell an Entfernung gewinnt, woanders nach seinem Abendessen Ausschau haltend.

Wir gehen erst einmal zurück zum Campingplatz, es ist noch mitten am Nachmittag, wir wollen am frühen Abend wieder hier hoch klettern und dann die Papageientaucher beobachten. Denn am frühen Abend kommen sie vom Meer zurück und sind an der Küste zu sehen.

Beim Abstieg kommen wir noch an einer ebenfalls sehr großen Raubmöwe vorbei. Sie bemerkt uns nicht, weil wir im Windschatten stehen. Als sie uns schließlich doch noch sieht, fliegt sie laut schimpfend davon.

Wie schon festgestellt, haben die beiden aus Potsdam denselben Rhythmus drauf wie wir, und so gehen wir gemeinsam runter und kommen jetzt endgültig ins Gespräch. Sandra und Marcus werden zwar am nächsten Morgen weiterfahren, aber wie der Zufall es will, werden wir sie auf unserer weiteren Reise noch wiederholt wiedersehen.

Am Wohnmobil angekommen, unternehmen wir gleich mehrerlei. Einmal ist ein frischer Kaffee zu kochen und mit ein wenig Backwerk, das wir in Skei erstanden hatten, zu essen. Dann checken wir die Lage an der Waschmaschine und waschen schließlich eine Maschine Wäsche. Zum dritten bereiten wir das Abendessen vor, es gibt mal wieder Lachsfilet, dazu Bratkartoffeln und einen Rest Reis mit Gemüse vom Vortag. Dazu einen Pfälzer Riesling vom Weingut Gilda Moll in Sankt Martin. Sehr empfehlenswert.

So gegen 19 Uhr ziehen wir wieder los und stellen fest, dass Sandra und Marcus wieder denselben Takt haben. Sie waren schon am Vorabend bei den Papageientauchern, das Wetter war zwar sehr schlecht, aber sie haben doch einige der schönen Vögel sehen können. Heute ist das Wetter großartig, es ist Sonntag, der morgige Pfingstmontag auch hier Feiertag - kein Wunder, dass hier die Hölle los ist. Ein Betrieb wie Samstagmittag auf der Frankfurter Zeil. Ein Mordslärm, Kindergeschrei, es wird auch gegrillt. Und das bei einem Beobachtungsplatz von Wildvögeln! 

Wir kämpfen uns bis zur ersten Reihe vorne am Abhang vor und versuchen den Trubel zu ignorieren. Die Sonne steht noch hoch, nach und nach sind die Puffins zu sehen, viele fliegen ganz tief unter uns entlang, einige wenige kommen vereinzelt höher, sind aber immer noch weit entfernt. 

Wir sind mehr als zwei Stunden hier oben und rühren uns nicht vom Fleck. Immer mehr Vögel kommen vorbei, man erkennt sie gut an den bunten Schnäbeln und den weißen Bäuchen. Immer öfter sitzt mal einer auf einem Stein in Reichweite des Teleobjektives. Dutzende Kameras sind auf ihn gerichtet, die Spiegelreflexkameras lösen klickend aus. Die Sony dagegen verursacht nicht das geringste Geräusch.

Mit der Zeit kommen immer mehr Vögel in die Nähe, das heißt auf die Hänge unterhalb des Beobachtungsareals, das durch einen Zaun abgegrenzt ist. Dort, wo die Vögel sich aufhalten, ist es so steil, dass sich kein Mensch dorthin traut. Mal abgesehen davon, dass es bei Strafe verboten ist, schließlich sind wir in einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet.

Plötzlich sitzt einer ganz dicht am Zaun, vielleicht einen halben Meter von der nächsten Person entfernt. Überhaupt nicht ängstlich schaut er auf die vielen Menschen, neigt den Kopf, sieht wirklich putzig aus. Die Kameras surren. Der Vogel wird zum Star. 

So geht das immer weiter, bis es weniger Vögel werden, das Zeitfenster, in dem sie sich hier oben aufhalten, ist endlich. Wir haben schon sehr viele Puffins gesehen, das erste Mal für uns beide. Ich hatte vor dreißig Jahren einmal die Chance, Puffins auf der Insel Skellig Michael vor der irischen Küste in Kerry zu sehen, aber die Überfahrt mit einem Katamaran dorthin hatte meine Aufmerksamkeit deutlich geschmälert. Auch waren die Tiere viel weiter entfernt gewesen.

Wir ziehen beglückt von dannen, mit einem solchen Erlebnis hatte ich nicht gerechnet. Und wir sind noch zwei Nächte hier auf Runde, wir können also morgen Abend wieder hierherkommen.

Für heute reicht es, wir gehen zurück zum Auto, nicht ohne weitere schöne Erlebnisse. Auf dem Weg nach unten kommen wir an einer Schafherde vorbei. Ein paar von ihnen halten sich im Bereich eines kleinen Felsens auf und turnen lustig umher. Ein schwarzes Schaf schafft es, sich auf den Rücken zu werfen und zu kratzen, die vier dünnen Beine weit von sich gestreckt. Ein Bild wie aus der Serie Shaun das Schaf.

Unser Plan für den Montag: mit dem Fahrrad wollen wir eine große Tour auf den Inseln unternehmen und abends wieder zu den Papageientauchern gehen. 


Mehr vom Schaf:


Das Video zu dieser Episode auf Youtube und gleich hier:





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